Im Namen der Gerechtigkeit - Roman
gemacht hat.»
Sie war irritiert.
«Das kann ich nicht.»
«Warum kannst du das nicht?»
«Weil ich nicht kann.»
Elena drückte ihre Hand fester.
«Yasmina, du warst damit einverstanden, dass wir uns treffen, weil wir dir helfen können. Weißt du noch, was du mir neulich erzählt hast? Dass du nicht mehr kannst und Hilfe brauchst? Du brauchst keine Angst zu haben.»
Sie nickte.
«Er war mit Mohamed unterwegs», sagte sie schließlich. Dann verbarg sie ihr Gesicht in den Händen: «Ach, das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich darf das nicht.»
«Wer ist Mohamed?», fragte Doni.
«Unser ägyptischer Freund. Der uns geholfen hat. Er hat ihn zu Hause abgeholt, und dann sind sie zusammen weggegangen.»
«Wohin?»
«Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.»
«Um wie viel Uhr ist Khaled wieder nach Hause gekommen?»
«Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube, so um eins.»
Doni ging in Gedanken die Prozessakten durch. Der Überfall hatte um halb neun stattgefunden.
«Um wie viel Uhr gingen die beiden aus dem Haus?», fragte er.
«Das weiß ich nicht mehr.»
«Yasmina, das ist sehr wichtig», sagte Elena.
«Vielleicht gegen acht. Oder halb neun. Genau weiß ich das nicht mehr. Das habe ich auch schon dem Anwalt gesagt.»
Doni warf Elena einen Blick zu. Sie runzelte die Stirn.
«Hat dich der Anwalt außerdem noch etwas gefragt?»
«Nein.»
Doni dachte nach. Im Urteil war von keinem Mohamed die Rede gewesen. Khaled hatte ihn nie erwähnt, obwohl er doch seine einzige Hoffnung auf Rettung war. Die Polizei hätte nach ihm fahnden können, und er hätte ausgesagt. Das wäre immerhin eine zusätzliche Chance gewesen. Warum hatte Khaled geschwiegen?
«Hat sich dein Bruder gut mit Mohamed verstanden?», fragte er.
«Wie meinen Sie das?»
«Waren sie eng befreundet?»
«Ja, sehr. Wie zwei Brüder. Obwohl er Ägypter ist.»
«Hast du dem Anwalt etwas von Mohamed erzählt?»
Sie presste die Lippen aufeinander.
«Yasmina, hast du irgendwem von Mohamed erzählt?»
«Nein.»
«Und warum nicht?»
«Weil Khaled das nicht wollte.»
«Und warum wollte er das nicht?»
Sie schwieg.
«Hatte er Angst, er könnte ihn in Schwierigkeiten bringen?»
Yasmina schlug sich mit beiden Händen auf die Knie.
«Er hat gesagt, ich soll niemals über Mohamed reden, weil er uns das Leben gerettet hat.»
«Und warum erzählst du uns dann jetzt von ihm?»
«Ich habe Vertrauen zu ihr», sagte sie und wies auf Elena.
Doni war betroffen.
«Und dem Anwalt deines Bruders vertraust du nicht?»
«Nein. Khaled sagt auch, dass er nicht gut ist, aber Khaled regt sich nicht auf. Ich weiß nicht, wie er das macht. Er sitzt da, in aller Ruhe, und denkt überhaupt nicht daran, wie ich zurechtkomme. Er sagt, es wird sich schon alles regeln. Dabei regelt sich überhaupt nichts! Wenn der Anwalt erfährt, dass ich geredet habe, wird Khaled sich ärgern. Aber ich kann nicht mehr.»
«Also?»
«Sie sind zusammen weggegangen, ich weiß nicht, wohin. Vielleicht in ein Spiellokal, oder in eine Bar, oder zu Walid.»
«Wer ist Walid?»
«Er ist … wie heißt das … Wachmann in einem Palazzo in der Nähe von Sesto. Ein Freund von Mohamed.»
Doni schaute Elena über Yasminas Rücken hinweg an.
«Wir müssen mit ihm reden», sagte er.
«Das hat Yasmina schon versucht», sagte Elena.
«Nur um zu wissen, was ich tun soll», erläuterte Yasmina. «Mohamed sprach immer nur mit Khaled. Zu mir hat er nie was gesagt. Er ist nicht mein Freund, er ist Khaleds Freund.»
«Wir müssen mit ihm reden», wiederholte Doni. «Er ist der einzige zuverlässige Zeuge.»
«Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, ihn zu finden», sagte Elena.
«Wir müssen versuchen, ihn zu überzeugen. Wir brauchen seine Telefonnummer.»
«Die Peruaner sind schuld», sagte Yasmina.
«Wie bitte?»
«Die sind immer betrunken. Die sind schuld.» Sie sah erst Doni, dann Elena an. «Ich kann sie nicht ausstehen, Khaled konnte sie auch nicht ausstehen.»
«Es gibt Peruaner, die irgendwas mit dieser Sache zu tun haben?», fragte Doni.
«Ich weiß nicht.»
«Kannst du das genauer erklären?»
«Ich weiß nicht, ich weiß nur, dass die Peruaner immer betrunken sind und ständig Krach machen. Wir trinken nicht.»
Doni nickte und ergriff unwillkürlich die andere Hand des Mädchens, sie war klein und zart.
Yasmina sagte: «Elena hat mir erzählt, dass Sie mir helfen werden und Sie Ihre Sache gut machen.»
«Ich versuche immer, meine Sache gut zu machen», sagte
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