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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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untersuchen wollte, hat dieser Syrer sogar mit Gewalt versucht, mich davon abzuhalten. Doch er hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich auf Grund meiner medizinischen Fachrichtung ein bisschen mehr über den richtigen Einsatz von Kräften weiß.«
    Ich nickte und erinnerte mich an seine diversen Demonstrationen gemeingefährlicher Kampftechniken, von denen einige wochenlang ihre Spuren auf meiner Haut hinterlassen hatten.
    »Curio war auf einmal wie verwandelt. Er erzählte mir, dass Fulvias Arzt viel zu sehr dramatisiere und ihm der Schlag auf den Kopf im Grunde nur einen Schrecken eingejagt habe. Hast du schon mal was von dem so genannten ›Simulanten-Stoß‹ gehört?«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, erwiderte ich. »Ich glaube, ich habe den Begriff mal während eines Wettkampfes im Publikum fallen gehört. Wenn ich mich nicht irre, hat es etwas damit zu tun, einen Kampf hinzuschmeißen, nicht wahr?«
    »Der Begriff stammt aus den Anfängen des Boxkampfes«, erklärte Asklepiodes. »Früher waren Boxer Amateure - aristokratische Athleten wie die übrigen Wettkämpfer bei den olympischen und anderen griechischen Spielen. Aber im Laufe der Zeit entstand eine Klasse professioneller Boxer, und die Leute schlossen hohe Wetten auf den Ausgang der Kämpfe ab - wie es ja auch heute noch üblich ist. Gleichzeitig haben sich die Leute jede Menge Tricks einfallen lassen, um die Ergebnisse zu manipulieren, und einer dieser Tricks ist der so genannte Simulanten-Stoß.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Jede Wunde am Kopf blutet ausgiebig. Die Haut, die den Schädel überzieht, ist dünn wie Pergament und mit zahllosen Blutgefäßen durchzogen. Es gibt eine Stelle am Kopf«, er klopfte etwa eine Handbreit über seiner rechten Augenbraue auf seinen eigenen Schädel, »die einen besonders reichlichen Blutschwall hervorbringt, wenn man sie streift. Will man den Ausgang eines Kampfes manipulieren, verpasst der eine Boxer seinem Kontrahenten einen Schlag gegen den Kopf. Der Gegner duckt sich wie üblich, aber nicht genug. Eine der Dornenspitzen des Caestus streift dann genau die Stelle, die ich dir eben gezeigt habe, woraufhin das Blut wie aus Eimern fließt. Der Verlierer geht wie abgesprochen zu Boden, und die Wetten werden ausgezahlt.
    Wenn ein Boxer bereits öfter an dieser Stelle verletzt wurde, muss sie nur noch leicht angetickt werden, um einen erneuten Blutschwall hervorzubringen, so dass der Betrug endlos fortgesetzt werden kann - natürlich immer vor einem neuen Publikum.«
    »Und so eine Wunde hast du bei Curio entdeckt?«, fragte ich.
    »Ja«, erwiderte er. »Sie stammt von einem Dolch. Der Einstoßwinkel ist exakt der eines Rechtshänders, der sich selbst eine Verletzung zufügen will. Wir haben es also mit einer geringfügigen Verletzung zu tun, die sich ein Mann zugefügt hat, der sehr genau wusste, wie er den dramatischsten Effekt erzielen kann.«
    Ich nickte. »Das passt zu meinen Beobachtungen. Als ich ihm das erste Mal begegnet bin, sind mir in seinem Gesicht Narben aufgefallen, die nur vom Boxen stammen können. Und wie er eben selber gesagt hat, ist er seit seiner Jugend ein begeisterter Anhänger dieses Sports. Also dürfte er genau wissen, wie man sich so eine Verletzung zufügt. Aber nachdem du ihn ertappt hattest, hat er seine Rolle ja ganz gut weitergespielt. Es klang doch überaus überzeugend, wie er uns erzählt hat, seine Verletzung von Anfang an nicht besonders ernst genommen zu haben.«
    »Glaubst du, er hatte Fulvia eingeweiht?«, fragte er mich.
    Ich überlegte eine Weile. »Nein. Ich glaube nicht. Wobei ich ihr eine solche Gerissenheit ohne weiteres zutrauen würde. Aber dafür wirkte ihr Auftritt auf dem Forum heute Morgen Zu echt.
    Wenn das alles nur vorgetäuscht war, wäre sie wirklich eine exzellente Schauspielerin. Ich glaube, es war so: Curio hat heute Morgen vor Tagesanbruch Fulvias Haus verlassen und gewartet, bis der Hausmeister die Tür geschlossen hatte. Dann hat er seinen Dolch hervorgeholt, sich die Verletzung zugefügt und gewartet, bis er ordentlich mit Blut besudelt war. Daraufhin hat er geschrien wie am Spieß und das Opfer eines Überfalls gespielt, und als der Hausmeister die Tür wieder aufgemacht hat, ist er ins Haus getaumelt und hat getan, als ob er schwer verletzt wäre. Wahrscheinlich hat er den Syrer vorher eingeweiht, damit er nichts über die wahre Beschaffenheit der Verletzung verrät.«
    »Das wäre sicher vernünftig gewesen«, stimmte Asklepiodes mir

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