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Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Titel: Im Namen der Gerechtigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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mit dieser ganzen Geschichte bezweckst, doch ich könnte mir vorstellen, dass das Konsequenzen hat, oder?»
    «Etliche Konsequenzen, ja.»
    Sie lächelte.
    «Na also. Du siehst doch selbst, dass das nicht der Mühe wert ist. Du hattest deine Zweifel und hast dich von einer Person beeinflussen lassen, die dir eine andere Sicht auf die Dinge gezeigt hat. Aber das hättest du nicht tun sollen, du bist ohnehin nicht verpflichtet, sie anzuhören.»
    «Ja.»
    «Meinst du nicht auch?»
    «Gewiss.» Er zögerte. «Es ist nur so, dass … Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, nicht meine Pflicht zu tun.»
    «Deine Pflicht besteht darin, deine Arbeit ordentlich zu machen. Das hier ist aber keine Arbeit. Das sind inoffizielle Treffen, das hast du selbst gesagt, oder?»
    Doni schwieg. Durch die Leere des Wohnzimmers brummte eine Fliege und setzte sich von Zeit zu Zeit nieder.
    «Und dann», sagte Claudia langsam, «mach bitte unser Leben nicht kaputt. Mach Elisas Leben nicht kaputt.»
    Doni drückte ihre Hände, versuchte zu lächeln und nickte.
    «Was denkst du, war ich ein guter Vater für Elisa?»
    «Was stellst du bloß für Fragen?»
    «Sie antwortet mir nicht, ruft mich nie an.»
    «Hör auf damit.»
    «Claudia, es stimmt doch. Ich weiß nicht, warum, aber seit dieses Mädchen studiert, hasst sie mich. Zuerst ihre Bemerkungen über Spießer, ich sei ein Spießer, sie ist schlimmer als mein Bruder mit sechzehn. Dann fing sie mit der Physik an, na, meinetwegen, sie ist sogar richtig gut, doch sie sagt, ich hätte sie nie unterstützt. Stimmt das denn?»
    «Na ja, ein Bein ausgerissen hast du dir nicht gerade.»
    Doni seufzte. «Na gut. Ich gebe all meine Fehler zu. Ich frage mich nur, ob ich ein Vorbild für sie war. Was meinst du, war ich ein Vorbild für sie?»
    «Aber ja doch», sagte Claudia.
    «Gut.»
    War das das Ende vom Lied? Der Familienvater kehrt, nachdem man ihm verziehen und ihn getröstet hat, in den Schoß der Familie zurück?
    «Roberto, versprichst du mir, keine Dummheiten zu machen, was diese Geschichte betrifft?»
    Plötzlich fiel Doni ein, dass er am folgenden Tag zu der Tagung musste. Er hatte die Tickets gekauft, wusste aber nicht mehr, wann er abflog. Er musste nachschauen. «Warte mal», sagte er und ging in sein Arbeitszimmer, um den Rechner einzuschalten. La Tours Magdalena war wie immer da. Auch die Kerzenflamme war wie immer da, und wie immer zart.
    «Ich muss nur kurz in meine Mails schauen», sagte Doni. Atemlos und, so gut es ging, lächelnd. «Morgen bin ich den ganzen Tag und auch die Nacht über weg.»
    Claudia starrte ihn verdutzt an.
    «Wieso denn?»
    «Ich muss zu einer Tagung nach Rom.»
    Sie lehnte sich an den Türrahmen.
    «Davon hast du mir gar nichts erzählt.»
    «Ja, stimmt.»
    Sie schaute ihn von unten herauf an.
    «Und warum hast du mir nichts davon erzählt?»
    «Weil ich es vergessen habe. Aber es ist wichtig für meine Beförderung. Paoli hat mir das aufgebrummt, eine stinklangweilige Sache.» Wieder lächelte er und fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. «Eine nervtötende Geschichte, aber ich muss dahin.»
    «Ist das ein Vorwand, um wieder mit dieser Journalistin herumzuziehen?»
    Mit einem ungläubigen Lächeln drehte er sich um.
    «Soll das ein Witz sein?»
    «Nein, wenn man bedenkt, dass du es dir offenbar angewöhnt hast, mich anzulügen.»
    «Ich habe dich nicht angelogen. Ich meine, ich wollte nicht das kaschieren, woran du jetzt denkst. In meinem Alter, hör mal!»
    « Daran denke ich gar nicht. Ich denke nur, dass du mich belogen hast.»
    «Na gut, ich bitte dich nochmals um Entschuldigung. Doch ich schwöre dir, dass ich morgen wirklich nach Rom muss. Warte.» Er suchte die E-Mail mit den Flugzeiten und druckte sie aus. «Hier, bitte.»
    Claudia nahm die Seiten, ohne mehr als einen flüchtigen Blick darauf zu werfen.
    «Ich bringe dich zum Flughafen», sagte sie.
    «Was ist, glaubst du mir nicht? Meinst du, ich hätte mir das Ticket nur besorgt, um mir eine Geschichte zurechtzulegen?»
    «Ich sage nur, dass ich dich zum Flughafen bringe.»
    Doni fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht. Er hätte es am liebsten zerquetscht, zertrümmert, zerstört.
    «Ist gut», sagte er. «Ist gut.»
    «Und schlag dir diese Sache aus dem Kopf. Ich bitte dich.»
    «Ja.»
    «Roberto, bitte. Ich verstehe gar nicht, was mit dir los ist.»
    «Ist gut», sagte er noch einmal.
    Die Fliege war in sein Arbeitszimmer gekommen und hörte nicht auf zu summen.

27
    SIE LANDETEN

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