Im Namen Caesars
Rechtsstreit entwickeln dürfte?«
»Seine letzte bedeutende Amtshandlung wird dem Volk bei den nächsten Wahlen am besten in Erinnerung sein.«
»Aber wo liegen denn seine Ambitionen?«, fragte ich. »Strebt er nach militärischem Ruhm? Will er einem Gericht vorstehen?
Oder Statthalter einer Provinz werden?« In früheren Zeiten musste ein Römer, der es im öffentlichen Leben zu etwas bringen wollte, auf allen Gebieten ein Experte sein. Er musste ein unerschrockener Soldat sein, ein kluger Redner, ein raffinierter Anwalt, ein guter Bauer und vieles mehr. Doch seit den Tagen unserer Vorväter war die Republik ständig gewachsen und immer komplexer geworden. Inzwischen hatte sich Rom in ein gewaltiges Reich verwandelt, und die Bewältigung der öffentlichen Aufgaben war so kompliziert geworden, dass ein einzelner Mann sie unmöglich alle beherrschen konnte. Deshalb ging die Entwicklung dahin, dass man sich spezialisierte und wir nun zum Beispiel über so berühmte Männer wie Cicero und Hortalus verfügten, die zwar hervorragende Anwälte waren, aber nichts von Kriegführung verstanden. Gleichzeitig gab es ausschließlich auf dem militärischen Gebiet bewanderte Experten wie Pompeius oder ausgewiesene Geschäftsmänner wie Crassus. Höchstens Caesar entsprach in gewisser Hinsicht noch dem alten Ideal:
Er schien auf allen Gebieten ein Meister zu sein.
»Er tut so, als ob sein Ehrgeiz einzig und allein darin besteht, jede Aufgabe, die das römische Volk ihm überträgt, pflichtergeben zu erledigen«, beantwortete Curio meine Frage.
»Ich weiß natürlich nicht, ob das seine wahre Einstellung oder nur Fassade ist; dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Wie die meisten von uns hat er seine Karriere als Militärtribun angefangen. Er war mit Gabinius in Syrien und Ägypten.
Offenbar hat er seinen Dienst tadellos versehen, sich aber, soweit mir zu Ohren gekommen ist, nicht durch irgendwelche großartigen Leistungen ausgezeichnet. Soweit ich das beurteilen kann, hat Gabinius ihn kurz gehalten und ihm nicht so viel Verantwortung übertragen, wie Manilius es für angemessen gehalten hätte.«
»Da kann er ja von Glück sprechen, dass er nicht unter Caesar dienen musste«, stellte ich fest. »Caesar behandelt seine Tribüne nämlich wie dumme Schuljungen. Er pflegt sie mit dem Hinweis zusammen zustauchen, dass sie ihre Klappe halten und lieber den richtigen Soldaten bei der Arbeit zusehen sollen. Unter Caesar kann man ein ganzes Jahr als Militärtribun dienen, ohne dass einem auch nur das Kommando über die kleinste Reiterstaffel übertragen wird.«
»Die Frage ist nur, ob er sie so behandelt, weil er sie für unfähig hält oder weil die meisten Tribüne Söhne seiner politischen Gegner sind.« Das war eine scharfsinnige Bemerkung, das musste ich Curio zugestehen. Wie hoch seine Schulden auch waren und wie anrüchig seine Vergangenheit auch sein mochte - was seinen politischen Instinkt anging, schien er voll auf der Höhe zu sein.
»Ich glaube, beides trifft zu«, erwiderte ich. »Dass Caesar den Senat verachtet, ist ja allgemein bekannt. Außerdem bevorzugt er die Centurionen und die gewöhnlichen Soldaten, weil er damit seinen Einfluss bei den Populären vergrößern kann. Aber natürlich«, fuhr ich nach einer kurzen Denkpause fort, »weiß jeder, der mal Soldat gewesen ist, was für eine Last so ein achtzehnjähriger Tribun sein kann. Schließlich machen nur die wenigsten von ihnen eine so gute Figur wie der junge Cassius dieses Jahr in Syrien.«
»Aus dem Jungen könnte was werden, wenn er nach Rom zurück kommt«, stimmte Curio mir zu. »Nicht ausgeschlossen, dass der Senat ihm die verdienten Ehrungen vorenthält, aber genau das dürfte ihn zu einem Liebling der Plebs machen.«
»Das bezweifle ich«, schaltete Fulvia sich ein. »Ich kenne Cassius. Er ist ein ansehnlicher junger Mann und ausgesprochen intelligent, aber er ist genauso verbohrt und altmodisch wie Cato. Er wird sich selbst dann noch auf die Seite der Aristokraten schlagen, wenn sie ihm ins Gesicht schlagen. «
Fulvia lag mit ihrer Einschätzung absolut richtig. Cassius sollte sich genauso verhalten, wie sie vorausgesagt hatte.
Wenn man bedenkt, dass Curio und ich uns gerade erst kennen gelernt hatten, mag unser Gespräch erstaunlich offen und aufrichtig erscheinen, doch in Wahrheit unterhielten wir uns über nichts Brisantes. Außerdem gingen wir beide davon aus, im kommenden Jahr ein Amt zu bekleiden. Wir würden also zusammen arbeiten müssen,
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