Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)
eines fast fehlgeschlagenen Genforschungsprojektes. Du bist ein großer, starker Mann mit außergewöhnlichen Begabungen, aber ein Manip.
Manu bewegte sich neben mir in unruhigem Schlaf. Träumte sie auch? Ihr weißes Haar leuchtete unwirklich. Manu, sagte ich zu mir, ist deine Lebensgefährtin. Du liebst sie, aber du weißt immer noch nicht, ob du ihr ganz trauen kannst. Du hast geträumt, versuchte ich mich zu beruhigen. Aber es gelang mir nicht. Denn zu den außergewöhnlichen Begabungen, die die gentechnischen Experimente in mir geweckt hatten, gehörte der Wahrtraum. Was, zum Teufel , konnte an dieser verworrenen, indischen Geschichte wahr sein?
Ich legte mich wieder zurück. Die Bettücher klebten sich unangenehm feucht und kalt an meine Haut. Ich überlegte noch, ob ich mir neue holen sollte, da fiel ich schon wieder in dumpfen Schlaf. Neue Bilder begannen mich einzuholen. Meldete sich meine Vergangenheit wieder?
Die Bedrückung, in der mein erster Traum geendet hatte, baute sich wieder in mir auf. Aber die Bilder waren andere. Der Tempel war verschwunden. Stattdessen fand die nächste Szene in einem völlig weißen, geradezu überhellen Raum statt. Ein junger Mann lag wie ein Bündel alter Lumpen in der Ecke des Raumes. Er war mir nicht sympathisch. Irgendjemand hatte ihn sich vorgenommen. Er wirkte wie zerbrochen. Der junge Mann mochte gerade 30 Jahre alt sein. Er sah völlig unausgeschlafen aus, ein sehr hagerer Typ. Steile Falten standen zwischen seinen Augenbrauen. In seinen Augen flackerte die Angst. Man kann eine Paranoia eigentlich nicht gut beschreiben. Was heißt schon "wahnhaft" oder "eingebildet". Wenn davon die Rede ist, z.B. in öffentlichen Diskussionen, im Fernsehen oder wo auch immer, wird mir regelmäßig schlecht. Das ist dann so, als hätte sich die ganze Welt auf eine Welt geeinigt. Ganz klar, da ist sie, diese Welt, so geht es in ihr zu. Alle sind damit einverstanden, und nur dieser eine, der Wahnsinnige, der hat eine eigene, und die ist falsch. Er scheint der einzige, der sich eine Welt nur einbildet, eine die rein subjektiv ist. Alle anderen sehen die Welt objektiv. So einfach ist das.
Zwei Typen mit den platten Gesichtern der ewigen Gehilfen zogen ihn vom Boden hoch und setzten ihn in eine Art Operationsstuhl. Sie schraubten seinen Kopf in einem silbernen Gewirr von Strahlenkränzen fest und schnallten seine Arme an. An der Kopfseite des Raumes wurde eine breite Glasscheibe sichtbar. Hinter dieser Scheibe hantierten die eigentlichen Akteure des Experimentes. Sie bedienten Terminals und einer von ihnen ein Gerät, das an einen Joystick erinnerte.
Von der Kopfhaut des jungen Mannes begann Dampf aufzusteigen. Die Lasermanipulation an seinem Gehirn begann.
Die Augen des jungen Mannes flackerten.
Mein Traum verdichtete diese Vorgänge, die möglicherweise Jahre brauchen, um zu ihrer explosiven Reife zu kommen, in einen Augenblick. Ich konnte genau sehen, wo in seinem Gehirn die Angst war und mit ihr auch die Unsicherheit. Dann richtete sich der Mensch von innen her auf. Wut gab ihm die Kraft dazu. Wut auf das, was ihm Angst machte. Aber immer noch flackerte sein Blick. Immer noch war da diese Unsicherheit. Jeden Augenblick konnte die Wut wieder in Angst umkippen. Dann aber wurde aus der Wut Hass. Das Flackern in seinen Augen erstarb. Jetzt war er stark.
Zeit der Stärke.
Der Laser hatte seine Arbeit getan. Ein weiterer Strahlenkranz bewegte sich über die richtige Stelle im Gehirn des Mannes. Grüne Strahlen brachen aus ihm auf. Ein spezielles Elektromagnetisches Spannungsfeld veränderte die Erinnerungsspeicher des jungen Mannes. Keine Details, sondern Grundgefühle wurden eingegeben. Basisgefühle nannten sie es. Die Angst der Paranoia wurde immer mehr überlagert von Stärkegefühlen. Seiner Wut und seinem Hass wurden gewissermaßen andere Grundlagen gegeben, scheinbar realistische.
Das Flackern in den Augen des Mannes war jetzt völlig verschwunden. Es machte einem eiskalt starrenden Blick Platz. Da war kein Platz mehr für Unsicherheit. Die Wut hatte ein klares Ziel gefunden und eine tragfähige Basis. Und jeder, der in den Bereich ihrer Energie geriet, schwebte in tödlicher Gefahr.
Was fing meine Intuition da auf? War es Vergangenheit oder Zukunft? Vor allem: Was hatte das alles mit mir zu tun?
Mein Körper geriet in Bewegung. Ich berührte Manu, stieß sie unsanft an. Sie nörgelte, noch halb im Schlaf und schlug nach mir, dem Störenfried.
Ich erwachte ganz. Manu sah
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