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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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meine Großmutter mit einem „Ja, hallo!“
    Marie übersetzte: „Sieht Klasse aus, dein Kleid!“
    Mein Vater sagte … gar nichts. Meine neue Aufmachung hatte ihm regelrecht die Sprache verschlagen. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und fragte in einem Tonfall, der lässig wirken sollte: „Wieso bist du so früh da?“
    „ Ich muss noch eine Baustelle in der Nähe besuchen und dachte, Yannick würde mich vielleicht begleiten.“
    Nun war ich an der Reihe, verdattert zu gucken. Ich wollte gerade protestieren, als mein Freund mir zuvorkam und antwortete: „Sehr gerne. Ich nehme sowieso an, dass Lilly heute Nachmittag mit Manuel reiten geht.“
    Ich stand fassungslos da, wie erstarrt. Er hätte mir genauso gut eine Ohrfeige geben können. Da mein Freund offenbar meinen Vater mir vorzog, ging ich in die Küche. Großmutter merkte sofort, dass mich etwas bedrückte, und bat mich, mehr Verständnis für Yannick aufzubringen. Schließlich wollte er, dass mein Vater ihn mochte, was im Grunde genommen wichtig war, da wir ja vorhatten zusammenzuziehen. Unter diesem Aspekt räumte ich ihm mildernde Umstände ein, trotzdem hätte er mich wenigstens nach meiner Meinung fragen können.
    Nach dem Essen legte sich Oma hin. Ich räumte noch die Küche auf, während die Männer ihren Kaffee tranken, und ging schließlich auf mein Zimmer. Ich war gerade dabei, die Nummer von Manuel zu wählen, als Yannick den Raum betrat. Sofort legte ich das Telefon weg. Er setzte sich auf das Bett und streichelte mein Bein.
    „ Schmollst du?“
    „ Ich bin schon ein bisschen sauer“, musste ich zugeben.
    „ Ich bin auch nicht begeistert. Was hätte ich sonst machen sollen? Anscheinend ist er nur meinetwegen nach Hause gekommen. Ich konnte doch schlecht sagen ‚Ich mache lieber ein Mittagsschläfchen mit Ihrer Tochter. Bitte Lilly, schenk mir ein Lächeln, bevor ich gehe.“ Ich kämpfte dagegen an, er ließ aber nicht locker: „Du kannst das viel besser. Bitte Lilly, ein Lächeln.“
    Verflixt nochmal, ich konnte diesen Augen nicht widerstehen. Er kam immer näher, würde mich küssen. Seine Finger auf meinem Schenkel entfachten ein Feuer, das ich unbedingt löschen musste. Vorher musste er aber dafür zahlen. Ohne Vorwarnung packte ich seine Hände und brachte ihn zu Fall. Auf seinen Hüften sitzend küsste ich ihn mit Leidenschaft. Als ich sein Verlangen spüren konnte, sprang ich vom Bett und sagte lässig: „Mein Vater wartet auf dich, und falls du es vergessen hast, ich habe bereits ein Rendezvous mit Manuel.“
    Mit leuchtenden Augen kam er flüsternd zu mir: „Du kleines Luder.“
    „ Ich liebe dich auch“, hauchte ich in sein Ohr, während er mich zur Tür trug und gegen sie drückte. Mit allen vieren umklammerte ich ihn. Oh Gott, diese Begierde! Seine. Meine. Ich musste die Bremse ziehen, ehe mein Verstand aussetzte.
    „ Hör auf Yannick! Was machst du denn? Mein Vater wartet auf dich.“
    Die Vorstellung, er könnte hochkommen und an die Tür klopfen, hinter der Yannick mich gerade nahm, fand ich furchtbar.
    Wider Willen ließ mich Yannick frei.
    „ Lilly Fabre, du machst mich wahnsinnig.“
    „ Dann sind wir quitt.“
    Als Yannick weg war, spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, um mich abzukühlen. Ein Tropfen auf den heißen Stein, denn eigentlich wäre eine kalte Dusche dazu nötig gewesen. Schließlich rief ich Manuel doch an.
    Da Aurelie vorhatte, gegen vierzehn Uhr zu kommen, fragte ich ihn, ob ich sie beim Reiten begleiten könnte.
    „ Gerne! Komm doch gleich. Es würde mich wirklich freuen … Ich habe den Eindruck, du gehst mir aus dem Weg.“
    „ Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen“, gab ich vor. „Ich komme, sobald ich fertig bin.“
    Eine halbe Stunde mit Manuel konnte einem wie eine Ewigkeit vorkommen, je nachdem wie die Lage sich zuspitzte. Ich hatte die Absicht, kurz vor Aurelie dort einzutreffen, so hätten wir nur ein paar Minuten für uns allein. Eine halbe Stunde war definitiv zu lang. In einer solchen Zeitspanne konnte so einiges geschehen oder gesagt werden, was man hinterher bereuen konnte. Ich wollte nicht erneut in eine solche Lage geraten, wollte nicht mehr streiten. Also versuchte ich, ein wenig zu lesen. Vergeblich. Ich konnte mich kein bisschen konzentrieren. Da ich weder den MP3-Player von Yannick noch seine Musikkoffer finden konnte, ließ ich meine bescheidene CD-Sammlung Revue passieren. Das weiße Cover von Milow stach mir sofort ins Auge.
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