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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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umzubringen, und als wir ins Bild gesetzt wurden, war er bereits tot. Aber wie passt Gaius Claudius Marcellus in diese Geschichte? Wie Decius ja gerade ausgeführt hat, sind die Claudii Marcelli bekennende Sullaner und entschiedene Gegner Caesars. Wieso sollten sie einen mutmaßlichen Aufsteiger aus den Reihen der Populären unterstützen?«
    »Vielleicht wollten die Marcelli einen Rivalen zu Caesar aufbauen«, schlug Scipio vor. »Fulvius hätte einen Teil der Populären auf seine Seite ziehen können, die Caesar aber weiterhin selbst braucht. Anders als Clodius, der Caesar treu ergeben war, wäre Fulvius ihm womöglich gefährlich geworden.«
    »Sehr scharfsinnig«, stellte ich fest. »Derartige Absichten könnten durchaus eine Rolle gespielt haben. Doch auch dieses mögliche Szenario führt uns nicht auf die Spur des Mörders.«
    Wir dachten noch eine Weile darüber nach und kamen dann zu dem Schluss, dass wir das Rätsel an diesem Abend nicht würden lösen können. An der Tür drehte sich mein Vater noch einmal um und verabschiedete sich mit den Worten: »Außer dir käme wohl niemand auf die Idee, unter dem Vorwand seiner Ermittlungen eine Weinprobe zu machen und dabei auch noch entscheidende Erkenntnisse zu gewinnen.« Ich hätte beinahe darauf wetten mögen, dass ich ihn in diesem Augenblick grinsen sah. Kaum waren sie gegangen, gesellte Julia sich wieder zu mir.
    »Ich nehme an, du hast alles mitgehört.«
    »Natürlich«, entgegnete sie. »Allmählich fängt es an, einen Sinn zu ergeben. Vielleicht können wir das Rätsel ja doch noch lösen, bevor der Prozess beginnt.«
    »Ich weiß nur allmählich nicht mehr, wer uns noch weiterhelfen soll«, beklagte ich mich.
    »Du musst doch nur die Ohren aufmachen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Bist du noch einigermaßen frisch? Dann würde ich dir einen kleinen nächtlichen Ausflug vorschlagen.«
    »Wohin denn?«, fragte ich überrascht. Normalerweise war Julia eine entschiedene Gegnerin nächtlicher Abenteuer. Rom war eine gefährliche Stadt, und man musste sich gut überlegen, ob man seinen Ruf unnötig aufs Spiel setzen wollte.
    »Nicht weit«, erwiderte sie. »Schließlich wohnen wir in der Subura. Unsere Nachbarn feiern die ganze Nacht, und der Wein fließt in Strömen.
    Könnte es einen günstigeren Zeitpunkt und Ort geben, um ein bisschen Klatsch aufzuschnappen?«
    Obwohl ich müde war, flößte mir die Aussicht auf einen guten Becher Wein sofort neue Energie ein. »Eine hervorragende Idee!
    Ruf deine Sklavin! Ich hole Hermes, und dann gehen wir auf Erkundungstour. «
    Ich rief nach Hermes und eilte in mein Arbeitszimmer, wo ich die auf dem Schreibtisch stehende Kiste öffnete und ihr meinen Caestus und meinen Dolch entnahm. Ich versteckte beides unter meiner Tunika; schließlich sollte man nie ein Risiko eingehen.
    Hermes half mir in meine alte Toga, die ich auf nächtlichen Ausflügen zu tragen pflegte, und schon waren wir startbereit.
    Julia erwartete uns bereits an der Tür. Sie wurde von ihrem Dienstmädchen Cypria begleitet und hatte ihren Kopf, wie es sich geziemt, mit ihrer Palla bedeckt.
    Obwohl in den Straßen ein buntes Treiben herrschte, war die Stimmung längst nicht so ausgelassen wie bei den Saturnalien oder den Floralien. Bei diesen Festlichkeiten hätte man um diese nächtliche Stunde keinen einzigen nüchternen Menschen angetroffen. Die Atmosphäre war eher mit der eines Dorffestes zu vergleichen: Das Volk hatte zwar eine Menge Spaß, aber es war keine wilde Orgie mit staatlicher Billigung.
    Wir wurden gebührend von unseren Nachbarn begrüßt und hießen unsererseits die Soldaten aus der Subura willkommen, die ihre Familien besuchten und von denen einige seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder zu Hause waren. Allerdings war es nur ein deprimierend kleines Häuflein, da junge Männer aus der Stadt immer seltener in den Legionen dienten. Die Legionen waren immer mehr auf die italischen Municipia angewiesen, die ländlichen Kommunen, in denen das Leben so langweilig war, dass das Soldatendasein auf die Bewohner noch einen gewissen Reiz ausübte. Rom hingegen war eine riesige, aufregende Stadt mit allen denkbaren Annehmlichkeiten. Ich konnte es den jungen Männern nicht verübeln. Schließlich verließ ich Rom ebenfalls nur äußerst ungern.
    Die unzähligen Männerclubs der Subura hatten ihre Türen geöffnet und mit Kerzen und Öllampen für Festbeleuchtung gesorgt. An jeder Straßenecke knisterten offene Holzkohlefeuer, von denen einem der

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