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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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dass ich nicht kommen würde. Bestimmt musste er während der Ferien mehrere Pferde bewegen, er sollte nicht umsonst auf mich warten. Als ich mein Handy anmachte, stellte ich fest, dass er mir eine Nachricht geschickt hatte, und zwar um ein Uhr nachts:
    „ ICH HABE ES GEMACHT. BIS SPÄTER“, las ich.
    Was meinte er damit? Was hatte er gemacht? Der Schurke! Daher seine Selbstsicherheit. Er hatte bereits vorgehabt, mich neugierig zu machen. Was nun? Die Sache musste überdacht werden, also legte ich mein Telefon wieder auf meinen Nachttisch, ohne eine SMS geschrieben zu haben. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte mir, dass Manuel noch schlief. Das ließen die geschlossenen Fensterläden zumindest vermuten. Hatte er nicht erwähnt, ich sollte nicht vor zehn kommen? Demnach brauchte ich nichts zu überstürzen. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.
    Jetzt war ich an der Reihe, mich in Yannicks Zimmer zu schleichen und unter seine Decke zu kriechen. Er lag auf der Seite. Trotz des schummrigen Lichts, das im Zimmer herrschte, konnte ich die Umrisse seiner Tätowierung erkennen. Ich zeichnete sie mit den Fingernägeln nach. Seine Haut erzitterte unter meinen Berührungen und ein Knurren der Lust entwich seiner Kehle.
    „ Guten Morgen!“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    „ Guten Morgen, meine Süße. Wie viel Uhr ist es?“
    „ Neun vorbei.“
    „ Luder!“
    „ Ich kenne einen, der mich zu unsittlicheren Zeiten weckt.“
    „ Ich will mich ja nicht beklagen. Hör ja nicht auf!“ Während ich ihn streichelte, erkundigte er sich nach unserem Zusammentreffen mit Anna.
    „ Sie war wie verwandelt. Im Grunde genommen haben wir nicht einmal über dich gesprochen. Sie wollte nur wissen, ob du bereit wärst, ihr wieder die Hand zu geben. Ich denke, sie möchte sich bei dir entschuldigen.“
    „ Wir können nach dem Frühstück hingehen. Ich nehme an, du wirst sowieso reiten wollen.“
    „ Ja, aber heute Morgen möchte ich allein hin … Ich habe es Manuel mehr oder weniger versprochen.“ Yannicks Verspannung war unter meiner Berührung deutlich zu spüren. „Er will mir etwas erzählen“, fügte ich schnell hinzu.
    „ Was heißt mehr oder weniger versprochen?“, fragte er, während er sich zu mir drehte.
    „ Na ja, es war quasi eine Bedingung, damit er sich um Marie kümmert. Wir konnten ja schlecht in ihrer Anwesenheit mit Anna reden.“
    „ Dieser Scheißkerl! Ich mag es nicht, wenn er Druck auf dich ausübt … und noch weniger, wenn du das mit dir machen lässt“, runzelte er die Stirn.
    „ Eigentlich wollte ich nicht hingehen … Er hat mir aber eine Nachricht geschickt, die mich neugierig gemacht hat.“
    „ Was für eine?“, fragte er stutzig.
    „ Ich habe es gemacht.“
    „ Solange er es nicht mit dir gemacht hat.“
    Ein Lächeln zeichnete sich auf seine Lippen, ehe er mich küsste. Zum ersten Mal war ich bei einer seiner Liebkosungen geistig abwesend. Er musste es gespürt haben, denn er schaute mich fragend an.
    „ Du meinst, er hat …, er geht …“, ich konnte meine Frage gar nicht beenden.
    „ Wie soll ich das wissen? Keine Ahnung, was in seinem Kopf vorgeht. Du kennst ihn ja besser als ich. Es wäre immerhin möglich, nein? Wäre es so abwegig?“
    Aber natürlich, er hatte Recht. Wieso war ich selber nicht darauf gekommen? Ich musste total entgeistert ins Leere geschaut haben, denn auf einmal fragte Yannick fast besorgt, ob ich ein Problem damit hätte.
    „ So ein Blödsinn! Im Gegenteil, ich würde mich für ihn freuen.“
    Würde ich auch, wirklich!
    Um Yannicks Zweifel wegzufegen, küsste ich ihn mit einer Leidenschaft, die Manuel augenblicklich in Vergessenheit geraten ließ. Wir waren gerade dabei, in Flammen aufzugehen, als Marie plötzlich ohne Vorwarnung in den Raum stürzte.
    „ Kannst du nicht anklopfen?“, rief ich genervt.
    „ Das ist MEIN Zimmer, falls du es vergessen hast. Ich darf doch noch meine Sachen holen. Könnt ihr das nicht bei dir machen?“
    Mir schien, der Satansbraten nahm sich alle Zeit der Welt, nur um mich zu ärgern. Langsam fühlte ich Wut in mir hochsteigen. Yannick, der mich immer noch berührte, musste das gespürt haben, denn er versuchte mich mit Streicheeinheiten zu besänftigen und flüsterte mir dabei amüsiert zu: „Cool down, Baby!“
    Nach dem Frühstück vergewisserte ich mich, dass es Yannick wirklich nichts ausmachte, wenn ich allein mit Manuel ausritt. Er versicherte mir, er hätte kein Problem damit, er würde

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