Im Namen Caesars
vorwerfen?«
»Unmoralisches Verhalten, wie es scheint.«
»Ach ja? Bin ich denn wirklich so viel schlechter als meine Senatskollegen? «
»Das wirst du besser wissen als ich, aber fest steht, dass Appius dich nicht mag, und wen er nicht mag, geht im kommenden Jahr schweren Zeiten entgegen.«
»Welche unmoralischen Taten legt man Sallustius denn zur Last?«, schaltete ich mich neugierig ein. Ich musste unbedingt wissen, was diesem Schandmaul vorgeworfen wurde.
»Lass mich überlegen«, erwiderte Aemilius. »Die Liste ist lang: Als Volkstribun soll er im vergangenen Jahr Bestechungsgelder angenommen und dafür den Prozess gegen Milo betrieben und die Gegner Ciceros unterstützt haben; ferner hat er nach wie vor seinen Wohnsitz in einem Bordell; als Quaestor von Ostia soll er den Staatsschatz geplündert haben; angeblich hat er die Frauen von mindestens zwanzig Senatoren verführt und zudem auch noch eine Vestalin auf Abwege gebracht; er soll mehrfach sturzbetrunken im Senat erschienen sein und während des Florafestes etliche Götterstatuen entehrt haben; während des jährlichen Wettkampfes um den Kopf des Oktoberpferdes hat man ihn mit Waffen hantieren sehen; er soll erpresserische Methoden angewandt haben, damit ein Marinekutter nach Cirta geschickt wurde, um ihm frische Austern zu besorgen …«
»Nicht einmal die Hälfte dieser Vorwürfe trifft zu!«, protestierte Sallustius. »Welche Hälfte denn?«, fragte ich.
»Das ist die mieseste Art von Verleumdung, zu der Caesars Feinde je gegriffen haben«, schimpfte Sallustius.
»Auf jeden Fall reichen die Vorwürfe aus, um dich aus dem Senat auszuschließen «, versicherte ich ihm. »An deiner Stelle würde ich dringend mit Calpurnius Piso reden. Er wird mit ziemlicher Sicherheit der andere Censor werden, und obendrein ist er Caesars Schwiegervater. Mit seiner Hilfe kannst du vielleicht doch Senator bleiben.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, riet Aemilius ihm.
»Schließlich ist unter den Frauen, die du verführt haben sollst, auch die von Piso. Und auf der langen Liste von Appius bist du nur einer von vielen. «
»Wer steht denn noch drauf?«, fragte ich.
»Vor allem der junge Curio.«
»Ein amtierender Tribun?«, staunte ich. »Was will er denn damit erreichen? «
»Zum einen kann er Curio damit das Leben schwer machen«, erklärte Aemilius, »auch wenn er nicht sofort gegen ihn vorgehen kann. Zum anderen wird er die öffentlichen Verträge neu verteilen, und Curio hat jede Menge Freunde und Anhänger unter den reichen Publicani. Was meinst du, wie viele von ihnen wohl von einem Censor Appius ihre Verträge verlängert bekommen, von neuen Verträgen ganz zu schweigen. Mit der Vergabe der Staatsverträge hat er in der Tat eine mächtige Waffe in der Hand«, stimmte ich ihm zu.
»Außerdem wissen wir alle, dass ein Tribun sein Amt zu einem bestimmten Zeitpunkt nieder legen muss«, fuhr Aemilius fort. »Um genau zu sein, im kommenden Dezember. Ein Censor hingegen unterliegt nicht einer solchen Pflicht. Er kann im Amt bleiben, bis er seine Aufgabe als vollendet betrachtet. Und ich glaube, dass er erst dann abtritt, wenn er mit allen Magistraten der kommenden Amtsperiode abgerechnet hat, die irgendwann sein Missfallen erregt haben.«
»Dann ist wohl auch jeder Versuch, mir meine Senatorenstreifen durch eine frühzeitige Bestechung zu bewahren, sinnlos!«, stellte Sallustius fest. »Aber damit muss man leben. Was ein Censorenpaar verfügt, kann das nächste wieder rückgängig machen, und vielleicht muss ich ja gar nicht so lange warten.«
»Wie stellst du dir das denn vor?«, fragte ich ihn. Wer aus dem Senat ausgeschlossen wurde, musste normalerweise fünf Jahre warten, bis zwei ihm geneigte Censoren ihr Amt angetreten hatten. Dann musste man wieder ganz unten anfangen, was hieß, dass man sich erneut zum Quaestor wählen lassen und dieses Amt erst mal ein Jahr lang ausüben musste. Danach erst hatte man sich erneut für die Mitgliedschaft im Senat qualifiziert. »Appius wird nur so lange im Amt bleiben, bis er all das erledigt hat, was Aemilius prophezeit hat«, mutmaßte Sallustius.
»Danach hat er keinen Grund mehr weiter zumachen, außerdem wird er andere Dinge zu tun haben. Ich werde Caesar einfach bitten, mir ohne die lästige Wahlprozedur ein Quaestorenamt zu verschaffen. Er muss nur die Komitien dazu bewegen, mir das Amt durch Akklamation zu zu billigen. Schließlich hat er das für Marcus Antonius auch getan. Ein Jahr später kann
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