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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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die Haushälterin sah, die ihn beim Schließen der Tür verführerisch anlächelte, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.
    »Komm bloß nicht auf die Idee, ausgerechnet in diesem Haus auf Frauensuche zu gehen!«, warnte ich ihn.
    Hermes seufzte. »Angeblich hat Fulvia in ihrem Haus die schönsten Frauen Roms versammelt.«
    »Da vermag ich nicht zu widersprechen.«
    »Hast du denn etwas erreicht?«, wollte er wissen.
    »Ich habe lediglich ein bisschen über Politik geplaudert.«
    »Mit Fulvia?«, fragte er entgeistert.
    Wir setzten uns in Richtung Tellustempel in Bewegung. Ich kannte Hermes gut genug, um zu wissen, dass er mir das Ergebnis seiner eigenen Recherchen erst mitteilen würde, wenn er alles über meinen Besuch bei Fulvia erfahren hatte.
    »Warum sich Curio wohl so hilfsbereit gibt?«, rätselte Hermes nach meinem Bericht.
    »Er weiß, dass ich in Caesars Gunst stehe und mit dessen Nichte verheiratet bin. Inzwischen bekennt er sich zu Caesar und glaubt, dass er auch mich in dessen Lager ziehen kann, wenn er in diesem rätselhaften Mordfall für mich Partei ergreift.
    Dabei will ich Caesars Lager auf keinen Fall zugerechnet werden.«
    Der Weg zum Tempel war nicht weit: Wir gingen den Palatin hinunter, überquerten die Via Sacra und stiegen auf der anderen Seite den Oppian- Hügel hinauf. In Carinae gab es etliche elegante Stadthäuser. Vor einem der nicht ganz so prachtvollen Häuser blieben wir stehen. Es war Teil eines dreistöckigen Wohnblocks, der von dem bronzenen Dach des Tempels überragt wurde.
    In solchen Gebäuden wohnten vorwiegend solche Bürger Roms, die nicht reich genug waren, sich ein eigenes Haus zu kaufen, aber die Miete für eine bessere Wohnung aufbringen konnten. Die Armen lebten in turmhohen, wackeligen Insulae und fristeten dort ein unsicheres und gefährliches Dasein ohne jegliche Annehmlichkeiten.
    »Wem gehört das Haus?«, fragte ich.
    »Claudius Marcellus«, erwiderte Hermes.
    »Dem Konsul?«
    »Nein, nicht Marcus Claudius, sondern Gaius Claudius. Er kandidiert im nächsten Jahr für das Konsulat.«
    »Bei der Familie vertue ich mich immer«, jammerte ich. »In letzter Zeit drücken sich einfach zu viele von ihnen in irgendwelchen Ämtern herum.« »Das Haus ist in vier große Wohnungen aufgeteilt«, erklärte Hermes. »Sie erstrecken sich jeweils über drei Ebenen, und es gibt keine abgetrennten oberen Räume, die an arme Familien vermietet werden. Die untere Ebene ist an das Wasserleitungssystem angeschlossen. Die Bewohner teilen sich ein zentrales Waschbecken.« Diese Aufteilung entsprach weitgehend einem typischen Haus der gehobenen Klasse.
    »In solchen Häusern wohnen normalerweise wohlhabende Händler«, stellte ich fest. »Wie kann sich ein mittelloser politischer Möchtegern wie Fulvius so eine Wohnung leisten?«
    »Das herauszufinden ist deine Aufgabe«, erwiderte Hermes.
    »Ich sollte erkunden, wo und wie er gewohnt hat, und diesen Auftrag habe ich erfüllt.«
    »Von wem hast du deine Informationen?« Er zeigte auf einen Barbier, der seinen Stuhl an der Straßenecke direkt gegenüber von Fulvius' letztem Wohnsitz aufgestellt hatte. Der Mann rasierte gerade einen Kunden, ein weiterer wartete bereits auf seine Rasur. Wenn man Erkundigungen über jemanden einholt oder in einem Fall ermittelt, gibt es keine besseren Informanten als Barbiere. Sie stehen meist über viele Jahre hinweg am gleichen Platz, rasieren normalerweise fast alle Männer der Nachbarschaft, ihnen entgeht nichts, was in der Straße passiert, und sie schnappen allen Klatsch und Tratsch auf.
    Ich wusste nicht besonders viel über diesen Claudius Marcellus. Er war nur ein entfernter Verwandter von Clodius und seinen Schwestern. Der Zweig der Claudii Marcelli hatte sich irgendwann in den Zeiten unserer entferntesten Vorfahren von den Claudii Pulchri abgespalten. Im Senat gebärdete er sich jedenfalls als einer der erbittertsten Gegner Caesars.
    »Dann sehen wir uns das Haus am besten mal etwas gründlicher an«, schlug ich vor.
    Wir überquerten die Straße, und Hermes klopfte an die Tür.
    Als niemand reagierte, versuchte er, sie aufzustoßen. Sie ließ sich ohne weiteres öffnen. Er warf mir einen fragenden Blick zu.
    Ich bedeutete ihm hinein zu gehen und folgte ihm. Hermes stieß einen gellenden Pfiff aus, doch auch darauf erfolgte keine Reaktion.
    »Sieht so aus, als ob keiner zu Hause ist«, stellte er fest.
    »Seltsam. Auf dem Forum ist er doch mit einem ganzen Tross von Anhängern aufgekreuzt.

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