Im Namen Caesars
vor Gericht verteidigen.«
»Ich bin sicher, dass Decius mit dem Mord nichts zu tun hat«, schaltete Fulvia sich ein. »Er geht seine Gegner bekanntermaßen frontal an und bringt sie nicht heimtückisch um.«
»Allerdings heißt es auch, dass der frontale Angriff vor allem der Handlungsweise eines leichtsinnigen Jünglings entspricht, der seine Männlichkeit unter Beweis stellen will«, wandte Curio ein, »während der sorgfältig geplante Mord eher auf die Tat eines reiferen Mannes hindeutet. Aber ich bin sicher, dass du Recht hast, meine Liebe. Allein die Tatsache, dass du Decius in deinem Haus bewirtest, spricht für seine Unschuld.«
»Wenn du an meine Unschuld glaubst, kannst du mir einen Gefallen tun«, schlug ich vor. »Tu deine Meinung heute Nachmittag auf der Contio kund!«
»Aber gerne«, entgegnete er und lächelte herablassend.
»Nein, tu das nicht!«, rief Fulvia entsetzt. »Die Leute werden darin nur wieder eine weitere Bestätigung sehen, dass ich die verrufenste Frau Roms bin.«
»Unsinn!«, widersprach Curio. »Ich habe doch längst dafür gesorgt, dass dein Ruf wieder hergestellt ist. Was auch immer man dir vorwirft, geht einzig und allein auf die Kappe von Clodius und seinen Schwestern. Du warst doch nichts weiter als deren hilfloses, unglückseliges Opfer.« Ich sah Fulvia mit hochgezogenen Augenbrauen an, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
»Hast du eine Ahnung, warum Fulvius sich ausgerechnet mit dir angelegt hat?«, wandte Curio sich daraufhin wieder an mich.
»Abgesehen natürlich von den üblichen politischen Motiven?«
»Nein«, erwiderte ich. »Ich habe nicht den geringsten Schimmer. Ich habe gestern zum ersten Mal von ihm gehört.
Natürlich wimmelt es in Rom ständig von irgendwelchen Männern, die es in der Politik zu etwas bringen wollen, und nie tummeln sich mehr von diesen Möchtegerns in der Stadt als zu dieser Jahreszeit. Warum er unter all den in Frage kommenden Männern ausgerechnet mich als Zielscheibe ausgewählt hat, ist mir allerdings ein Rätsel. Schließlich würde jeder xbeliebige, auch nur halbwegs informierte Römer bei einer Aufzählung der angesehensten Männer der Republik vermutlich erst einmal eine Stunde lang Namen herunterbeten, bevor er irgendwann auch auf mich käme.« »Da bist du wohl zu bescheiden!«, wandte Fulvia ein. »Auch wenn du dir nicht als Bezwinger irgendwelcher Barbarenvölker einen Namen gemacht hast, bist du in Rom immer recht beliebt gewesen. Immerhin giltst du als gewiefter Ankläger und als guter Verwaltungsbeamter. Natürlich hält man dich nicht für so unbestechlich wie Cato, aber man schätzt doch deine relative Ehrlichkeit. Außerdem sind deine Spiele allgemein in guter Erinnerung.«
»Niemand ist so unbestechlich wie Cato - wenn du ihn fragst.
Aber was meine Spiele angeht - ich wollte vor allem selbst meinen Spaß haben.«
»Siehst du?«, sagte Curio. »Das Volk mag dich, weil es weiß, dass du seinen Geschmack teilst. Ich frage mich, warum du nie das Amt des Volkstribuns angestrebt hast.«
»Vor ein paar Jahren hat meine Familie das sogar einmal in Erwägung gezogen«, entgegnete ich. »Aber in dem Jahr war ich in Gallien, wo ich vermutlich auch sicherer aufgehoben war.
Anders als in Rom erkennst du deine Feinde in Gallien nämlich auf tausend Fuß Entfernung.«
»Das Tribunat ist ohnehin nicht jedermanns Sache«, stellte Curio fest. »Da wir gerade vom Tribunat sprechen«, nahm ich den Faden auf.
»Kennst du einen gewissen Manilius? Er hat die Contio ein berufen, auf der über die Ermordung von Marcus Fulvius beraten werden soll.« Ich war wirklich gespannt, was Curio über ihn zu sagen hatte.
»Er ist ein fähiger Mann. Ich bin ihm während seine ganzen Amtsjahres zur Hand gegangen, um möglichst viel von ihm zu lernen und mich so gut es geht auf das Amt vorzubereiten.« Das war eine durchaus verbreitete Praxis. Die gewählten Amtsträger brauchten immer Gehilfen, und oft griffen sie auf Männer zurück, die das gleiche Amt anstrebten. Mit Ausnahme der wenigen öffentlichen Sklaven, die zum Beispiel im Archiv und in der Verwaltung der Staatskasse arbeiteten, stellte der Staat den gewählten Beamten für die Bewältigung ihrer umfangreichen Aufgaben keinerlei Personal zur Verfügung.
Statt dessen erwartete man von ihnen, dass sie ihre eigenen Hilfskräfte mitbrachten.
»Er ist nur noch ein paar Tage im Amt«, stellte ich fest.
»Warum will er sich da noch einen Fall aufhalsen, der sich zu einem großen
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