Im Namen der Heiligen
deinen Status und die Wichtigkeit dieser Geste hervorheben«, meinte Bruder Cadfael mit ernsthafter Miene, »wenn deine Abgesandten beritten wären. Noch ist es nicht dunkel, und den Pferden würde die Bewegung guttun.«
»Das stimmt«, bestätigte der Prior und nickte zufrieden. »Es käme unserer Würde zugute und könnte unserem Anliegen mehr Gewicht verleihen. Bruder John soll die Pferde holen.«
»Das nenne ich einen Freund!« rief John beglückt, als sie alle drei im Sattel saßen und in der Abenddämmerung zwischen den Bäumen verschwunden waren. Vater Huw und John auf den beiden großen Pferden, Cadfael auf dem besten Maultier. »Noch zehn Minuten - und ich hätte mir eine Buße von mindestens einem Monat eingehandelt. Und jetzt genieße ich in bester Gesellschaft die abendliche Stille und darf mich an einem wichtigen Unternehmen beteiligen.«
»Habe ich gesagt, daß du mitkommen sollst?« fragte Cadfael spöttisch. »Ich habe nur erklärt, daß die Pferde den Botengang aufwerten würden. Von dir war gar keine Rede.«
»Ich gehöre zu den Pferden. Hast du jemals einen Botschafter ohne Pferdeknecht reiten sehen? Während ihr mit Rhisiart konferiert, will ich mich fernhalten und den pflichtbewußten Diener spielen. Übrigens, Bened wird sich heute abend in Rhisiarts Haus betrinken. Sie wechseln sich regelmäßig in der Rolle des Gastgebers ab, und heute ist Cai an der Reihe.«
»Wie hast du das herausgefunden?« fragte Cadfael verwundert. »Wo du doch kein Wort Walisisch kannst!«
»Oh, sie haben mir das irgendwie beigebracht. Außerdem kann ich schon ein paar Wörter Walisisch, und wenn wir noch eine Zeitlang hier festgehalten werden, lerne ich sicher noch mehr. Ich könnte auch das Schmiedehandwerk erlernen. Heute morgen habe ich Cadwallon bei der Arbeit geholfen.«
»Das war aber eine große Ehre für dich. In Wales darf sich nicht jeder als Schmied betätigen.«
Huw zeigte auf den Zaun, der sich zur Rechten des Weges entlangzog. »Das ist Cadwallons Land. Wir müssen noch eine Meile durch den Wald reiten, dann werden wir Rhisiarts Haus erreichen.«
Es war noch immer nicht völlig dunkel, als sie zu einer großen Lichtung mit abgezäunten gepflügten Feldern kamen. Rauch stieg in die Luft, Fackeln erhellten die offene Haustür. Neben dem großen Gebäude lagen Ställe und Scheunen. Frauen und Männer eilten geschäftig umher, um ihren abendlichen Pflichten nachzugehen.
»Sieh mal einer an!« Die Stimme des Pflügers Cai drang von einer Bank herüber, die unter der Dachrinne eines Kuhstalls stand. »Deine gute Nase hat dich also an den Ort geführt, wo heute abend der Met ausgeschenkt wird, Bruder Cadfael.« Er rückte näher an Bened heran, um Platz auf der Bank zu machen. »Padrig musiziert drinnen, und nach allem, was man so hören kann, macht er offenbar Kriegsmusik. Aber er wird sich bald zu uns gesellen. Seid willkommen und setzt euch. Ihr werdet hier nicht als Feinde betrachtet.«
Ein dritter Mann saß neben Cai und Bened im dunkleren Schatten, die langen Beine ausgestreckt. Trotz der Finsternis leuchtete sein Haar hell wie Primelblüten.
Engelard, der junge Ausländer, rückte bereitwillig beiseite, um ebenfalls Platz für die Neuankömmlinge zu machen. Mit einem freimütigen Lächeln entblößte er strahlend weiße Zähne.
»Wir sind gekommen, um den Krieg zu verhindern«, erklärte Cadfael, während sie sich aus den Sätteln schwangen und ein Reitknecht herbeieilte, um die Tiere zu übernehmen. »Vater Huw hält die Friedenstaube in der Hand, und ich begleite ihn, um ihm beizustehen. Leider werden wir im Pfarrhaus erwartet und müssen zurückreiten, sobald wir mit eurem Herrn gesprochen haben. Aber wenn ihr euch um Bruder John kümmern würdet, während wir verhandeln, wäre er euch dankbar. Er könnte mit Engelard Englisch sprechen. Ein Mann sollte seine Muttersprache üben, wann immer er eine Gelegenheit findet.«
Aber offenbar hatte es Bruder John zunächst die Sprache verschlagen, sowohl die walisische als auch die englische, denn er stand da wie ein Träumer und ließ sich die Zügel aus der schlaffen Hand nehmen. Er schaute zur offenen Haustür, wo ein Mädchen erschienen war und auf die Zecher unter der Dachrinne zukam, einen großen Krug in beiden Händen. Der Blick der lebhaften braunen Augen glitt über die Besucher hinweg, musterte Vater Huw und Cadfael freundlich und wohlwollend und fiel dann mit allen Anzeichen der Verblüffung auf John, der zu einer Salzsäule mit
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