Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
Vom Netzwerk:
Sozowski das Richtige für sie wäre. Sozowski war ihr vor zwei Wochen noch als das Abenteuer ihres Lebens erschienen. Aber die abenteuerliche Hülle barg nichts als gähnende Langeweile. Nun bot sich ihr ein neues Abenteuer in dem bereits schal gewordenen.
    Ohne ihre Maske auch nur etwas zu lüften, griff Sigrid Sozowski frontal an. In der Pause zwischen zwei Shownummern gähnte sie deutlich sichtbar. "Mein Guter, ich langweile mich fürchterlich."
    Sozowski musterte sie schockiert. Schließlich war Sigrid sozusagen die glitzernde Spange am geheimnisvollen Umhang des jugendlichen Hasardeurs, den er sich vor zwei Tagen so schwungvoll um die Schultern geworfen hatte.
    "Aber natürlich, meine Liebe", ölte er, "so eine Show ist vielleicht nicht das Richtige für ein zartes Mädchenherz. Wechseln wir die Tapeten. Wie wäre es mit Krabbenfondue im Illustre?"
    Sigrid schoss eiskalt ihren nächsten Pfeil ab. "Ich stehe nicht auf tote Krabben. Das ist mir doch alles viel zu affig. Viel zu wenig Action. Ich brauch so was wie Surfen oder Roulette."
    Sigrid wusste genau, dass Sozowski Roulette hasste. Er hatte einfach Angst, als Verlierer dazustehen. Sozowskis Stimmung driftete umgehend in eine Schlechtwetterzone.
    Letzter Versuch:
    "Und wie wäre es mit uns beiden, einer Flasche Sekt in einem schönen breiten Bett?"
    Sigrid setzte zum Vernichtungshieb an: "Du hast wirklich das Einfühlungsvermögen einer Planierraupe. Ich gehe doch nicht aus Langeweile mit jemandem ins Bett. Ich muss dafür in Stimmung sein. Und mit dir..., ich weiß nicht." Sie hielt ihren Blick demonstrativ auf die Stelle, wo Sozowski seinen dicken Bauch mühsam mit einer starken Leibbinde zusammengezurrt hatte. Sofort fühlte er sein Ego schwer angeknackst.
    Da saß er nun mit einer Million im Koffer, er, der Cleverste aller Cleveren, und diese Maus mit dem hübschen Hintern machte sich rar.
    Als sie in den kühlen Abend hinaustraten und ein Taxi bestiegen, ahnten weder Sigrid noch Sozowski, dass sie sich vollendet in Elmars Zeitplan bewegten.
    Ein dunkelblauer Audi folgte ihnen unauffällig zum Hafen. Elmar sah, dass die Taxe hielt und Sigrid mit maskenhaft weißem Gesicht aus dem Wagen sprang. "Sieh doch zu, wie du alleine klar kommst!" , hörte Elmar seinen Vater wüten. Dann brauste das Taxi davon und Elmar folgte ihm. Sigrid war genau der Typ, der alleine klarkommen konnte. Also folgte Elmar dem Taxi eine gute halbe Stunde, bis zu dem kleinen Ort Groenlecht.
    Sozowski ließ vor einem kleinen Wochenendhäuschen halten, klein, aber mit Blick auf das Meer. Der Abend war im Eimer. Sozowski würde keine Energie mehr aufbringen, als man brauchte, um im Bett Whisky zu trinken und frustig in die Glotze zu starren. Und genau das tat er. Plötzlich schreckte er hoch. Hatte da nicht Glas geklirrt?
    Der Vorhang am Fenster bauschte sich und gab eine große dunkle Gestalt frei, die zielgerichtet auf Sozowski zuging. Er versuchte zu schreien, aber es kam kein lauter Ton aus seiner Kehle.
    Eine Stunde später schleppte Elmar eine schwere Last zu seinem Wagen. Aber die neue Kraft in ihm ließ alles leicht werden. Er verstaute seine Fracht im Kofferraum und fuhr zurück nach Amsterdam.
    Am nächsten Tag um 11 .00 Uhr stand Sigrid vor der Elverapotheke am Walplaats. Eigentlich war es mehr ein Zufall, dass sie so pünktlich ankam. Aber dieser ekelhafte Hotelier mit seinem anmachenden Blick und seinen glitschigen Fingern hatte sie glatt vertrieben. Natürlich hätte sie sofort wieder nach Düsseldorf zurückfahren können. Aber irgendwie war sie noch unbefriedigt. Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein? Als sie so vor diesem ekelhaften Hotel stand, war ihr die Etikette wieder eingefallen, die ihr der Punker in der Bar so geheimnisvoll angeklebt hatte. "Warum nicht?", dachte sie, und deshalb war sie jetzt hier. Elmar, immer noch im milden Punkerlook, kam auf sie zu, als sie gerade den Stand ihrer Armbanduhr mit der Uhr der Apotheke verglich.
    "Welch eine Zuverlässigkeit, so selten bei Menschen unseres Alters", trug Elmar mit Pathos und ausgebreiteten Armen vor.
    Sigrid musste lachen. Der Kontrast zwischen seinem getunten Äußeren und den poetischen Worten wirkte in der Tat belustigend. Und eigentlich war es auch ein schöner Tag. Sehr hell, sehr mild.
    "Habe ich dich also dem geiläugigen , hundertarmigen, alten Polypen entrissen?", fragte Elmar.
    "Das hast du, und es wurde Zeit", antwortete Sigrid.
    "Er wirkte schon etwas abgestanden", meinte Elmar. "Er schien

Weitere Kostenlose Bücher