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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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schraube … so kannst du unbeobachtet tanzen, wenn du magst“, grinste er mich an.
    Verlegen fiel mir nichts dazu ein. Er begleitete mich bis zum Garagentor, holte das Mofa raus, nahm den Helm vom Lenker, und bevor er ihn mir aufsetzte, drückte er mir einen Kuss auf die Stirn. Ein harmloser Kuss, der ein Kribbeln in meinem Bauch hervorrief.
    „ Bis später, Lilly.“
    „ Bis später! Und danke für die Inspektion.“
    „ Habe ich gerne gemacht.“
     

     

     

14
     

     

     

     

    Zu Hause leistete ich meiner Großmutter Gesellschaft. Ich musste sie schließlich darauf vorbereiten, dass ich am Abend wegwollte. Beiläufig erkundigte sie sich nach Yannick, fragte nach seiner Adresse, nach seinem Alter. Was das erste betraf, bestätigte ich, dass er da wohnte, wo wir es angenommen hatten. Ansonsten blieb ich unpräzise, meinte, er sei um die zwanzig, was nicht unbedingt gelogen war, nur dass sein Alter gleich nah an dreißig lag.
    Als sie sich nach dem Essen hinlegte, zog ich mich in mein Zimmer zurück. Ich musste dringend meine Gefühle ein wenig ordnen. Das Chaos in meinem Kopf und in meinem Herz wurde jeden Tag größer. Ich war wegen meines Mofas zu Yannick gegangen und landete wohl oder übel in seinem Zimmer … Ganz zu schweigen von meinen Ängsten … Und am Ende wäre ich am liebsten gar nicht mehr gegangen. Wäre da nicht Manuel gewesen, ich hätte keine Sekunde gezögert, Yannicks Freundin zu werden. Ach Manuel! Mein Gewissen plagte mich schon wieder. Vor allem, als ich feststellte, dass ich an diesem Morgen keine Sekunde an ihn gedacht hatte. Es entsetzte mich. Wie konnte das sein? Ich war mir meiner Gefühle so sicher gewesen … Und sieh an, es musste nur ein Schönling mit blauen Augen vorbeikommen und schon sollte der Rest Vergangenheit sein. Andererseits fragte ich mich, worüber ich mich beklagte. Hatte ich mir nicht gewünscht, jemanden zu treffen, der mir half, Manuel zu vergessen? Und jetzt, als das geschah, wollte ich davonlaufen. Ich beschloss, Manuel anzurufen, um zu hören, wie es ihm ging … und wenn ich ehrlich war, wollte ich damit vermeiden, dass er mich später anrief.
    Als ich bei Yannick ankam, war das Garagentor geschlossen, also stellte ich mein Mofa am Straßenrand ab. Neben der Tür waren zwei Klingeln ohne Namen, ich drückte einfach auf die obere. Nichts. Kaum hatte ich ein zweites Mal geklingelt, hörte ich, wie jemand die Treppe hinuntereilte.
    „ Sorry Lilly! Wartest du schon lange?“
    „ Nein, ich bin gerade angekommen.“
    „ Ich war eingeschlafen. Wenn es dir nichts ausmacht, ich brauche erstmal Kaffee und Musik, um wach zu werden.“
    „ Soso … Du machst ein Mittagsschläfchen … Wie meine Großmutter.“
    „ Tja, so ist es, wenn man alt wird“, grinste er mich an. „Ich nehme an, du trinkst immer noch keinen Kaffee?“
    „ Doch, um die Zeit gerne.“
    Kaum waren wir in seinem Zimmer, schon legte er eine CD ein.
    „ The Gaslight Anthem“, meinte er. „Sie werden mich wachrütteln.“
    Natürlich kannte ich die Gruppe nicht, sie gefiel mir aber auf Anhieb. Yannick war gerade dabei, mich zur Rockmusik zu bekehren. Sein Mittagsschlaf hatte Spuren im Bett hinterlassen. Diesmal bemühte er sich nicht, die Decke zurechtzuziehen. Seine verschlafenen Augen fingen wieder an zu leuchten, als er mich anstarrte.
    „ Ich habe mir heute Morgen ein paar CDs angeguckt, und ich muss zugeben, dass viele mir überhaupt nichts sagen.“
    „ Keine Sorge, du bist nicht die Erste, der es so geht. Eigentlich wundert mich das nicht, du bist noch jung.“
    „ Na ja, so viel älter bist du auch wieder nicht.“
    „ Mag sein, ich bin aber mit Rockmusik aufgewachsen und habe die ganzen CDs und Platten von meinem Vater geerbt. Abgesehen davon ist Musik für mich eine richtige Leidenschaft.“
    „ Das sehe ich. Ich finde deine Sammlung beeindruckend.“
    „ Es sind gar nicht so viele. Wenn du genau hinguckst, wirst du merken, dass die CDs nicht einmal die Hälfte der Wand einnehmen. Die meisten habe ich in Paris. Wer weiß … Vielleicht wirst du sie eines Tages sehen. Woher kommst du denn eigentlich?“
    „ Ich wohne in der Normandie.“
    „ Gar nicht so weit weg von Paris“, lächelte er mich an. „Und was hörst du für Musik?“
    „ Alles und nichts. Was gerade aktuell ist. Obwohl, nein! Hip-Hop und Rap sind nicht unbedingt mein Fall. Ich liebe auf jeden Fall dunkle Stimmen. Dein Bj
ø
rn Berge von heute Morgen zum Beispiel hat mir sehr gut gefallen. Sogar bei

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