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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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stiller Zufriedenheit an, bevor sie schließlich ganz verstummte. Cadwallon seufzte tief und sah den Mönch fragend an.
    »Ruf ihre Frauen, sie sollen die Herrin zu Bett bringen«, sagte Cadfael. »Sie wird tief und fest schlafen bis morgen früh, und das wird ihr guttun.« Und dir auch, dachte er, sprach es aber nicht aus. »Gönne auch deinem Sohn ein wenig Ruhe. Erwähne seine Verfehlung nicht mehr, höchstens in beiläufigem Ton, als würde es sich um eine ganz alltägliche Sache handeln. Aber wenn er dir sein Herz ausschütten will, mußt du für ihn dasein. Vater Huw wird sich um sein Seelenheil kümmern.«
    »Ja, das werde ich tun«, versicherte der Priester. »Er ist unserer Mühe wert.«
    Frau Branwen ließ sich widerstandslos ins Bett bringen, und eine wunderbare Stille erfüllte das Haus. Cadfael und Huw gingen hinaus, bis zum Hoftor von dem dankbaren, immer noch konfusen Cadwallon begleitet. Am Ende des Palisadenzauns nahm sie das schweigende Dunkel des Waldes auf.
    »Es ist Zeit fürs Abendessen - vielleicht sogar schon für die Abendmesse«, sagte Vater Huw müde. »Was hätten wir nur ohne dich gemacht, Bruder Cadfael? Ich komme nicht mit den Frauen zurecht - sie verwirren mich völlig.
    Und es erstaunt mich, daß du gelernt hast, so gut mit ihnen umzugehen - du, ein Klosterbruder.«
    Cadfael dachte an Bianca und Arianna und Mariam und an all die anderen, die er für so kurze Zeit gekannt hatte und die ihm doch so vertraut gewesen waren. »Männer und Frauen haben dieselben menschlichen Eigenschaften, Huw. Beide bluten, wenn sie verwundet werden. Sicher, Frau Branwen ist eine arme törichte Frau, aber es gibt auch viele arme törichte Männer - und Frauen, die ebenso stark und tüchtig sind wie wir.« Dachte er jetzt an Mariam oder an Sioned? »Geh jetzt essen, Huw, und entschuldige mich. Wenn ich noch vor der Komplet kommen kann, werde ich es tun. Aber zuvor muß ich etwas in Beneds Schmiede erledigen.«
    Die leere Phiole schwang in der Tasche seines rechten Ärmels hin und her und erinnerte ihn an die Schlüsse, die er aus seinen Beobachtungen gezogen hatte. Noch bevor er die Schmiede erreichte, wußte er, was geschehen mußte, hatte aber noch immer keine Ahnung, wie er die Sache anpacken sollte.
    Cai saß mit Bened auf der Bank unter der Dachrinne, ein Weinkrug stand zwischen ihnen. Sie unterhielten sich nicht, sondern warteten schweigend auf Cadfaels Ankunft, und dafür konnte es nur einen Grund geben - Sioned hatte ihnen gesagt, daß er kommen würde.
    Bened schüttelte seinen grauen Kopf. »Ein schönes Durcheinander ist das! Und morgen wirst du abreisen und uns mit unseren Problemen allein lassen. Ich mache dir keinen Vorwurf, denn du mußt deine Pflicht tun - wie sollen wir Rhisiarts Mörder finden, wenn du nicht mehr hier bist? Mehr als die Hälfte der Dorfbewohner glaubt, daß ihr Mönche ihn getötet habt. Und die anderen denken, daß ein Feind aus Gwytherin die Gelegenheit genutzt und euch die Schuld aufgebürdet hat. Bevor ihr kamt, waren wir eine friedliche Gemeinde, und niemand trug sich mit Mordgedanken.«
    »Gott weiß, daß wir euch nicht ins Unglück stürzen wollten«, entgegnete Cadfael. »Aber noch liegt eine ganze Nacht vor uns, und ich habe meinen letzten Schuß noch nicht abgefeuert. Jetzt muß ich mit Sioned sprechen. Wir haben eine ganze Menge zu tun - und nicht mehr viel Zeit.«
    »Trink erst einen Schluck mit uns, bevor du zu ihr gehst«, bat Cai. »Das dauert nicht lange, und der Wein wird deinen Verstand schärfen.«
    Sie saßen beisammen, drei einfache, ehrliche Männer, und es befand sich nur noch ein kleiner Rest im Krug, als das Gatter geöffnet wurde. Schnelle leichtfüßige Schritte näherten sich, und dann stand Annest vor ihnen, aufgeregt und atemlos - und sichtlich wütend beim Anblick der drei Freunde, die in aller Seelenruhe ihren Wein tranken.
    »Setzt euch lieber in Bewegung!« stieß sie keuchend hervor. »Ich war bei Vater Huw, um zu sehen, was da los ist. Marared und Edwin haben für uns die Augen offengehalten. Wißt ihr, wer heute mit den Benediktinern zu Abend ißt? Griffith ap Rhys, der Amtmann! Und wißt ihr, wohin er danach gehen wird? Zu unserem Haus, um Bruder John gefangenzunehmen!«
    Diese Neuigkeit brachte sie sofort auf die Beine, obwohl Bened skeptisch die Stirn runzelte. »Er kann nicht hier sein. Als ich zuletzt von ihm hörte, war er bei der Mühle.«
    »Ja - heute morgen! Und jetzt ißt und trinkt er mit Prior Robert und den anderen. Ich

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