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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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antreffen. Ich will herausfinden, wie die allgemeine Stimmung ist. Seid ihr eigentlich mit der Entschlüsselung vorangekommen? «
    »Ja«, verkündete sie stolz. »Wir haben zwei weitere Buchstaben geknackt. Inzwischen lassen sich schon ein paar vollständige Wörter entziffern, aber wir können uns immer noch keinen Reim auf das Dokument machen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie spannend so eine Entschlüsselung ist. Wenn ich heute Nachmittag nicht unbedingt in den Tempel müsste, wäre ich bei Callista geblieben. Sie meint, wir können es bis zum Einbruch der Dunkelheit schaffen.«
    »Klingt gut«, entgegnete ich. »Ihr müsst mich sofort benachrichtigen, wenn ihr so weit seid. Leider habe ich keine Ahnung, wo ich dann sein werde.«
    »Wo auch immer dich deine Wege hinführen mögen - halt dich mit dem Wein zurück!«, er mahnte sie mich. »Du brauchst im Augenblick jeden Funken deines Verstands.« Mit diesen Worten schwebte sie aus dem Raum wie eine weiße Wolke.
    »Was den Weinverzicht angeht, stehen die Aussichten wohl eher schlecht«, stellte Hermes fest, als sie außer Hörweite war.
    »Wieso?«, fragte ich. »Ich bin stets bemüht, mich zu bessern.« Klugerweise enthielt sich Hermes eines Kommentars.
    Irgendwie schien es unglaublich, aber es war erst früher Nachmittag. Die Ereignisse hatten sich an diesem Tag wahrlich überschlagen. Die Männer strömten gerade erst in die Bäder.
    Mein Lieblingsbad war nicht weit vom Forum entfernt. Es war zwar weniger luxuriös als die neueren Thermen, aber dafür wurde es bevorzugt von Senatoren und niehtadeligen, aber wohlhabenden Equites aufgesucht, also den mächtigen Männern Roms.
    Ich legte mich in das heiße Becken und hörte zur Abwechslung einfach nur zu, was die Männer sich erzählten.
    Natürlich waren Fulvias morgendlicher Auftritt auf dem Forum und der »Überfall« auf Curio das Gesprächsthema Nummer eins, wobei es in erster Linie um Fulvia ging. Einige gaben sich schockiert und empört, andere gaben zu, sich durchaus amüsiert zu haben. Einigkeit herrschte darüber, dass Fulvia einen grandiosen Anblick geboten hatte. Die wenigen, die nicht auf dem Forum gewesen waren, ärgerten sich schwarz, dass sie das einzigartige Schauspiel verpasst hatten.
    »Was ist denn eigentlich dran an dem Gerede, Curio sei ein Liebling und Fürsprecher der Plebs?«, fragte ein vertrockneter alter Senator. »Ich dachte, er ist einer von uns!« Mit uns meinte er die Aristokraten beziehungsweise die Optimaten, die Männer, die sich manchmal gern als Boni, die Besten, bezeichneten.
    »Das dachte ich eigentlich auch«, pflichtete ihm ein anderer bei. Offenbar hatte Curio sich erst vor so kurzer Zeit auf Caesars Seite geschlagen, dass viele Senatoren es noch gar nicht mitbekommen hatten.
    »Dieser Kerl ist doppelgesichtig wie Janus«, meldete sich ein Eques zu Wort. »Wenn er gewählt wird, wird er das ganze Jahr lang die Trommel für Caesars Interessen rühren.«
    »Und jetzt will er also die Witwe von Clodius Pulcher heiraten«, sagte ein junger, etwas verträumt aussehender Senator. »Ich könnte mir vorstellen, dass es ihm nicht leicht fallen dürfte, aufzustehen und sein Veto einzulegen, wo doch ganz Rom seine Frau nackt gesehen hat.«
    »Ach was!«, widersprach der Eques. »Dem ist doch nichts peinlich.« »Wer wohl versucht hat, ihn um zubringen?«, fragte ich beiläufig mit halb geschlossenen Augen in den Raum und tat so, als sei ich kurz vorm Einschlafen. Ich wollte nicht aktiv an der Unterhaltung teilnehmen, war aber sehr darauf erpicht zu erfahren, was meine Senatskollegen so dachten. Manchmal können solche Unterhaltungen aufschlussreicher sein als die gut unterrichtete Meinung von Eingeweihten.
    »Vermutlich der gleiche Haufen, der auch diesen - wie hieß er noch? - Fulvius zur Strecke gebracht hat«, meinte der junge Senator.
    »Ich wette, dass Pompeius dahinter steckt«, meldete sich der Eques zu Wort. Pompeius war unter den Männern seiner Klasse ganz und gar nicht beliebt; sie tendierten eher zu Caesar.
    »Wieso denn das?«, wollte der alte Senator wissen.
    »Schließlich tun Pompeius und Caesar immer noch so, als wären sie dicke Freunde. Seitdem dieser Clodius tot ist, hat Caesar zwar keinen Speichellecker mehr, der in Rom für ihn die Trommel rührt, aber immerhin war Curios Vater ein guter Mann. Er war einer von uns! Sein Sohn wird das Volk nicht annähernd so aufwiegeln, wie Clodius es getan hat. Warum also sollte Pompeius ihn beseitigen

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