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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Tochter Sempronia heiratete - lasst mich kurz nachdenken - Fulvius Flaccus. Die verkommene Fulvia und dieser verrückte Tote müssen deren Kinder gewesen sein. Aber ich glaube, da gab es noch ein Kind.«
    »Manilius Fulvius«, sagte ich. »Er ist Duumvir in Baiae. Und nun überlegt mal bitte, wer die Mutter der Gracchen war?«

    »Cornelia!«, riefen sie alle zugleich, wozu es allerdings keiner großartigen Gehirnakrobatik bedurfte. Immerhin war Cornelia, die Mutter der Gracchen, nach Rhea Silvia, der Mutter von Romulus und Remus, die berühmteste Mutter Roms. Wie vorauszusehen, erfasste Metellus Scipio den Zusammenhang als Erster.
    »Beim Jupiter!«, rief er. »Cornelia war die Tochter von Scipio Africanus, von dem ich selber abstamme!«
    »Genau!«, bestätigte ich. »Also war Fulvius der Schwager von Clodius, dem beliebtesten Volkstribun seiner Generation.
    Außerdem war er der Enkel von Gaius Gracchus, dem großen Volkshelden Roms, und seine Urgroßmutter ist die am meisten verehrte Frau der römischen Geschichte. Sein Ururgroßvater schließlich war der Mann, der Hannibal bezwungen hat und der am Ende von dem Censor Cato, dem reaktionärsten Aristokraten aller Zeiten, um seine Ehren betrogen wurde.«
    Ich lehnte mich zurück und gönnte mir einen kräftigen Schluck Wein. Den hatte ich jetzt nötig. »Jetzt stellt euch Folgendes vor«, fuhr ich dann fort. »Ich stehe als Angeklagter vor dem Gericht des Juventius. Die Geschworenen sind allesamt Equites, von denen uns die meisten nicht gerade wohlgesonnen sind, abgesehen von unseren Klienten natürlich. Und dann steht dieser Fulvius auf und rattert die Liste seiner berühmten Vorfahren und familiären Verbindungen herunter. Was meint ihr, was wohl als Nächstes passiert?« Mit diesen Worten sah ich meine Gäste einen nach dem anderen an. Mein Vater ergriff als Erster das Wort.
    »Er tritt direkt in die Fußstapfen von Clodius.«
    »Außerdem verlangt er, zum Volkstribun gewählt zu werden«, warf Nepos ein, »ohne zuvor als Quaestor gedient zu haben. Aber solche Fälle hatten wir ja auch früher schon.«
    Das vernarbte Gesicht meines Vaters errötete vor Wut.
    »Derartige Pläne wurden ausgeheckt, und wir haben nichts davon gewusst? «
    »Warum sollten wir?«, fragte ich zurück. »Es ist eine Revolution im Gange, und sie richtet sich gegen Leute wie uns.«
    »Du meinst, gegen unsere Verfassung«, wandte Scipio ein.
    »Nein«, bekräftigte ich. »Diese Revolution richtet sich gegen die alteingesessenen Familien, die die Macht schon viel zu lange in den Händen halten. Wer hat denn in den vergangenen dreißig Jahren in Rom das Sagen gehabt? Männer wie Pompeius und Crassus, Hortensius Hortalus und Lucullus oder Familien wie die Claudii Marcelli - und ja, ihr hört ganz richtig - die Caecilii Metelli. Allesamt seinerzeit Anhänger Sullas also. Wie ihr wisst, hat der Diktator damals all seine Gegner umbringen lassen und die seiner Anhänger gleich mit und Letzteren anschließend die Republik überlassen, damit sie sie im Einklang mit seiner neuen Verfassung nach ihrem Gutdünken verwalten.«
    »Die Leute sind es leid, von den alten Familien regiert zu werden«, fuhr ich nach einer kurzen Pause fort. »Uns eingeschlossen, wie ihr nicht vergessen dürft. Caesar hat die Gunst der Populären gewonnen, indem er sich eindeutig zu seinem eingeheirateten Onkel Marius bekannt hat, dem erbittertsten Gegner Sullas. Warum sollte sich ein anderer Mann mit Hinweis auf seine Abstammung von den Gracchen und von Scipio Africanus nicht der gleichen Taktik bedienen?«
    Zu meiner Überraschung wies mich mein Vater ausnahmsweise einmal nicht wegen meiner illoyalen Überlegungen zurecht. Stattdessen dachte er eine Weile nach und sagte dann: »Ich glaube, mein Sohn hat diesmal Recht. Was auch immer für eine pseudogriechische Logik ihn zu seinen Schlüssen geführt hat - ich denke, er hat heraus gefunden, was im Kern hinter diesem gegen uns gerichteten Angriff steckt.
    Allerdings wissen wir nach wie vor nicht, wer Fulvius umgebracht hat und warum. Wir selber hätten zwar am ehesten einen Grund gehabt, ihn zu beseitigen, aber wir haben es nicht getan.« Bei diesen Worten sah er einen nach dem anderen von uns prüfend an. »Wir haben es doch nicht getan, oder?«
    Nepos und Scipio wiesen jede Beteiligung an dem Mord entschieden zurück. »Bevor Decius uns aufgeklärt hat, war uns der wahre Kern der Bedrohung gar nicht bewusst«, sagte Nepos.
    »Also hätten wir gar keinen Grund gehabt, Fulvius

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