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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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aufgefallen.
    Aber bei meinem letzten Besuch in Croton war sie schon über einen Monat verbrannt. Offenbar ist es den staatlichen Stellen nicht in den Sinn gekommen, Ermittlungen anzustellen. Solche Überfälle gehören in der Gegend zum Alltag, so dass sie kein großes Aufhebens darum machen.«
    »Ist er denn allein gereist? Hatte er nicht einmal einen Sklaven dabei?« »Offenbar nicht«, erwiderte Asklepiodes. »Aristobulus war knauserig und führte ein bescheidenes Leben. Soweit ich weiß, hatte er lediglich eine ältere Haushälterin.«
    Ich musterte die Waffen an der Wand und dachte eine Weile angestrengt nach. »Mit einem Dolchstoß haben sie ihn zur Strecke gebracht, sagtest du, nicht wahr? Eigentlich schlagen Banditen ihre Opfer lieber mit Knüppeln nieder. Dabei wird die Kleidung nicht so mit Blut besudelt.« »Vielleicht haben sie ihn ja gezwungen, sich auszuziehen, bevor sie zugestochen haben.«
    »Aber warum haben sie ihm dann nicht die Kehle durchgeschnitten? Das ist schließlich die schnellste und sicherste Methode, um jemanden umzubringen. Soll ich dir sagen, warum? Die Mörder konnten ihre aristokratischen Gewohnheiten nicht ablegen. Sie wollten den Mord nach dem Werk von Banditen aussehen lassen, aber sie haben ihr Opfer nicht hinterrücks erschlagen, sondern, wie es sich für Männer der gehobenen Klasse gehört, von vorne erledigt.«
    »Dann hätten sie einen ziemlich großen Fehler begangen«, warf Asklepiodes ein.
    »Diese Leute gehen davon aus, nie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden«, überlegte ich weiter. »Um vor sich selbst und voreinander als Ehrenmänner dazustehen, begehen sie einen Mord wie Soldaten, die einen Feind töten.
    Natürlich machen sie sich gegenseitig vor, dass sie aus rein patriotischen Motiven so handeln mussten.«
    »Aus patriotischen Motiven?«, fragte Asklepiodes entgeistert und gestikulierte mit seinen makellos manikürten Händen wie ein Koniödienschauspieler, der mit seiner Weisheit am Ende ist.
    »Das erscheint mir alles höchst seltsam. Du meinst, sie bringen aus patriotischen Gründen einen obskuren griechischen Philosophen um? Und jemand soll eine derart komplizierte Verschwörung ausgeheckt haben, nur um zu verhindern, dass du zum Praetor gewählt wirst? Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich da meine Zweifel habe.«
    »Keineswegs«, entgegnete ich. »Für so wichtig halte ich mich nun auch wieder nicht. Ich bin vermutlich nur die unmittelbare, eher unbedeutende Zielscheibe ihrer Attacke. In Wahrheit haben sie es auf die Grundfesten der Republik abgesehen.«
    »Aha«, stellte Asklepiodes zufrieden fest. »Es geht also wirklich um mehr. Aber was im Einzelnen dahinter stecken soll, übersteigt die Vorstellungskraft meines begriffsstutzigen Hirns.«
    »Ich kann mir auch noch nicht auf alles einen Reim machen«, gestand ich. »Aber allmählich sehe ich etwas klarer. Drei Männer, die alle Claudius Marcellus heißen, sind dabei, uns in einen Bürgerkrieg zu treiben. Es sind zwei Brüder und ein Cousin, einer von ihnen ist unser derzeitiger Konsul, einer wird im nächsten Jahr Konsul sein, und der Dritte wird aller Voraussicht nach im übernächsten Jahr das Konsulat übernehmen. Sie tun alles in ihrer Macht Stehende, um den Senat gegen Caesar aufzubringen. Und da Caesar kaum etwas unternimmt, um sich beim Senat ein wenig beliebter zu machen, haben diese Leute leichtes Spiel.«
    Ich dachte einen Augenblick nach und fuhr mit meinen Überlegungen fort. »Wie alle guten Feldherren haben die Claudii langfristige Kriegspläne. Vermutlich haben sie erst einmal ihre Truppen gesammelt, und zwar nicht nur im Senat, sondern im gesamten Reich. Natürlich haben sie auch versucht, das Volk aufzuwiegeln, doch da beißen sie auf Granit. Das Volk liebt nun einmal Caesar.« Ich machte eine erneute Denkpause. »Wahrscheinlich haben sie ihre Bastionen vor allem im Süden, und ihre Operationsbasis dürfte Baiae sein, wobei der Süden ja bekanntlich nahezu geschlossen hinter Pompeius steht, seitdem er seine Veteranen dort angesiedelt hat.«
    Ich seufzte und fuhr fort. »Aber ihre langfristig beste Maßnahme war, dass sie sich für die Geheimhaltung ihrer konspirativen Korrespondenz einen wahrhaft genialen Code haben entwickeln lassen. Eine derart ausgetüftelte Vorsichtsmaßnahme ist mir bisher noch nie untergekommen, weder im militärischen noch im zivilen Bereich.«

    »Dafür seid ihr Römer in der Tat nicht bekannt«, stimmte Asklepiodes mir zu. »Ihr

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