Im Namen Caesars
Warum wohl keiner von ihnen hier ist und sein Eigentum bewacht? Und wo mögen seine Sklaven sein?« Selbst wenn Fulvius arm gewesen war so arm, dass er sich nicht einmal einen Sklaven zum Öffnen und Schließen der Haustür und eine Haushälterin leisten konnte, war er sicher nicht gewesen. Natürlich kann ein Junggeselle ohne Koch auskommen, wenn er bei Straßenverkäufern und in Tavernen isst oder sich seine Mahlzeiten zusammenschnorrt. Auch ein Diener ist kein unbedingtes MUSS, wobei man als Möchtegernsenator natürlich eine bemitleidenswerte Figur abgibt, wenn man seine Bücher und Papiere selber tragen und seine Handtücher, Ölflaschen und Schaber ohne jede Hilfe zu den Thermen schleppen muss. Der Besitz von mindestens drei bis fünf Haussklaven galt allgemein als das absolute Minimum für einen angesehenen Römer. Ich selber bin zwar jahrelang mit zwei oder drei Sklaven ausgekommen, aber ich erfüllte ja auch sonst die meisten Vorgaben nicht, an denen der einem entgegenzubringende Respekt gemessen wurde.
»Vielleicht hat er sich seine Sklaven je nach Bedarf ausgeliehen«, überlegte Hermes und sprach damit aus, was mir auch gerade durch den Kopf ging. Er diente mir nun schon seit so vielen Jahren, dass wir oft zu den gleichen Schlüssen kamen.
»Durchaus möglich«, entgegnete ich. »Und zwar vermutlich von dem Mann, der ihm - wenn ich nicht ganz danebenliege - auch diese Wohnung zur Verfügung gestellt hat. Am besten sehen wir uns mal um.«
Die Wohnung war zwar kein Palast, aber eindeutig besser als die Behausung, in der ich zu Beginn meiner politischen Laufbahn gelebt hatte.
Zu jener Zeit gab es in Rom ohnehin nur sehr wenige wirklich prachtvolle Häuser. Selbst steinreiche Männer wie Hortalus und Lucullus steckten ihr Geld lieber in die Ausstattung ihrer Landvillen, während sie in der Stadt eher bescheidene Häuser unterhielten. Die Wähler nahmen es einem Senator übel, wenn er im Luxus schwelgte. In Rom galt die Regel, dass man sein Geld am besten großzügig für öffentliche Gebäude ausgab und sich selbst eher sparsam bedachte.
Lucullus zum Beispiel hat sich äußerst unbeliebt gemacht, als er sich nach seinen Siegen in Asien ein ziemlich protziges Haus errichten ließ. Letzten Endes hat er es schleunigst wieder abreißen lassen und das Grundstück in einen öffentlichen Park umgewandelt, wodurch es ihm gelungen ist, seine Beliebtheit beim Volk zurück zu gewinnen.
Das Triclinium war sehr geräumig und nur mit den hochwertigsten Möbeln eingerichtet, als ob Fulvius davon ausgegangen war, dort des Öfteren eine große Gästeschar zu bewirten. Die Wandgemälde waren sehr fein gearbeitet und allesamt neu, wobei die Motive statt der zu jener Zeit gerade in Mode gekommenen mythologischen Darstellungen eher patriotische Themen behandelten. An einer Wand war der Schwur der Horatier dargestellt, eine andere zeigte farbenfroh die Geschichte des Mucius Scaevola, auf der dritten war Cincinnatus an seinem Pflug abgebildet. In der vierten Wand befand sich eine Tür, weshalb sie lediglich mit üppigen Blumengebinden geschmückt war.
»Eine seltsame Dekoration für ein Speisezimmer«, stellte Hermes fest. »Ich vermisse die tafelnden Götter und Göttinnen und die Nymphen jagenden Satyrn.«
»Vielleicht wollte Fulvius seine Gäste zu ernsthaften Tischgesprächen ermuntern«, schlug ich vor. »Nymphen und Satyrn lenken den Geist mit ihrer Frivolität eher auf andere Themen, da musst du nur mal Cato fragen. « Über Catos Prüderie spottete ganz Rom.
»Wenn er sein Schlafzimmer auch mit Bildern berühmter Helden dekoriert hat, wissen wir jedenfalls, dass dieser Fulvius irgendwie verrückt war«, stellte Hermes fest.
»Eigentlich interessiere ich mich mehr für seine Papiere als für seinen Geschmack«, entgegnete ich. »Lass uns mal nachsehen, welchen Raum er als Arbeitszimmer benutzt hat.«
Nicht jedes Haus verfügte über ein Arbeitszimmer. Manche Männer bewahrten ihre Papiere einfach in einer Truhe auf und gingen zum Lesen und Schreiben ins Peristylium oder in den Garten. Es galt nämlich die weit verbreitete Ansicht, dass man sich die Augen verdarb, wenn man bei einem anderen Licht als im direkten Sonnenlicht las. Einige versuchten ihre Sehkraft auch zu erhalten, indem sie sich von ausgebildeten Sklaven vorlesen ließen. Andere beschäftigten extra Schreiber, denen sie ihre Texte diktierten, und nahmen niemals selbst eine Feder in die Hand.
Wie wir feststellten, hatte Fulvius zum Lesen und
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