Im Namen Caesars
und darum bat, vor seinem Ableben noch ein paar wichtige Aufgaben zum Wohle Roms erledigen zu dürfen.«
Wahrscheinlich hatte ich ein bisschen überzogen, aber das liegt nun einmal in meinem Naturell. Sallustius jedenfalls verstand mich falsch.
»Dann hast du deine Neutralität also schließlich doch aufgegeben und dich auf die Seite Caesars geschlagen. Eine gute Wahl, die du sicher nicht bereuen wirst.«
»Nichts dergleichen! Lauf bloß nicht in der Stadt herum und binde jedem auf die Nase, dass ich in das Lager Caesars gewechselt bin! Das stimmt nämlich nicht!«
Er winkte ab. »Natürlich nicht. Ich habe dich genau verstanden.«
Manchmal hasste ich diesen Mann aus tiefstem Herzen.
»Dann ist es ja gut«, gab ich mich fürs Erste zufrieden. »Und?
Was steckt für dich hinter der ganzen Sache?«
»Zunächst einmal stellen sich mir ein paar Fragen. Woher zum Beispiel wussten die Angreifer, dass sie Curio am besten vor Fulvias Haustür auflauern?«
»Die beiden wollen heiraten. Das ist kein Geheimnis, und bei einer Frau wie Fulvia dürfte wohl niemand annehmen, dass sie mit der Einforderung ihrer ehelichen Rechte wartet, bis der Eheschwur geleistet ist und die erforderlichen Hymnen gesungen sind.«
»Was Fulvia angeht, hast du sicher Recht«, sagte er und nickte bedächtig. »Aber es gibt eine Menge Leute, die von der beabsichtigten Heirat der beiden noch nichts gehört haben. Bei den meisten wird Clodius' Witwe nach wie vor als künftige Frau von Marcus Antonius gehandelt, der sich zur zeit in Gallien seine Lorbeeren verdient. Selbst von Curios Freunden wissen die meisten nichts von der geplanten Heirat. Woher also wussten es seine Feinde?«
»Ich habe nicht den blassesten Schimmer«, versicherte ich.
Natürlich ging es mir nicht darum, Curios Geheimnisse zu wahren, aber es widerstrebte mir, Sallustius irgend etwas mitzuteilen.
»Jedenfalls«, fuhr er unbeeindruckt fort, »war ich gestern auf einem Treffen des - wie soll ich sagen - inneren Kreises von Caesars Anhängern hier in Rom. Die Besprechung fand im Haus von Gaius Antonius statt, einem der derzeitigen Quaestoren und Bruder von Marcus Antonius. Kennst du den Mann?«
»Man kommt ja nicht umhin, Bekanntschaft mit Antonius' Brüdern zu machen. Entweder begehen sie gerade selber irgendein Verbrechen, oder sie zerren andere Verbrecher vor Gericht. Bei ein paar Bechern Wein in irgendeiner Spelunke sind sie aber meistens ganz unterhaltsam. Dein Treffen dürfte also recht heiter gewesen sein.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach er. »Es war ein äußerst ernsthaftes Treffen. Wir haben darüber beraten, wie wir die Wahlen am besten über die Bühne bringen, nachdem Caesar uns seine Soldaten als Stimmvieh geschickt hat. Immerhin sind die meisten von ihnen zum ersten Mal in Rom und haben noch nie an einer Wahl teilgenommen. Deshalb wurde ausgiebig darüber diskutiert, wie man sicherstellt, dass auch alles glatt geht. Curio war übrigens auch da.«
»Was ja nach seinem Seitenwechsel nicht ungewöhnlich ist«, warf ich ein.
»Da hast du Recht, aber egal. Jedenfalls haben wir das Treffen alle gemeinsam verlassen und sind zusammen nach Hause gegangen. So sind wir auch an Curios Haustür vorbeigekommen, wo er sich von uns verabschiedet hat, und zwar ganz und gar nicht in der Nähe des Clivus Victoriae. Er hat auch niemandem gegenüber angedeutet, dass er Angst vor einem möglichen Überfall hatte.«
»Bestimmt wollte er nicht den Ruf seiner künftigen Braut beschädigen«, vermutete ich mit ernsthaftem Gesichtsausdruck.
»So muss es wohl gewesen sein«, entgegnete er sarkastisch.
»Und als wir weg waren, hat er heimlich das nächtliche Rom durchquert, wo ihn seine Feinde entdeckt und ihn verfolgt haben, denn bekanntlich haben sie ja Augen wie Fledermäuse und können ihre Opfer auch im Dunkeln aufspüren. Anstatt ihn jedoch gleich zu überfallen, haben sie beschlossen, ihm doch noch eine letzte Nacht bei seiner Geliebten zu gewähren - aus purer Höflichkeit wahrscheinlich.«
In einer Geste der Hilflosigkeit breitete ich meine Hände aus.
»Die Welt ist voller Geheimnisse. Ich zum Beispiel verstehe einfach nicht, warum das Meer nie verschwindet. Warum fließt es am Ende der Welt nicht einfach hinunter?«
»Das fragst du am besten mal diese Frau aus Alexandria, die du besucht hast. Immerhin soll sie eine große Gelehrte sein.«
Wenn man sich auf ein Gespräch mit Sallustius einließ, überraschte er einen immer wieder mit unerwarteten Attacken.
Mit
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