Im Namen Caesars
intelligent. Bist du ihm noch nie begegnet? «
»Leider hatte ich bisher noch nicht das Vergnügen. Ich weiß nur, dass Cicero ihn irgendwann mal unter seine Fittiche genommen hat und ihn für sehr begabt hält.«
»Cicero!«, spie sie verächtlich aus. »Ich hasse diesen Mann!
Er tut so, als sei er ein tugendhafter und ehrlicher Diener der Republik, dabei ist seine Politik kein Deut sauberer und besser als die von Clodius. Und im Gegensatz zu ihm hat Clodius wirklich etwas für das Volk getan. Cicero katzbuckelt vor den Aristokraten und fungiert als deren Sprachrohr - dabei verachten sie ihn als Emporkömmling vom Lande und sehen auf ihn herab! Wenn er das doch endlich kapieren würde!«
Ihr plötzlicher Wutausbruch überraschte mich, aber genauso schnell, wie sie sich in Rage geredet hatte, fing sie sich wieder.
»Entschuldige bitte. Aber wenn ich den Namen Cicero höre, verliere ich die Beherrschung. Wenn dieser Mann nicht so ein elender Heuchler wäre, könnte ich meine Wut vielleicht besser im Zaum halten.«
»Glaubst du, dein Bruder ist nach Rom gekommen, um als Volkstribun zu kandidieren?«, wechselte ich das Thema.
»Kann schon sein«, erwiderte sie. »Das aufregende und abwechslungsreiche Leben eines Volkstribuns hätte ihm sicher besser gefallen als die Plackerei, die mit dem Quaestorenamt verbunden ist.« Dies waren die beiden Ämter, die einem Zugang in den Senat verschafften.
»Aber jedes politische Amt ist mit hohen Kosten verbunden.
Er hätte also einen wohlhabenden Patron benötigt, der ihn finanziell unterstützt - es sei denn, er verfügte über Geld von seiner Familie.«
»Das ist ausgeschlossen«, stellte Fulvia klar. »Die Kontrolle über alle Geldangelegenheiten der Familie liegt in der Hand unseres ältesten Bruders Manius. Und der ist voll und ganz damit zufrieden, in Baiae als einer der dicksten Fische zu gelten.«
»Baiae ist doch ein herrliches Fleckchen Erde«, warf ich ein.
»Wie kommt ein Mensch bloß dazu, diesen Ort zu verlassen?«
»Im Luxus zu leben ist etwas Schönes«, entgegnete sie. »Aber an der Macht teilzuhaben ist noch besser.« Sie nippte erneut an ihrem Becher und ließ ihren Blick über den Innenhof schweifen.
»Das Beste allerdings ist, im Luxus zu leben und an der Macht teilzuhaben. «
Der Logik dieser Feststellung hatte ich absolut nichts entgegenzusetzen. Einen Augenblick später kam die attraktive Haushälterin an unseren Tisch. Fulvias Freund, der die Organisation der Bestattungsfeier übernehmen wollte, war eingetroffen und wartete im Atrium.
»Führ ihn zu uns, Echo! Ich möchte ihn mit Decius Caecilius bekannt machen.«
Kurz darauf betrat ein ansehnlicher junger Mann das Peristylium. »Darf ich vorstellen«, wandte sich Fulvia an mich.
»Gaius Scribonius Curio, mein guter Freund, zukünftiger Ehemann und angehender Volkstribun.«
Ich nahm seine Hand, und wir musterten uns. Curio war etwa fünfundzwanzig, gut gebaut und hatte rotblondes Haar und tiefblaue Augen. Seine offenbar wiederholt gebrochen gewesenen Fingerknöchel und die Schwielen an seinen Händen deuteten darauf hin, dass er eifrig mit Waffen trainierte. Sein quadratisches Gesicht wirkte hart und aggressiv und entsprach genau dem Gesichtstyp, der einem Volkstribun in jenen Tagen zum Vorteil gereichte. Seine Nase stand ein wenig schief, seine Ohren waren leicht deformiert und seine Augenbrauen vernarbt - alles Anzeichen dafür, dass er ein begeisterter Boxer war. Dies war etwas ungewöhnlich, denn unter den Römern der Oberschicht war diese Sportart alles andere als verbreitet. Sie vertrieben sich die Zeit eher mit Ringkämpfen oder übten sich im Umgang mit Waffen. Was mein Gegenüber von mir hielt, kann ich nicht sicher sagen, aber ich vermute, er sah in mir einen Mann mittleren Alters, der als typischer Römer meiner Generation und meiner gesellschaftlichen Stellung zu gut lebte und zu viel trank.
»Wenn alles stimmt, was ich über dich gehört habe, hat Fortuna dich großzügig bedacht«, begrüßte ich ihn.
»Ich wollte schon seit langem deine Bekanntschaft machen«, entgegnete Curio. »Aber dich ausgerechnet heute in diesem Haus anzutreffen, hätte ich beim besten Willen nicht erwartet.«
»Glaube mir«, sagte ich, »an meinen Händen klebt kein Blut von Fulvias Bruder. Auch nicht an meinen Sandalen, denn ich bin nicht einmal hinein getreten und habe mit dem Mord nichts zu tun. Ich bin nur gekommen, um Erkundigungen über den Toten einzuholen. Wahrscheinlich muss ich mich ja
Weitere Kostenlose Bücher