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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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lautesten.
    »Ist das die Frau?«, wollte Asklepiodes wissen.
    »Ja«, erwiderte ich. »Die einzigartige Fulvia.« Bei ihrem Anblick wurde mir etwas warm ums Herz.
    Aus der Ferne war sie nur eine winzige Gestalt. Schwarz gekleidet stand sie auf den Rostra und gestikulierte wild in alle Richtungen. Ein paar weiß gekleidete Männer, bei denen es sich wahrscheinlich um Senatoren handelte, versuchten die Rednertribüne zu erklimmen, doch sie wurden von anderen Männern zurückgedrängt. Wer mochte da wohl die Unverfrorenheit besitzen, gegen Senatoren handgreiflich zu werden? Die alten Straßenbanden waren doch zerschlagen.
    »Ich muss unbedingt näher ran«, sagte ich.
    »Los!«, wies Asklepiodes seine Träger an. »Bringt uns zu den Rostra!« »Zu Befehl, Doktor!«, rief es von draußen zurück. »Los, Männer!« Vor den resoluten Fäusten und Ellbogen der Gladiatoren zurückweichend, öffnete die Masse wie von magischer Hand bewegt vor uns eine Gasse, und wenige Augenblicke später standen wir unter den vom Altar fast schwarz gewordenen bedrohlich über uns hervorragenden Schiffsrammen der Rostra. Vor uns und zu beiden Seiten drängten sich etliche Senatoren, Liktoren und alle möglichen Gefolgsleute und versuchten mit aller Gewalt, die hysterisch zeternde und den Mob mit ihren Hasstiraden aufpeitschende Fulvia niederzubrüllen. Der Mann, der den Zugang zur Rednertribüne kontrollierte, trug Soldatenstiefel und einen Militärgürtel.
    »Oh nein!«, rief ich entsetzt. »Sie hat Caesars Soldaten auf ihrer Seite und sie dazu gebracht, sich mit dem Senat anzulegen.«
    Oben auf der Tribüne bot Fulvia ein ziemlich eindrucksvolles Schauspiel. Ihr helles Haar war wild zerzaust, Tränen liefen über ihre Wangen, vor Wut war sie tiefrot angelaufen. Ihr fast durchsichtiges schwarzes Gewand war derart verrutscht, dass ihr das obere Teil jeden Moment ganz von den Schultern zu rutschen drohte.
    »Sklaven! Feiglinge! Rückgratlose Weichlinge!«, schrie sie auf die Menge hinab. »Ihr nennt euch Römer - aber mit welchem Recht? Sie wollten euren künftigen Tribun niedermetzeln! Sie haben Angst vor ihm, weil sie wissen, dass er als Tribun euer aller Rechte und Freiheiten verteidigen würde! Sie sind über ihn hergefallen, und jetzt liegt er danieder und ringt mit dem Tod. Und warum? Weil er euer Fürsprecher sein wollte! Wie könnt ihr es zulassen, dass sie nach dieser Tat noch am Leben sind?« In diesem Moment sah Cato uns und bahnte sich einen Weg Zu unserer Sänfte. Während Asklepiodes sitzen blieb, stiegen Hermes und ich aus. Die Gladiatoren bildeten einen schützenden Kreis um uns, doch als sie Catos Senatorenstreifen sahen, ließen sie ihn durch.
    »Ein ganz schönes Spektakel, nicht wahr, Decius?«, stellte er angewidert fest. »Dabei hatten wir in der Stadt gerade einigermaßen für Ruhe gesorgt - und jetzt das.«
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte ich ihn.
    »Nicht mehr, als dass Curio schwer verwundet wurde«, erwiderte er. »Vor kaum einer Stunde hat daraufhin diese durchgedrehte Frau die Rostra in Beschlag genommen und mit ihrer Kreischarie begonnen. Zufällig waren gerade ein paar von Caesars Soldaten auf dem Forum und haben sich kurzerhand zu ihren Leibwächtern ernannt. Schließlich hat Caesar ihnen eingeimpft, dass Curio sein Mann ist und dass sie ihn wählen sollen. Inzwischen hat sie die Soldaten so aufgeputscht, dass sie sich an Senatoren und Liktoren vergreifen und sie daran hindern, dieses hysterische Weib zum Schweigen zu bringen.
    Wie sollen wir den aufgehetzten Mob bloß beschwichtigen?«

    Ich sah mich um und dachte schnell nach. Zum Glück ist schnelles Nachdenken eine meiner besonderen Spezialitäten.
    »Wo sind denn die Konsuln?«, wollte ich wissen.
    »Nicht aufzutreiben«, erwiderte Cato. »Wie immer, wenn man sie braucht.«
    »Ich sehe doch da hinten zwölf Liktoren«, sagte ich und zeigte auf das südliche Ende der Rostra. »Sind es die von Pompeius?« Nur Konsuln und Prokonsuln war es gestattet, sich von zwölf Liktoren begleiten zu lassen. »Ja«, bestätigte Cato. »Er ist eben eingetroffen.«
    »Den Göttern sei Dank«, stellte ich erleichtert fest. »Ihm zumindest werden die Männer Gehör schenken. Sag ihm, er soll die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Von mir aus soll er seine Liktoren schicken, damit sie mich verhaften oder sonst etwas mit mir anstellen. Ich denke, das dürfte den Mob fürs Erste beruhigen.«
    Cato eilte los und bahnte sich einen Weg zu den Liktoren.
    Hoffentlich beeilte

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