Im Namen Caesars
verlockende Geruch gegrillter Würstchen in die Nase stieg. Überall wurde warmer Wein verkauft. In der Subura gab es zwar keine großen Tempel, aber jede Menge kleinere, vor deren Altären man Feuer entfacht hatte, damit auch die Götter an der Feier teilhaben konnten.
Als Erstes kehrten wir in eine Taverne namens Gorgon ein.
Sie wurde von Strabo und seiner Frau Lucia, einer Freigelassenen, geführt. Zu der Taverne gehörten auch Ställe, in denen ich mir gelegentlich Pferde auslieh; an diesem Abend hatten die Gastwirte den von den Ställen und dem Hauptgebäude umgebenen Hof mit Tischen und Stühlen ausgestattet, um Platz für die vielen Gäste zu schaffen.
Wir quetschten uns an einen Tisch, an dem etliche unserer Nachbarn in geselliger Runde beieinander saßen und uns lautstark begrüßten. Strabo und Lucia eilten persönlich herbei, um unsere Becher zu füllen.
»Willkommen, Senator, willkommen, die Dame!«, rief Strabo. »In diesem Jahr macht der Wahlkampf noch mehr Spaß als sonst, findet ihr nicht auch?«
»Wir können jedenfalls nicht klagen«, fügte Lucia hinzu.
»Die Ermordung dieses Fulvius ist natürlich eine dumme Saehe.« Allerdings schien meine missliche Lage sie auch nicht allzu sehr zu bedrücken, was angesichts des in ihrer Taverne herrschenden Betriebs freilich auch kein Wunder war.
»Kümmer dich einfach nicht darum!«, riet mir Strabo. »Ich wette, dass sich der Sturm in ein paar Tagen gelegt hat.«
»Aber in ein paar Tagen ist die Wahl gelaufen«, wandte ich ein. »Und solange ich unter Mordverdacht stehe, kann ich nicht gewählt werden.« »Daran hatte ich gar nicht gedacht«, räumte er ein.
»Hinter der ganzen Geschichte steckt bestimmt der Mob aus der Via Sacra «, sagte Lucia. »Seit Clodius tot ist, sind sie ganz wild darauf aus, uns eins auszuwischen. Schließlich wissen sie ganz genau, dass du unser Lieblingssenator bist.«
Auch wenn wir alle Bürger Roms waren, begegneten sich die Bewohner der Via Sacra und die der Subura mit der gleichen Feindseligkeit wie die Bürger Athens und die Spartaner.
Normalerweise beschränkte sich ihre Rivalität auf den alljährlichen Kampf um den Kopf des Oktoberpferdes oder darauf, einander im Circus nieder zubrüllen, wo die Bewohner der Subura die Grünen unterstützten und die Bewohner der Via Sacra die Blauen. Manchmal jedoch artete der Konflikt auch zu einem regelrechten kleineren Bürgerkrieg mit blutigen Straßenkämpfen aus, in denen dann innerhalb weniger Tage Dutzende von Menschen getötet wurden.
»Weiß jemand von euch etwas über diesen Fulvius?«, fragte Julia in die Runde. Die Leute an unserem Tisch stellten einen repräsentativen Querschnitt unseres Viertels dar. Es waren mehrere Ladenbesitzer anwesend, ein paar Müßiggänger, ein Dieb, ein jüdischer Marmorhändler, ein oder zwei Handwerker und sogar noch ein anderer Senator.
Letzterer war ein Mann namens Spurius Gavius Albinus. Er entstammte einer unbedeutenden Familie aus der Subura, die es aber bisher in jeder Generation geschafft hatte, einen ihrer Söhne zum Quaestor wählen zu lassen und ihm damit einen Sitz im Senat zu verschaffen. Auch wenn keiner dieser Söhne je in ein höheres Amt aufstieg, gehörte er sein Leben lang dem Senat an, wenn er nicht von einem Censor ausgeschlossen wurde, und auf diese Weise hatten sich die Gavii über Jahrzehnte hinweg den Status einer Senatorenfamilie bewahrt. Damals bestand die Mehrheit der Senatoren aus solchen Männern.
»Wie man hört, sollte er im nächsten Jahr für die Tribunatswahlen kandidieren «, rief einer der Ladenbesitzer herüber.
»Weißt du, woher das Gerücht stammt?«, fragte Julia.
Der Mann sah sie verwirrt an. »Keine Ahnung. Es wird einfach erzählt. Außerdem habe ich gehört, dass Fulvius sich mit den Metelli anlegen wollte, um sich auf diese Weise einen Namen zu machen.«
»Und ich habe gehört«, meldete sich der Dieb zu Wort, »dass er Pompeius das Leben schwer machen wollte.«
»Pompeius?«, hakte ich nach. »An Ehrgeiz hat es dem Kerl offenbar nicht gemangelt.«
»Wenn ich richtig verstanden habe«, fuhr der Dieb fort, »hat er darauf gepocht, besseres Blut in den Adern zu haben als Pompeius.«
»Ich kenne seinen Vater flüchtig«, schaltete sich der Marmorhändler Philippus ein. »Ich reise nämlich zwei- bis dreimal im Jahr geschäftlich nach Baiae.« Philippus war ein durch und durch hellenisierter Jude, das heißt, seine Kleidung, sein Haarschnitt, sein Bart und sämtlicher Schmuck, den er
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