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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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splitternackt zu einer überstürzten Flucht gezwungen hatte.
    »Und was nun?«, fragte Hermes.
    »Es wäre dir recht geschehen, wenn du in einem Scheißhaufen gelandet wärst«, erwiderte ich, neidisch, dass er bei unserer Flucht eine entschieden bessere Figur gemacht hatte als ich.
    »Offenbar verfolgen sie uns nicht«, stellte er fest, die Eingangstür von Fulvius' Haus nicht aus den Augen lassend.
    »Ich glaube, die haben anderes vor«, grummelte ich.
    »Außerdem wollen sie im Augenblick vermutlich kein großes Aufsehen erregen.« Ich warf einen Blick gen Himmel und prüfte den Stand der Sonne. Ich klopfte mir vorne auf die Tunika und vernahm ein beruhigendes Papyrusgeknister. »Vielleicht bringen uns die Briefe weiter. Komm, lass uns jemanden suchen, der sie übersetzen kann!«
    »Vielleicht können wir den hier dann auch gleich begutachten lassen.« Er gestikulierte wie ein Zauberer, und plötzlich lag der massive Siegelring in seiner Hand. Offenbar hatte er ihn beim Schließen der Geheimschublade geschickt in seiner Hand verschwinden lassen.
    »Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich dich nicht zur Rechtschaffenheit erzogen habe«, gestand ich.

V
    Das Viertel der Goldschmiede lag in jener Zeit an der Via Nova, direkt gegenüber dem alten Mugonia-Tor und nicht weit vom östlichen Ende des Forums. Es bestand aus zahlreichen Häusern und Geschäften und war im Gegensatz zu den anderen Vierteln Roms von einer eigenen Mauer umgeben, die zwar nicht besonders hoch, dafür aber ziemlich robust gebaut war. Die schweren Zutrittstore wurden von Knüppel schwingenden Sklaven bewacht, deren Loyalität man sich durch äußerst günstige Arbeitsbedingungen erkauft hatte: Nach fünf Jahren Torwache wurden sie freigelassen oder mit so viel Geld abgefunden, dass sie davon ein Haus oder ein kleineres Geschäft erwerben konnten. Die Korporation der Goldschmiede hatte sich für ihre kleine Festung und die dort geltenden Regeln und Gesetze von den Censoren eine Sondergenehmigung erteilen lassen, die, soweit irgend jemand zurückdenken konnte, alle fünf Jahre erneuert worden war.
    Auch die Juweliere sowie alle anderen Geschäftsleute, die mit kostbaren Materialien handelten, hatten mit den Censoren ähnliche Vereinbarungen getroffen. In Rom wimmelte es damals nur so von Dieben, und ohne diese speziellen Vorsichtsmaßnahmen hätten die Kaufleute ihren Handel gar nicht betreiben können.
    Die Korporation hatte ihren Sitz in einem bescheidenen Haus direkt hinter dem Haupttor. Da sie ihr jährliches Bankett in dem nahe gelegenen Tempel der Penates publici abhielt, konnte sie auf ein prachtvolleres Gebäude problemlos verzichten.
    Als wir das Tor fast erreicht hatten, gönnten Hermes und ich uns eine kleine Pause und kauften uns bei einem Straßenhändler etwas zu essen. Unser knappes Entkommen hatte unseren Appetit kräftig angeregt. Wir entschieden uns für in Teigfladen gewickelte gegrillte und in Garum getunkte Würstchen mit Zwiebeln. Bei einem anderen Verkäufer erstanden wir zwei Becher billigen Wein und ließen uns dann im Schatten einer schönen Platane nieder, um vor dem geplanten Besuch bei den Goldschmieden unser weiteres Vorgehen zu besprechen.
    »Wieso war die Wohnung von diesem Fulvius bloß so luxuriös eingerichtet? «, grübelte ich und sah Hermes fragend an.
    »Das Schreibpult und der Tintenständer zum Beispiel derartige Kostbarkeiten machen sich allenfalls stinkreiche Männer als Gastgeschenk oder vielleicht als besonderes Präsent zu den Saturnalien oder zur Namensgebung ihrer Söhne. Wie aber kommt ein Mann wie Fulvius zu solchen Besitztümern? «

    »Vielleicht hat man sie ihm leihweise überlassen«, erwiderte Hermes mit vollem Mund und fuhr, als er seinen fettigen Bissen endlich heruntergeschluckt hatte, fort: »Wenn Marcellus ihm die Wohnung überlassen hat - warum soll er ihm die Einrichtung nicht gleich dazu gegeben haben?« »Aber warum hätte er das tun sollen?«, fragte ich. »Warum sollte er darauf erpicht gewesen sein, dass Fulvius eine derart noble Fassade erhält? «
    »Frag ihn doch einfach«, schlug Hermes vor.
    »Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass das zum jetzigen Zeitpunkt nicht besonders klug wäre«, wandte ich ein und wog den Siegelring in meiner Hand. Die feine, exquisite Granulation gab ihm etwas Exotisches. Ich wusste, dass ich ein ähnlich kunstvolles Schmuckstück schon mal gesehen hatte, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, wo. »Für diesen Ring könntest du dir

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