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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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vergoss.
    »Grainger, Liebling«, sagte Jennifer klagend. »Er ist noch nicht einmal unter der Erde.«
    »Das Begräbnis ist morgen?«, fragte Bree.
    »Ja. Wir hielten es für besser zu warten, damit jeder, der kommen möchte, die Gelegenheit dazu hat …«
    »Das heißt alle drei«, fiel ihr Grainger ins Wort. »Und die werden nur kommen, um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich tot ist.«
    Bree verschluckte sich an ihrem Drink.
    »Ist da zu viel Gin für Sie drin?«, fragte Grainger mitfühlend. »Ich neige dazu, die Drinks ein bisschen stärker zu machen, wenn ich keinen Bereitschaftsdienst im Krankenhaus habe.«
    »Nein, nein, der ist gerade richtig«, gab Bree zurück.
    »Wir wollen doch nicht, dass Bree denkt, wir seien froh, dass Dad tot ist«, sagte Jennifer. »Vielleicht machst du die Drinks doch ein bisschen zu stark, Liebling.«
    »Ich bin aber froh, dass der alte Dreckskerl tot ist«, erklärte Grainger, um dann in gehässigem Ton hinzuzufügen: » Liebling. «
    Jennifer sah Bree an und verdrehte die Augen, als wolle sie sagen: »Diese Männer!«
    Jennifer war schon während ihrer gemeinsamen Schulzeit keine Schönheit gewesen. Doch bereits damals war sie eine schlanke, elegante Erscheinung gewesen, was jetzt noch ausgeprägter zutage trat. Ihr dunkles Haar war zu einem adretten Bubikopf geschnitten. Bei dieser Samstagnachmittagcocktailparty (»Drinks im Garten, Bree. Gegen vier Uhr? Du brauchst dich nicht extra fein zu machen.«) trug sie eine weite cremefarbene Leinenhose, ein offenes Leinenhemd, das ihr extrem gut stand, darunter ein Tank Top in Sepiabraun sowie einen zartblauen Schal, den sie sich um die Taille geschlungen hatte. Bree wusste zwar nicht, woher der mit Türkisen besetzte Silberschmuck in ihren Ohren und um ihren Hals stammte, doch der Gesamteffekt war spektakulär.
    Bree hingegen hatte ihre besten Jeans an. Ihr weißes Hemd war immerhin aus Seide. »
    Den Berichten zufolge muss er schwierig gewesen sein, wenn man geschäftlich mit ihm zu tun hatte«, meinte Bree. »Aber ihr müsst doch ziemlich gut mit ihm ausgekommen sein. Du sagtest, wenn es das Wetter zuließ, seid ihr mindestens einmal in der Woche zusammen segeln gewesen?«
    Jennifer warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ich habe nichts dergleichen gesagt«, erwiderte sie kühl. »Wer hat dir denn das erzählt? Aber wir haben in der Tat unser Möglichstes getan, um uns Zeit für ihn zu nehmen. Das war fast die einzige Entspannung, die der arme Alte hatte. Für sich selbst hat er sich kaum Zeit genommen, wenn du verstehst, was ich meine«, erklärte sie. Sie schenkte sich ein weiteres Glas Weißwein ein. Mittlerweile war es etwa fünf Uhr nachmittags. In den vergangenen fünfundvierzig Minuten hatte Jennifer einen großen Whiskey Julep und zwei Glas Wein getrunken. Das war jetzt also das dritte. Bree wurde schon schwindlig, wenn sie nur daran dachte, so viel Alkohol in so kurzer Zeit zu trinken.
    Als Grainger Skinner bemerkte, dass Bree seine Frau beobachtete, zog er eine Augenbraue hoch und grinste sie vielsagend an. Bree spürte, wie sich ihre Wangen röteten.
    »Wie ich gehört habe, haben Sie hier in Savannah eine Kanzlei aufgemacht«, wandte er sich in freundlichem Ton an sie. Er sah seinem Vater überhaupt nicht ähnlich. Benjamin Skinner war ein kleiner, drahtiger Mann mit großer Nase und – in späteren Jahren – kahlem Kopf gewesen. Grainger Skinner hingegen war groß, hatte dichtes hellbraunes Haar und einen leichten Schmerbauch. »Gefällt Ihnen unsere Stadt?«
    »Sie ist wunderschön«, sagte Bree. »In meiner Kindheit hat die Familie öfter den Sommer hier verbracht. Als mein Onkel Franklin starb und mir seine Kanzlei hinterließ, habe ich mich gefreut, hier mal wieder einige Zeit leben zu können.«
    Grainger schnipste mit den Fingern. »Stimmt ja! Sie sind eine Verwandte des Richters. Das hatte ich ganz vergessen.«
    »Du hast auch vergessen, dass es Bree war, die dich am Tag von Daddys Tod angerufen hat«, sagte Jennifer plötzlich. Sie lächelte gehässig und nippte an ihrem Wein.
    Grainger sah Bree erstaunt an. »Das waren Sie? Wollten Sie einen Auftrag an Land ziehen?«
    »Das war ein Versehen«, beeilte sich Bree zu erklären, »für das ich Sie vielmals um Verzeihung bitte. Jemand hat mir einen geschmacklosen Streich gespielt.«
    »Aber es ist doch kein Versehen, dass du diese verrückte Liz vertrittst«, stellte Jennifer kalt fest. »Sie erzählt überall herum, dass Daddy ermordet wurde.«
    »Er

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