Im Namen Caesars
und da konnte es durchaus nicht schaden, sich gegenseitig ein wenig abzutasten, wenn sich schon einmal die Gelegenheit bot.
»Du warst ja schon in den vergangenen Jahren dafür bekannt, die traditionell optimatenfreundliche Einstellung deiner Familie gelegentlich zu vergessen«, sagte Curio. »Hast du jetzt vor, dich ganz auf die Seite der Populären zu schlagen?«
»Ich schließe mich gar keiner Fraktion an«, stellte ich entschieden klar. »Ich entscheide mich stets für das Wohl Roms.« Natürlich animierte diese im Brustton der Überzeugung vorgetragene Beteuerung meine beiden Gesprächspartner zu lautem Gelächter, denn genau diesen Spruch klopfte in jenen Tagen jeder, der auch nur im weitesten Sinne in der römischen Politik mitmischte. Man selbst gehörte niemals einer Fraktion an. Das taten allenfalls die jeweiligen Gegner. In Wahrheit verabscheute ich die Fraktionspolitik jener Zeit, aber früher oder später blieb einem gar nichts anderes übrig, als sich auf irgendeine Seite zu schlagen. »Kleinere Seitensprünge werden von meiner Familie toleriert«, fuhr ich in etwas ernsterem Ton fort. »Immerhin haben wir Metelli als entschiedene Gegner der Pompeianer Nepos nie von unseren Familienratssitzungen aus geschlossen, obwohl er zeit seines Lebens eng mit Pompeius befreundet war und ihn immer unterstützt hat. Wenn ich gelegentlich den Populären zuneige, dann geht es immer um eine konkrete Angelegenheit, mit der meine Familie leben kann.
Sollte es irgendwann zu einem klaren Bruch zwischen den Fraktionen kommen, werde ich natürlich auf der Seite meiner Familie stehen.«
»Das wäre aber schade«, entgegnete Curio. »Denn die Metelli ergreifen mit Sicherheit Partei für die Aristokraten, und die Tage der Aristokraten sind gezählt. Die Macht liegt heutzutage beim Volk. Clodius wusste das, ich weiß es, und Caesar weiß es mit Sicherheit auch.«
»Aber hast du nicht noch vor kurzem voller Inbrunst für die Sache der Optimaten gefochten?«, fragte ich.
»Als junger Mann habe ich lange Zeit der Weisheit der Älteren vertraut «, erwiderte Curio. »Aber irgendwann werden wir alle einmal erwachsen. Ich hatte kürzlich eine äußerst erhellende Unterhaltung mit Caesar, und danach schien mir ein Wechsel der Seiten durchaus geboten.« »Wie ich gehört habe, hat er auch deine Schulden beglichen«, stellte ich fest.
»Das ist doch keine Schande«, entgegnete er und schien sich nicht im Geringsten dafür zu schämen. »Im Übrigen hat Pompeius mir das Gleiche angeboten. Eine Schande ist es höchstens, die Unterstützung eines Patrons in Anspruch zu nehmen und ihn dann zu hinter gehen. Sag doch mal ehrlich, Decius Caecilius: Wäre es nicht besser für Rom und das Römische Reich, von einem Mann wie Caesar regiert zu werden, als dass ein paar Dutzend allmählich aussterbende Familien eine Politik zu ihrem eigenen Nutzen machen, ganz so, als ob Rom immer noch ein kleiner, von ein paar reichen Bauern beherrschter Stadtstaat wäre?«
»Du scheinst zu vergessen, dass das Volk durch das Concilium plebis an der Politik beteiligt ist«, wandte ich ein.
»Aber wie dem auch sei - an dem, was du sagst, ist ja durchaus etwas Wahres, allerdings birgt es auch eine große Gefahr.
Natürlich verhalten sich die Optimaten oft idiotisch und eigennützig, aber die Populären sind auch nicht viel besser. Jede noch so eklatante Misswirtschaft ist allemal besser als ein Bürgerkrieg, der unweigerlich ausbrechen würde, wenn es wirklich zu einem Kampf zwischen den beiden Fraktionen käme. Bewaffnete Auseinandersetzungen unter Römern hatten wir in letzter Zeit wirklich mehr als genug.«
»Da hast du Recht«, stimmte Curio mir zu. »Wollen wir hoffen, dass es nie so weit kommt.«
Auf diesen frommen Wunsch tranken wir erst einmal einen kräftigen Schluck. Dann erhob ich mich. »Ich will euch nicht länger stören. Ihr müsst die Bestattung vorbereiten.«
»Halt mich auf dem Laufenden, was deine Ermittlungen ergeben!«, bat Curio. »Ich werde mich auf der Contio dafür stark machen, dass man dich nicht des Mordes anklagt.«
»Vielen Dank. Du wirst von mir hören. Ach, und Fulvia ich danke dir für deine Gastfreundschaft in dieser für dich so schweren Zeit.«
»Echo!«, rief sie. »Der Senator möchte gehen! Du bist herzlich eingeladen, wieder mal vorbei zu kommen, Decius Caecilius. Aber dann solltest du ein bisschen mehr Zeit mit bringen.« Die hübsche Griechin begleitete mich zur Tür.
Draußen wartete Hermes auf mich. Als er
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