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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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Galopp.
    Er hatte mich wieder einmal stehen lassen. Ausnahmsweise war ich ihm nicht böse. Diesmal spielte ich liebend gerne mit. Voller Aufregung trieb ich Aquila an, bis wir Manuel kurz vor dem Fluss wieder einholten.
    „ Aurelie?“, fragte ich nur, als ich vom Pferd stieg.
    „ Natürlich, Aurelie“, zuckte er mit den Schultern – was für eine blöde Frage.
    „ Erzähl! Nein, entschuldige, ich bin so neugierig. Du brauchst natürlich nicht …“
    Meine Indiskretion brachte mich zum Erröten. Ich war so glücklich für ihn, mir war tatsächlich danach, ihn zu drücken. Was ich auch tat. Schlagartig spürte ich, wie sich Hitze in meinem ganzen Körper breitmachte. Ich nahm seine Hand in meinem Genick wahr und riss mich aus seiner Umarmung.
    „ An wen denkst du gerade?“
    „ An wen denn?“
    „ Antworte bitte!“
    „ An dich, natürlich.“
    „ Wenn ich recht verstehe, ändert es rein gar nichts zwischen uns … ob du mit Aurelie gehst oder nicht.“
    „ So weit würde ich nicht gehen. Es ändert schon etwas. Ich hoffe, sie wird mir helfen, von dir loszukommen. Ich bin aber kein Roboter, bei dem man auf einen Knopf drückt, um das Programm zu wechseln. Lass mir ein bisschen Zeit, ich bin auf dem richtigen Weg. Mein Schuh muss sich erstmal einlaufen … Es ist schon verrückt“, fuhr er nach einer kurzen Pause traurig fort, „ich musste dir erzählen, dass ich eine Freundin habe, um dich glücklich zu machen.“
    "Ich dachte, Du wärst es."
    „ Tja, ich war‘s … drei Sekunden lang … Du hast sie auch gespürt, oder?“ War das eine Anspielung auf die Hitze? Ich antwortete nicht. „Natürlich hast du das. Wie ist es mit Yannick? Kannst du ihn auch fühlen?“
    „ Anders“ – ich wich seinem Blick aus.
    „ Wirklich anders? Oder anders, wie mit allen gewöhnlichen Sterblichen?“
    „ Was spielt das schon für eine Rolle?“
    „ Ich muss es wissen … wegen Aurelie. Sagen wir, mich interessiert der wissenschaftliche Aspekt.“ Klar, der war ja von immenser Bedeutung. Ich schwieg. „Bitte, Lilly.“
    „ Es ist wirklich anders“, sagte ich schließlich. „Intensiv, aber eben anders. Es gibt einen Austausch. Yannick kann wahrnehmen, was in mir vorgeht.“
    „ Wow! Das muss dich ja interessant machen. Spürt ihr auch diese Hitze?“ Ich verneinte mit einer Kopfbewegung. „Wir sollten doch einmal miteinander schlafen, um den Unterschied festzustellen.“
    Aus seinem Mund klang es wie das Natürlichste auf der Welt. In dem Ton hätte er genauso gut
„wir sollten einen Kaffee trinken gehen“
sagen können. Meinte er das ernst? Ich kam mir wie ein wissenschaftliches Experiment vor.
    „ Du bist unmöglich! Immer musst du alles kaputtmachen.“
    Wütend hatte ich schon einen Fuß im Steigbügel, als er mich am Arm packte.
    „ Geh nicht, Lilly, du hast mich missverstanden. Ich habe doch nicht gesagt, dass wir hier und jetzt miteinander schlafen sollen. Auch nicht morgen ... Natürlich, wenn du das willst … Nein, entschuldige. Was erzähle ich für einen Mist! Ich meinte, irgendwann vielleicht … in einem Jahr, in fünf. Was weiß ich? Sobald du dafür bereit bist. Ich möchte nicht unwissend sterben. Reizt es dich denn nicht zu wissen, wie es ist, mit einem Gestaltwandler Sex zu haben?“
    „ Ehrlich gesagt, NEIN. Es ist mir sowas von egal. Verstehe doch, ich bin einfach glücklich. Ich bin unsterblich in Yannick verliebt. Ich fühle mich wie im siebten Himmel, wenn er mich berührt, und könnte den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen. Ist dir meine Antwort klar genug?“
    „ Klar und deutlich.“
    „ Sollte ich eines Tages nicht mehr mit ihm zusammen sein, und das Bedürfnis haben, mit einem Werwolf zu schlafen, werde ich an deine Tür klopfen, versprochen“, sagte ich sarkastisch. „Aber, bis dahin erspare mir bitte deine Annäherungen und lass mich endlich in Ruhe.“
    Ich artikulierte das Ende des Satzes, als würde ich mit jemandem sprechen, der schwerhörig … oder ganz einfach schwer von Begriff war.
    „ Geh nicht, Lilly. Nicht so, nicht sofort“, bat er mich inständig. „Ich schwöre dir, ich wollte dich nicht allein sehen, um dir sowas anzubieten. Eigentlich hatte ich nur vor, über Aurelie zu sprechen. Ich dachte mir schon, dass du dich darüber freuen würdest … oder auch nicht … Na ja, jedenfalls nicht so. Wie auch immer, du solltest es wissen, bevor du uns zusammen siehst. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Diese Hitze ist mir in den Kopf gestiegen. Glaube

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