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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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haben.
    Urplötzlich stieß er mit dem Kopf gegen eine Angelrute. Ein Geschäft, das Angel- und Jagdbedarf ebenso wie Jeans verkaufte, hatte ein ganzes Bündel billiger Angelruten an eine Querverstrebung der Markise über dem Schaufenster gehängt. Sie hingen tief über dem Gehsteig.
    Sherba wusste sofort, dass er diesen Laden betreten musste. Gleich rechts neben der Türe schimmerten ihm matt glänzende Messer und Dolche entgegen. Einer der Dolche, der eine seltsam gebogene Klinge hatte, stach ihm besonders ins Auge. Sherba schob die Glasscheibe beiseite, die das Regal mit den Waffen verschloss und griff nach ihm. Das Messer lag neben einer matt schwarzen, eisernen Kugel, die mit einem Stachel bewehrt war. Sicher handelte es sich auch um eine Waffe. Aber Sherba konnte sich nicht vorstellen, wie sie eingesetzt wurde. Ein Wurfgeschoss vielleicht? Oder nur Teil der Dekoration?
    Sherba nahm das Messer seiner Wahl heraus. STAINLESS STEEL stand auf dem Schaft der gebogenen Klinge. Der geschliffene Stahl leuchtete in dem düsteren Laden hell auf, als Sherba den Dolch bewundernd in seiner Hand hin und her drehte.
    MADE IN TAIWAN stand da noch in ganz kleinen Buchstaben. Bitterkeit zog Sherbas Mundwinkel nach unten. Klar, dachte er, was Besseres kann ich mir eben nicht leisten. Aber dann tauchte tief aus seinem Unterbewußtsein so etwas wie eine Erinnerung auf, eine ganz unscharfe Ahnung von einer Situation oder einem Geschehnis, das erst kürzlich passiert sein musste. Musik klang in Sherbas Kopf auf, fernöstliche Musik, eine Flöte? Jedenfalls trieb es ihm die Tränen in die Augen, Wehmut, Sehnsucht kamen in ihm hoch, eine Erinnerung an eine bessere Zeit, aber wann sollte das gewesen sein, seine Zeit der Stärke? Seine Mundwinkel entspannten sich wieder. Dieses Messer! Sein Griff tat ihm gut. Er hatte innen vier Mulden für die Finger. Die obere war besonders stark ausgewölbt. Sie umfasste den Zeigefinger fest. Der Kreuzbalken war schräg angesetzt und fußte hinten auf der Daumenwurzel. Diese Waffe passte wie angegossen an Sherbas Rechte.
    Sherba wog den Dolch in seiner Hand. Er mochte etwa dreihundert Gramm wiegen. Dieser Dolch war für den Kampf bestimmt, ja er schrie geradezu nach Härte und Brutalität. Die Waffe besaß keinen Springmechanismus wie etwa die italienischen Stiletts oder deutsche Fallschirmmesser.
    Es besaß einfach nichts, was versagen konnte. Vielmehr ließ es sich ganz leicht (bei etwas Übung) mit einer Hand öffnen, wenn man den Daumen zu Hilfe nahm. Im aufgeklappten Zustand rastete es völlig geräuschlos und fest ein. Sherba wusste in diesem Augenblick schon, dass er diesen Dolch kaufen würde. Er würde sein letztes Geld opfern, aber er musste diese Waffe besitzen. Von diesem Dolch ging eine Kraft aus, wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte, ausgenommen in dieser unscharfen Erinnerung.
    Diese Waffe hatte ihren Weg gemacht, über die Berge und über die See, von Taiwan bis nach Middelburg. Sie hatte ihn gesucht und ihn gefunden.
    Sherba bezahlte den Dolch bei einem jungen, spritzigen Verkäufer mit seinen letzten zwanzig Euro.
    Als er vor den Laden trat und die drückende Sommerhitze spürte, wusste Sherba, dass er ein anderer geworden war. Der Dolch brannte in seiner Hosentasche so heiß, als käme er gerade aus der Schmiede.
    Als Sherba den harten Griff an seiner abgewetzten Lederjacke spürte, schoss seine Hand zur Hosentasche. Er brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, dass seine Verfolger - es pflegen immer zwei zu sein, die solch einen Job erledigen - hinter ihm standen. Normalerweise wäre er jetzt in die Knie gebrochen und hätte um Gnade gewinselt. Aber heute nicht, heute war sein Tag.
    Zeit der Stärke.
    Der Griff des Dolches schmiegte sich um die Finger seiner rechten Hand. Im Herausziehen öffnete sein Daumen den Dolch. In Sekundenbruchteilen spürte Sherba, wie die Klinge einrastete. Jetzt erst gab er dem Zug der eisernen Hand auf seiner Schulter nach, sah direkt in die eiskalten Augen seines Verfolgers und fuhr ihm mit dem Dolch quer durch das Gesicht. Der Mann schrie auf, ließ Sherba los und riss die Hände schützend vor den Kopf. Offenbar hatte Sherba sein rechtes Auge verletzt. Sherba stieß ihm den Dolch in den Bauch und sprang einen Schritt zurück, was den seitlich angreifenden zweiten Verfolger ins Leere laufen ließ. Wieder stieß Sherba vor. Wie eine wütende Viper rammte er dem Mann den Dolch von der Seite in den vorgestreckten Hals und riss ihn im

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