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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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mich an: "Das möchte ich mal endlich wieder erleben: Mit dir zu schlafen und dann die Nacht wirklich durchzuschlafen."
    Ich zuckte die Schultern: "Soll ich nebenan schlafen?"
    "Was ist denn los mit dir?"
    Manu machte alle Anstalten sich wieder in ihr Bettuch einzurollen.
    "Da ist was im Gange. Ich spüre es in allen Knochen und außerdem träume ich davon."
    "Erzähl mir morgen davon, sei so nett! Die Welt wird doch sicher noch bis morgen Zeit haben, um von dir gerettet zu werden."
    "Irgendjemand hat etwas Schreckliches vor."
    "Ach Gottchen", murrte Manu. "Das ist doch wohl so neu nicht. Irgendwo, du kannst dich darauf verlassen, notzüchtigen gerade jetzt sabbernde Väter ihre wehrlosen Töchter. Irgendwo hecken geldgeile Geschäftsleute und beschränkte Dorfoberen, die sich Staatspräsidenten nennen, Kriegspläne aus. Irgendwo wird gerade ein reicher alter Gatte vergiftet."
    "Bist du vielleicht manchmal ein klein wenig zynisch?"
    "Natürlich! Das ist meine neurotisch überspannte Abwehr. Die habe ich mir mühsam aufgebaut, um nicht andauernd in ätzenden Depressionen zu versinken."
    "Und was wehrst du ab?", fragte ich.
    "Die Angst", sagte sie, "die dir jetzt gerade aus den Augen flackert. Ich wehre die Angst ab, damit sie sich nicht zum Verfolgungswahn ausweitet. Von der angsterfüllten Wahrnehmung, dass ganz viel Schreckliches passiert, bis zu der Vorstellung, dass da eine ungeheure Verschwörung im Gange ist, die alles Lebendige auf dieser Welt auslöschen will, ist es mir ein zu kleiner Schritt."
    "Ich habe noch nicht einmal gedacht, dass dies irgendwie gegen mich gerichtet ist. Aber der Gedanke an eine Verschwörung liegt mir tatsächlich nicht fern."
    Ich erzählte ihr die Träume.
    "Ich hasse Wahrträume", fröstelte Manu. "Wahr bedeutet doch bestimmt wieder, dass wir irgendetwas unternehmen werden. Und was es auch sein mag, es passt mir schon jetzt nicht."
    "Aber da ist was im Gange."
    "Das hatten wir heute schon einmal, Sherlock Lycian! Gewiss hat Professor Moriarty wieder etwas ungeheuer Böses ausgeheckt. Ich weiß nur nicht, ob ich Lust habe, wieder einmal dein Watson zu sein."
    "Ach, du bist für mich in vielerlei Hinsicht unverzichtbar", sagte ich und zog Manu an mich.
    "In vielerlei Hinsicht möchte ich auch durchaus unverzichtbar bleiben. Aber zur Aufklärung von Verschwörungen bequatsche doch lieber jemanden anderen."
    Ich musste also auf Manu bei den kommenden Nachforschungen verzichten. Aber auf das andere Unverzichtbare kam ich gleich zurück. Wer konnte schon wissen, wann wir das nächste Mal so gemütlich zusammen im Bett liegen würden.
     
    *****
     
    Sherba suchte die Blumen aus. Die Blumen waren wichtig. Blau für die K larheit, jene nur dem für Mystik empfänglichen Menschen verständliche Tiefe des Geistes. Rot für die Hochzeit, die Vereinigung aller Gegensätze und weiß für den Tod, die Farbe der Unschuld. Der Unschuld? Na ja, was sollten die Toten schon schuld sein? Aber mit dem Wort Unschuld gerieten Sherbas Gedanken ins Fließen und seine Augen ins Unstete. Diesen Aspekt hatten sie damals im Tempel noch nicht ganz zu Ende gedacht. Aber schließlich stand die "Bewegung der Reinigung" erst am Anfang ihres Weges.
    "Eigentlich ist die Zusammenstellung etwas ungewöhnlich", meinte die Floristin.
    "Sie ist auch für einen ungewöhnlichen Zweck gedacht", kicherte Sherba.
    " Verrückt", dachte die Floristin, "und ich möchte nicht seine Angebetete sein. “ Sie war sehr froh, als sich die Glastüre mit dem automatischen Türschließer hinter Sherba ruckend schloss.
     
    *****
     
    Die Sonne schien immer noch brennend auf die Kongresshalle, obwohl es schon nach 20.00 Uhr war. Den ganzen Tag über hatte sie schon ununterbrochen geschienen. Jetzt aber gab sie noch eine Zugabe drauf. Eine Krönung dieses Sommers, aber eine Krone, die auf allen lastete.
    Wagner saß am Eingang der großen Halle und wischte sich ständig den Schweiß ab. Die Halle war mit mindestens fünfhundert Parteifreunden und -freundinnen gefüllt. Das Sommerfest des Ortsverbandes quälte sich noch durch jenes Stadium, in dem eine Rede die andere ablöste.
    Wagners Blick schweifte müde über die Tischreihen, auf denen sich wieder der Wohlstandsmüll türmte. Verpackungen von Keksen, Crackern, Schokostückchen, Plastikbechern, das Übliche also. In dieser Partei war Öko out. Die Gesichter der Menschen glänzten fett. Das machte die Wärme, aber sicher auch die Vorfreude auf das, was noch kommen würde: Tanz und Grill

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