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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einen weiteren Schluck von seinem köstlichen Schmiermittel für meine Kehle.
    »In seiner Heimatstadt nannte er sich natürlich nicht Aristobulus aus Croton, weil dort ja alle aus Croton sind.«
    »Das ist klar«, entgegnete ich.
    »Aristobulus war ein kleiner, schmächtiger Mann, der in die Jahre, aber nicht zu Reichtum gekommen war. Er lief gewöhnlich in eher schäbigen Sachen herum und tat so, als sei dies eine Tugend - so ein Verhalten kennt man ja von Philosophen. Er war weder streitlustig noch besonders redselig. Eigentlich wirkte er fast ein bisschen reserviert, als ob jede Gesellschaft, in die er sich begab, seiner im Grunde nicht würdig wäre. Aber im Lauf der Jahre bekam ich mit, dass er diese wöchentlich stattfindenden Essen nie verpasste, die aus den Vermächtnissen reicher, bereits verstorbener Mitglieder bezahlt wurden.«
    »Mir ist noch nie ein Philosoph begegnet, der eine Einladung zum Essen ausgeschlagen hätte«, warf ich nickend ein.

    »Nach dem Essen, wenn die Zeit für das Symposium gekommen war, pflegte Aristobulus jedenfalls ausgiebig dem Wein zuzusprechen und wurde dann auch ein wenig gesprächiger. Meistens prahlte er in diesem Zustand gern über seine Entdeckungen im Bereich der Mathematik. Er hat nämlich ein paar ziemlich radikale Theorien, aber wie du mir eben erzählt hast, hat Callista ja bereits erfolglos versucht, dir diese näher zu bringen.« »Dass ich etwas von Mathematik verstehe, habe ich noch nie behauptet«, verteidigte ich mich. »Als ich mich um den Staatsschatz kümmern musste, standen mir zum Glück ausgebildete Sklaven und Freigelassene zur Verfügung.«
    »Die anderen Mitglieder des Philosophenclubs machten sich nicht gerade lustig über Aristobulus«, fuhr Asklepiodes fort, »aber sie begegneten ihm, sagen wir, mit einer gewissen Skepsis. Als ich das vorletzte Mal an dem Symposium teilnahm - dort sah ich ihn zum letzten Mal lebendig, war er besser angezogen als sonst.« Er hielt einen Augenblick inne, trank einen Schluck Wein und wartete auf meine Reaktion. Das machte er immer so. »Ja und?«, fragte ich. »Was hatte das zu bedeuten?« Ich konnte meine Ungeduld nur selten zügeln.
    »Er hat zwar keine große Schau abgezogen, aber er hat uns quasi mit der Nase darauf gestoßen, dass er einen Patron gefunden hatte, und zwar angeblich einen hochrangigen Mann, der die Wichtigkeit seiner Arbeit, wie er betonte, endlich zu schätzen wisse. Nicht dass er sich auf einmal protzig gekleidet hätte, versteh mich nicht falsch. Er hielt schon an dem unter Philosophen üblichen Prinzip der Schlichtheit fest, aber seine Sachen waren neu und von bester Qualität. Außerdem fiel mir damals auf, dass er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, Schmuck trug, nämlich einen Ring.« Nach diesen Worten machte er wieder eine seiner unerträglichen Pausen. »Einen Ring!«, rief ich aufgeregt. »Was für einen Ring? Nun sag schon!«
    »Seinen rechten Zeigefinger zierte ein massiver Siegelring.
    Eumolpus der Zyniker, ein Herr, der, wie sein Beiname schon sagt, kein Blatt vor den Mund nimmt, bemerkte das Schmuckstück natürlich sofort und kommentierte bissig, dass es irgendwie nicht so recht zu Aristobulus' üblicher, um nicht zu sagen dick aufgetragener, Nüchternheit passe. Aristobulus erklärte, dass es sich um ein Geschenk seines Patrons handele und dass er das Siegel auf alle Korrespondenz setze, die er mit diesem mysteriösen Wohltäter führe. Er beharrte sogar darauf, dazu verpflichtet zu sein, den Ring zu tragen. Angeblich war er das Symbol ihrer gegenseitigen Verbundenheit.«
    »Hast du den Ring aus der Nähe gesehen?«, wollte ich wissen. »Kannst du ihn beschreiben?«
    »Zufällig lag Aristobulus während des Essens zu meiner Linken, so dass ich das Prachtstück tatsächlich aus nächster Nähe bewundern konnte. Der Ring war aus massivem Gold und hatte eine sehr fein granulierte Oberfläche. Irgendwie wirkte er exotisch und war mit einem ziemlich kostbaren Saphir besetzt.
    Da ich oft in Ägypten gewesen bin, weiß ich, dass der Stein von dort stammte. Die fein gearbeitete Gravur zeigte ein Gorgoneion.«
    Eine derart exakte Beschreibung hätte ich nicht zu erträumen gewagt.
    »Hat er sonst noch etwas gesagt?«, hakte ich nach.
    »Vielleicht eine Andeutung, die auf seinen Patron schließen ließ oder einen Hinweis auf die geschäftliche Beziehung zwischen den beiden?« »Nichts Bestimmtes«, erwiderte Asklepiodes. »Aber du musst bedenken, dass ich auf derartige Andeutungen auch

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