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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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als ihm diese Auszeichnungen verliehen wurden, würde er jetzt sogar die Phalerae tragen.« Diese voluminöse militärische Auszeichnung in Form von neun massiven Silberplatten, die man auf eine Schnur aufzog und auf der Brust trug, wurde nur Centuriones verliehen. »Wie es aussieht, hat mein Sohn die besten Chancen, der jüngste Senior- Centurio zu werden, den die Zehnte Legion je hatte.«
    »Darüber müsst ihr uns mehr erzählen!«, forderte ich den alten Burrus und seinen Sohn auf. Wir rückten noch enger zusammen, um für die Neuankömmlinge Platz zu schaffen, und hörten uns in der nächsten Stunde Kriegsgeschichten von Lucius Burrus an.
    Als ihm langsam der Stoff ausging, wandte Lucius sich mir zu. »Wie mir mein Vater berichtet hat, bist du und deine Familie heftig angegriffen worden.«
    Ich fasste die Ereignisse zusammen, berichtete ihm aber nur die inzwischen allgemein bekannten Fakten.
    »Wahrscheinlich steckt Pompeius dahinter«, stellte er ohne Umschweife fest.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte ich wissen.
    »Er unterstützt uns nicht mehr so wie zu Beginn des Krieges«, erwiderte er. »Er neidet Caesar Ruhm und Erfolg.«
    »Daran zweifle ich nicht im Geringsten, aber deshalb kann ich mir noch lange nicht vorstellen, dass er in eine derart raffinierte Verschwörung verwickelt ist. Pompeius ist ein Mann der unmittelbaren Tat. Außerdem - wie sollte er uns wohl auf diese Weise in sein Lager locken?«
    »Keine Ahnung«, gestand Lucius. »Aber er steckt bestimmt dahinter. Du wirst schon sehen.« Er schien sich absolut sicher zu sein.
    Offenbar sah er die Dinge so wie Julia: Caesar machte alles richtig, und seinen Feinden und Rivalen konnte man nicht über den Weg trauen. Alle Soldaten aus Caesars Legionen dachten und redeten so. Ich habe nie begriffen, wie Männer einem Befehlshaber so ergeben sein können, der sie, um seines eigenen Ruhmes und seiner eigenen Bereicherung willen, ohne mit der Wimper zu zucken, in den Tod schickt, aber so sind sie eben. Um ehrlich zu sein, gibt es noch jede Menge andere menschliche Verhaltensweisen, die mir ebenso unbegreiflich sind. Vielleicht haben ja die Philosophen Erklärungen dafür, aber ich bin inzwischen zu alt, um mich damit eingehender zu befassen. Außerdem habe ich sowieso den Verdacht, dass die meisten Philosophen Scharlatane und Narren sind.
    Später schlenderten Julia und ich zu dem hinter unserem Haus gelegenen kleinen Merkurtempel.
    »Jetzt haben wir einen weiteren Namen, der verdächtig oft genannt wurde«, stellte ich fest. »Octavius.«
    »Aber er war doch nur ein unbedeutender politischer Niemand«, wandte sie ein. »Er ist zwar Praetor gewesen, aber zu wirklichem Ansehen hat er es nicht gebracht. Soweit ich weiß, ist er im vergangenen Jahr gestorben, vielleicht auch im Jahr davor. Aber du hast Recht. Ein Name, der während der Ermittlung im Zusammenhang mit einer Verschwörung zweimal auftaucht, ist auf jeden Fall verdächtig. Heute Morgen erst haben wir mit Callista über seine Tochter und ihre Ehe mit Gaius Marcellus gesprochen …« »Das ist es!«, rief ich, als wir um eine Ecke bogen und auf den kleinen Tempel zugingen. Die von zwei schläfrigen Priestern bewachten Altarfeuer loderten immer noch hell. Mein Ruf hatte sie aufgeschreckt, und sie sahen neugierig in unsere Richtung.
    »Sei nicht so laut!«, wies Julia mich zurecht. »Was ist denn los?«
    »Ich weiß jetzt, was Octavia Wichtiges gesagt hat, das mir komisch vorkam, ohne dass ich wusste, warum. Sie hat behauptet, dass sie ihren Bruder seit seiner frühesten Kindheit nicht mehr gesehen hat.«
    »Ja und?«
    »Heute Morgen habe ich kurz mit Cato gesprochen. Er hat mir erzählt, dass der junge Gaius Octavius vor ein paar Monaten die Bestattungsrede für seine Großmutter Julia gehalten hat, die Schwester von Caesar. Will Octavia etwa behaupten, dass sie nicht an der Beerdigung ihrer eigenen Großmutter teilgenommen hat?«
    »Manchmal bist du wirklich genial, Decius! Ich war auch bei der Beerdigung. Schließlich war Julia meine Tante. Ich habe die Rede des Octavius gehört, und sie war in der Tat hervorragend, wenn man bedenkt, wie jung er noch ist. Du warst damals noch auf Zypern.«
    »Und?«, fragte ich ungeduldig. »War Octavia da?«
    »Ja. Sie war da. Aber warum leugnet sie das jetzt? Warum tut sie so, als hätte sie nichts mit ihrem Bruder zu tun?«
    »Genau das werde ich herausfinden.«

IX
    Obwohl die Nacht lang gewesen war, wachte ich zur Abwechslung relativ früh und vollkommen

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