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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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etwas Näheres über die Eigentumsübertragung?«, fragte ich Polyneikes. »Zum Beispiel, ob Octavius das Haus an Marcellus verkauft oder ob er es ihm geschenkt hat?«
    »Da muss ich leider passen, Senator«, erwiderte er. »Laut Gesetz muss nur die Eigentumsübertragung an sich dokumentiert werden, nicht aber die Art und Weise der Übertragung. Gaius Octavius hat mit seinem Siegel bestätigt, dass das Grundeigentum an Marcellus übergegangen ist, und damit ist die Sache erledigt. Mir steht es nicht zu, einen solchen Mann nach den Einzelheiten des Geschäfts zu fragen.«
    »Da hast du Recht. Aristokraten reagieren immer ein bisschen empfindlich, wenn man sie auf so vulgäre Themen wie Geld anspricht. Sie häufen es zwar gern an, aber sie hassen es, darüber zu reden. Du bewahrst nicht zufällig auch Unterlagen über Grundeigentum in Baiae hier auf, oder?« »Du machst wohl Witze, Senator!«, erwiderte Polyneikes entrüstet. »Du hast ja keine Vorstellung, wie viel Mühe es schon macht, die Urkunden der Stadt und der näheren Umgebung zu verwahren und zu verwalten! Wir brauchen dringend ein neues Tabularium. Wenn du etwas über die Besitzverhältnisse in Baiae wissen willst, musst du schon nach Baiae reisen.«
    Auf einmal begannen seine Augen durchtrieben zu leuchten. »Du willst dich doch sicher in ein paar Jahren zum Konsul wählen lassen. Ich weiß, wie du dir einen Namen machen kannst: Du lässt ein neues Archiv bauen! Du könntest es Tabularia Caecilia Metella nennen. Oberhalb dieses Gebäudes ist das Gelände offen und unbebaut. Die Basilica Julia bliebe zwar weiterhin das größte Gebäude Roms, aber dein Tabularium stünde auf einer Anhöhe und würde daher mit Sicherheit einen imposanteren Eindruck machen.«
    »Falls ich die Chance bekommen sollte, in meinem Jahr als Propraetor Parthien auszuplündern, werde ich darüber nachdenken«, versprach ich. »Aber falls ich der Stadt ein Archiv stiften sollte, würde ich dafür sorgen, dass es so organisiert ist wie die Bibliothek von Alexandria. Und damit stünden Leute wie du auf der Straße.«
    »Was geht mich das an?«, entgegnete er. »Bis dahin bin ich längst im Ruhestand.«
    Hermes und ich verabschiedeten uns und gingen nach draußen, wo gerade die ersten Sonnenstrahlen das Forum erwärmten.
    »Was hältst du davon, die Unterlagen der Censoren zu prüfen?«, schlug Hermes vor. »Vielleicht hat Gaius Octavius dieses Anwesen in Baiae als sein Eigentum deklariert, wenn es denn ihm gehörte.«
    »Ich weiß nicht, ob das den Aufwand lohnt«, entgegnete ich.
    »Schließlich muss er nicht jedes einzelne Grundstück angegeben haben, das er irgendwo besitzt; es reicht, wenn er den Mindestbesitz für das von ihm angestrebte Amt nachweisen kann. Und dafür dürften seine Besitztümer in Rom allemal ausreichen. Außerdem interessiert uns im Augenblick weniger die Frage, wer welches Grundeigentum wann besessen hat, sondern vielmehr der Hintergrund dieser Besitzübertragungen.«
    Hermes lehnte mit den Ellbogen auf dem Geländer vor dem Tabularium und hatte sein Kinn in die Hände gestützt. Er sah aus wie ein griechischer Gott, der gerade über das Schicksal der Sterblichen nachgrübelt. In den vergangenen Jahren war aus ihm ein wirklich gut aussehender junger Mann geworden.
    »Wie mir scheint«, begann er, »ist seit einigen Jahren jeder Römer entweder entschieden für Caesar oder für Pompeius.
    Marcellus hasst Caesar. Aber Octavius? Immerhin ist er, genau wie du, mit einer Nichte Caesars verheiratet. Warum er seine Tochter wohl trotzdem Marcellus zur Frau gegeben hat?«
    »Und Octavia behauptet, mit den Julii gebrochen zu haben«, spann ich den Faden fort. »Aber sie lügt. Warum?«
    »Darüber müssen wir nachdenken«, stellte Hermes fest.
    »Aber nicht mit leerem Magen. Lass uns etwas essen gehen!«
    »Eine hervorragende Idee.«
    Wir steuerten eine kleine Seitenstraße jenseits der Vicus lugarius an, in der sich einer unserer bevorzugten Verkaufsstände befand. Wir bestellten uns jeder eine Schale dampfenden Fischeintopf und einen Becher stark gewässerten und schwach gewürzten, heißen, herben Wein. So ein Frühstück konnte Tote zum Leben erwecken und ließ einen selbst die langweiligsten Senatsdebatten hellwach überstehen. Wir nahmen das Essen mit nach draußen und tunkten die Fladenbrotstückchen gierig in den säuerlichen Eintopf.
    »Willst du im Ernst ein neues Tabularium errichten?«, fragte Hermes, während ihm Brotkrumen von den Lippen bröselten.
    »Falls

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