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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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ihn zu sehen. Als ich den Schlüssel im Schloss gehört hatte, hatte ich schon befürchtet, sein Bruder käme, um sich die Waffen zu holen. Trotzdem blieb ich in der Defensive.
    „ Lilly, leg das Messer weg. Du könntest dich verletzen“, bat er mich, während er drei Schritte in meine Richtung tat.
    „ Komm nicht näher!“, schrie ich völlig außer mir.
    „ Lilly, bitte. Leg es weg! Es ist aus Silber.“
    Wie erstarrt schaute ich die Waffe an, die ich in der Hand hielt. Ich hatte irgendwo gelesen, eine Wunde, die durch einen Gegenstand aus Silber entstand, sei für Werwölfe tödlich. Anscheinend war das keine Legende. Ich fragte mich, ob Silber für alle Gestaltwandler Gift war. Oder war das nur eine List? Wenn ja, hatte Yannick Erfolg damit gehabt, denn so konnte er sich meine Unachtsamkeit zunutze machen, um unbemerkt in meine Nähe zu gelangen. Sofort ergriff er mein Handgelenk mit einer Hand und nahm mir das Messer mit der anderen weg. Nachdem er es weit oben ins Regal gelegt hatte, wollte er mich in die Arme nehmen.
    „ Fass mich nicht an!“, schrie ich und schob ihn von mir weg.
    „ Lilly, vergiss zwei Minuten, was du gestern Abend und heute Morgen erlebt hast …“
    „ Wie könnte ich das verg… Du weißt also Bescheid?“
    „ Natürlich, sonst wäre ich nicht zurückgekommen.“
    „ Dein Fotoshooting … War das nur ein Vorwand, um wegzugehen? Gibt es überhaupt ein Fotoshooting?“
    „ Wie kannst du überhaupt sowas denken?! Ich wollte doch unbedingt, dass du mitkommst, schon vergessen? Lilly, ich möchte, dass du dich erstmal beruhigst.“
    „ Wieso? Hast du Angst, ich könnte mich in ein Monster verwandeln?“
    Der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören.
    „ Ich möchte, dass du dich beruhigst, damit ich dich in die Arme nehmen kann. Ich möchte, dass du fühlst, was ich für dich empfinde. Ich möchte, dass du mir vertraust, und dann können wir über alles reden.“
    Als ich anfing zu schluchzen, drückte er mich an sich. Ich wollte ihn wegschubsen, konnte es aber nicht. Ihn zu spüren war eine Erlösung. Er küsste meine Schläfe und flüsterte: „Lilly, ich liebe dich.“
    Vier kleine Wörter, die meinen Widerstand erlahmen ließen.
    Yannick wollte wissen, wie ich in das Haus gelangt war. Ich behauptete, der Nachbar hätte die Eingangstür nicht richtig zugemacht. Anna hatte mich gebeten, meine Gaben geheimzuhalten. Es war wohl nicht jedem Gestaltwandler gegeben, die Form eines Vogels anzunehmen. Davon abgesehen wusste ich nicht, ob ich Yannick vertrauen konnte. Gespannt wartete ich auf seine Erklärungen.
     

18
     

     

     

     

    Nachdem Yannick erfahren hatte, dass meine Familie und ich praktisch aus dem Gasthaus rausgeschmissen wurden, hatte er das Lokal ziemlich geladen betreten. So viel wusste ich bereits.
    Er erzählte mir, sein Bruder habe sofort nach der Tasche greifen wollen. Verstimmt hatte Yannick dafür eine Erklärung verlangt. Wieso war sein Bruder derart auf diese Tasche versessen? Hatte die Beharrlichkeit des Wirts etwas mit mir und meiner Familie zu tun? Yannick hatte ihn zur Rede stellen wollen. Ohne Erfolg.
    „ Wieso willst du das wissen? Das kann dir doch egal sein!“
    „ Eben nicht! Das Mädchen, das du rausgeschmissen hast, sitzt gerade in meinem Wagen.“
    Yannicks Bruder war in schallendes Gelächter ausgebrochen: „Wie in deinem Wagen? Du weißt, dass sie die Enkelin der alten Boyer ist?“
    „ Weiß ich.“
    Der andere war fassungslos: „Du weißt es und du gehst mit einer …“
    „ Pass auf, was du sagst!“
    „ Nee, im Ernst, Yannick … du willst mir doch nicht erzählen, dass du mit dieser Göre ausgehst. Komm, gib mir die Tasche.“
    Wieder musste er lachen. Yannick ließ sich nicht ablenken und bestand auf einer Antwort.
    „ Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du damit vorhast. Wieso ausgerechnet jetzt?“
    „ Du gehst mir echt auf den Sack. Ich bin dir keine Erklärung schuldig. Sie gehört mir. Wir waren uns einig, als Papa starb. Du kriegst das Haus und die Musik, ich den Gasthof und seine persönlichen Sachen.“
    „ Jeremy, diese Tasche gehört dir … Das bestreite ich gar nicht, ich will sie auch nicht haben. Ich mache mir aber Sorgen, denn ich habe Angst um Lilly und ihre Fami…“
    „ Lilly! Was für ein hübscher Name, wie süß!“
    „ Es reicht!“
    „ Du weißt, was sie ist, hoffe ich doch. Ist es das, was dich reizt? Wie ist es, sie zu f…“
    In dem Moment packte Yannick seinen Bruder am

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