Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
griechischen Buchstaben weitgehend entschlüsseln.«
    »Nur sechs?«, fragte ich enttäuscht.
    »Damit finde ich auch die Bedeutung der restlichen in null Komma nichts heraus«, rief sie freudestrahlend.
    »Das ist auch nötig«, entgegnete ich. »Meine Zeit ist nämlich so gut wie abgelaufen.«
    »Unsinn!«, schaltete Julia sich ein. »Wir haben noch den ganzen Tag und, wenn es sein muss, auch noch die ganze Nacht.
    Das ist mehr Zeit als genug.«
    »Und? Was habt ihr heraus gefunden?«
    »Ich habe eine ganze Reihe von Gelehrten zu Rate gezogen«, erwiderte Callista. »Und etliche von ihnen haben mir freundlicherweise ihre Bücher zur Verfügung gestellt.« Sie zeigte auf die Berge von Papyrusblättern und rollen, die sich auf ihrem Schreibtisch und weiteren Tischen stapelten. Triumphierend nahm sie eine kleine Schriftrolle in die Hand und hielt sie hoch wie eine Trophäe. »Diese hier ist Gold wert.«
    »Inwiefern?«
    »Sie stammt aus einer Schriftsammlung des Xenophanes aus Theben. Xenophanes ist der Architekt, der Pompeius' gewaltigen Theaterkomplex auf dem Marsfeld entworfen hat. Als Architekt begeistert er sich natürlich für die Geometrie. Besagte Schriftrolle wurde von Aristobulus verfasst, einem Philosophen aus der Schule des Pythagoras.«
    »Ich kenne auch ein paar Anhänger dieser philosophischen Schule. Es gibt sogar ein paar Senatoren, die sich zu dieser merkwürdigen Sekte bekennen. Mit ihrem Gequatsche von der Seelenwanderung und ihren absurden Ernährungsgewohnheiten können sie einem ganz schön auf die Nerven gehen.«
    »Sei nicht so verbohrt, Decius!«, wies Julia mich zurecht.
    »Hör einfach mal zu!«
    »Entschuldigung. Bitte fahr doch fort, Callista!« Wenn Julia diesen Ton anschlug, war es das Klügste, nicht zu widersprechen.
    »Aristobulus ist ein Gelehrter, der sich mit der symbolischen Verwendung von Zahlen und Zeichen beschäftigt«, erklärte Callista. »Er vertritt die Theorie der so genannten unbekannten Menge, ein ziemlich obskures und abseitiges Forschungsgebiet.

    Mit ihren mystischen Neigungen sind die Anhänger des Pythagoras nahezu die einzigen Gelehrten, die dieser Theorie eine gewisse Aufmerksamkeit schenken. Soweit ich weiß, ist Aristobulus der Einzige, der sich zurzeit mit dem Problem befasst.«
    Ich konnte ihr wieder einmal nicht mehr folgen, doch ich glaubte zu verstehen, worauf sie hinaus wollte. »Glaubst du, dass diese Theorie etwas mit diesem - wie hast du es noch genannt? -›Symbol für nichts‹zu tun hat?«
    »Aristobulus verwendet den Buchstaben Delta als ein Kürzel für seine so genannte unbekannte Menge. Zu einem Symbol für absolut gar nichts ist es von da nur ein kurzer Weg.«
    »Das ist mir zu hoch«, seufzte ich. »Aber ich verlasse mich ganz auf deinen Sachverstand.«
    Ich nahm die kleine Schriftrolle in die Hand und musterte sie.
    Sie war aus erstklassigem Papyrus und steckte in einer Lederrolle, an deren einem Ende ein Anhänger aus Elfenbein hing. Auf dem Anhänger stand in kleiner und klarer griechischer Schrift der Name des Autors: Aristobulus aus Croton.
    Mir brummte der Schädel. Croton - irgendwo hatte ich davon erst kürzlich gehört. Aber wo? Seit dieser Fulvius aufgetaucht war, hatte ich jeden Tag so viel um die Ohren gehabt, dass ich allmählich den Überblick verlor, wer mir eigentlich was erzählt hatte. Für einen römischen Politiker, der darauf gedrillt war, gewaltige Mengen an Informationen in seinem Kopf zu speichern, war dies eine beunruhigende Erfahrung.
    »Decius!«, riss Julia mich aus meinen Gedanken. »Du hast schon wieder diesen Blick.«
    »Welchen Blick?«, wollte Callista wissen.
    »Diesen Blick, als ob man ihm mit einem Opferhammer auf den Kopf geschlagen hätte«, klärte meine Frau sie auf.
    »Für mich sieht er eher aus wie ein feiernder Dionysier im Stadium der Ekstase«, sagte Callista. »Als ob sein Geist den Körper vollständig verlassen hätte.«
    »Meinst du einen Zustand wie den Enthusiasmus?«, hakte meine geliebte Frau nach.
    »Nein«, erwiderte Callista. »Dieser Zustand ist den Göttern vorbehalten. Außerdem würde er dann etwas lebendiger wirken.«
    »Anstatt über mich zu reden, als ob ich gar nicht anwesend wäre, könntet ihr mir vielleicht mal auf die Sprünge helfen«, unterbrach ich ihre philosophische Lästerei. »Ich versuche krampfhaft, mich zu erinnern, wo ich in jüngster Zeit den Namen Croton gehört habe.«
    »Wir haben uns in der Tat gerade gefragt, ob du überhaupt anwesend bist«, entgegnete

Weitere Kostenlose Bücher