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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hinten festgehalten wurde. Aber was veranlasst dich zu der Annahme, dass es sich bei den Tätern um angesehene oder wichtige Männer handelt - und nicht um irgendwelchen Abschaum?«
    »Die stümperhafte Ausführung der Tat«, erwiderte ich. »Jeder erwachsene Römer weiß, wie man jemanden umbringt, schließlich ist das Bestandteil unserer Soldatenausbildung, und selbst wer nie in der Legion gedient hat, weiß zumindest aus der Arena, wie man jemanden tötet. Fulvius wurde mit unzähligen oberflächlichen Schnitten und Stichen getötet, als ob ihn ein orientalischer Herrscher als Strafe für irgendein Vergehen massakriert hätte. Außerdem wurden ihm die Verletzungen mit geraden Klingen, also mit Sicas, zugefügt, die für einen derartigen Mord bekanntlich eher ungeeignet sind.«
    Scipio nickte. »Da hat er Recht. Ein angesehener Römer würde niemals eine Sica benutzen, nicht einmal, um jemanden zu ermorden.«
    »Genau«, fuhr ich fort. »Außerdem wollten sich offenbar alle an dem Mord beteiligen, aber niemand wollte dem Opfer den Todesstoß versetzen. «
    »Da komme ich nicht mehr mit«, verkündete mein Vater.
    »So ein Verhalten ist bei Verschwörern durchaus typisch«, erklärte ich. »Bei einer Verschwörung muss sichergestellt werden, dass alle Beteiligten Kopf und Kragen riskieren. Denkt nur an die absurden Anstrengungen, mit denen Catilinas Männer sicherstellten, dass jeder von ihnen die Todesstrafe zu befürchten hatte. So konnte niemand den Kreis der Verschwörer verlassen und die anderen verraten.«
    »Du meinst also, jeder hat sich nur ein bisschen an dem Mord beteiligt? «, fragte Nepos.
    »Genau«, bestätigte ich. »Stellt euch doch mal vor, ihr würdet selber an einer solchen Verschwörung teilnehmen.«
    »Niemals!«, entgegnete mein Vater entrüstet.
    »Versucht mir wenigstens zwei Minuten zu folgen! Mal angenommen, ihr hättet euch mit ein paar anderen zusammengetan, um einen angesehenen Bürger zu ermorden - würdet ihr euch bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auf ihn stürzen und ihm die Kehle durchschneiden? Mit Sicherheit nicht, weil ihr genau wüsstet, wie eure Mitstreiter sich verhalten würden: Sie würden entsetzt mit dem Finger auf euch zeigen und rufen ›Oh Gott, seht nur, was er getan hat!‹ Stellt euch nur vor, wie dumm ihr dastehen würdet! Nein - ihr würdet einmal auf das Opfer einstechen und dann zurücktreten und euch vergewissern, dass eure Mitstreiter das Gleiche zu tun sich ebenfalls schuldig machen. Erst wenn sich alle die Finger blutig gemacht haben, würde ihm jemand den Todesstoß versetzen.« Da sie es im Gegensatz zu mir nicht gewohnt waren, sich in die Denkweise der Täter hineinzuversetzen, mussten sie meine Ausführungen erst einmal verdauen. Schließlich brach Nepos das Schweigen.
    »Wenn man vorhat, wirklich bedeutende Männer wie etwa Pompeius oder Caesar umzubringen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Verschwörer so vorgehen. Aber warum bei einem Niemand wie Marcus Fulvius?
    Er war doch völlig unbedeutend.«
    »Da hast du zwar Recht«, räumte ich ein, »aber die Frage ist doch: Was hätte aus ihm werden können?«
    »Jetzt mach mal einen Punkt, Decius«, wies Scipio mich ungeduldig zurecht. »Weder bist du Sokrates, noch sind wir deine dich bewundernden Schüler. Hör also auf, uns ständig Fragen zu stellen, und gib uns lieber ein paar Antworten!«
    »Recht hat er!«, pflichteten die anderen beiden ihm bei. Es war mir immer wieder ein Vergnügen, meine Verwandten mit meinen klugen Überlegungen herauszufordern.
    »Heute Morgen erst habe ich mit der griechischen Gelehrten Callista über die große Bedeutung von Familiennamen und Abstammung für uns Römer gesprochen, was, wie ihr wisst, sowohl auf die Plebejer als auch auf die Patrizier zutrifft.
    Fulvius war der Schwager von Clodius, um den das gemeine Volk immer noch trauert. Fulvius und seine Schwester Fulvia sind zudem Enkel von Gaius Gracchus, und bekanntlich verehrt das Volk fast niemanden so sehr wie Gaius und Tiberius Gracchus.«
    »Gracchus!«, rief mein Vater. »An diese Verbindung hatte ich noch gar nicht gedacht. Scipio, klär uns auf!« Mit seinen patrizischen Vorfahren war Scipio auf diesem Gebiet ein allseits anerkannter Experte. Er kannte die Stammbäume aller vornehmen Römer mindestens genauso gut wie die meisten von uns die Abstammung der berühmtesten Rennpferde.
    »Die Frau von Gaius Gracchus war eine Licinia«, erklärte Scipio. »Und zwar vom Zweig Licinius Crassus. Ihre

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