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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hatte noch einiges mit Sioned zu besprechen. Die Vorhaben dieser Nacht mußten sorgfältig geplant werden. Sobald Annest und Cai im Wald verschwunden waren, ging er ins Haus, und das Mädchen lief ihm eifrig entgegen. »Ich hatte erwartet, daß Annest noch vor dir kommen würde. Sie ist zu Vater Huw gegangen, um herauszufinden, was dort los ist. Ich wollte mich nicht blicken lassen. Wenn die Leute glauben, daß ich daheim bin - um so besser. Hast du Annest gesehen?«
    »Ja, und ich habe auch ihre Neuigkeiten gehört.« Cadfael erzählte Sioned, was der Amtmann und der Prior vorhatten und wohin ihre Freundin geritten war. »Mach dir keine Sorgen um John, der ist längst über alle Berge, wenn sie dein Haus erreichen. Jetzt haben wir etwas anderes zu tun. Wir dürfen keine Zeit verschwenden. Der Prior erwartet sicher, daß ich ihn begleite, und es ist wohl besser, wenn ich dabei bin und nach dem Rechten sehe.
    Wenn wir unsere Aufgabe so gut erfüllen wie Annest und Cai die ihre - wovon ich überzeugt bin -, werden wir morgen früh die ganze Wahrheit wissen.«
    »Du hast etwas herausgefunden, Bruder Cadfael.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Du bist irgendwie verändert - und du scheinst deiner Sache sicher zu sein.«
    Er schilderte, was in Cadwallons Haus vorgefallen war, daß er vergeblich überlegt hatte, wie er seine Entdeckung nutzen konnte, und daß Annest, ohne es zu ahnen, dieses Problem gelöst hatte. Dann erklärte er Sioned, wie sie vorgehen sollte. »Heute nacht mußt du deine englischen Sprachkenntnisse verwerten. Diesmal stellen wir dem Schuldigen eine gefährlichere Falle als je zuvor - aber ich werde in der Nähe bleiben. Du könntest auch Engelard holen, aber er darf sich nicht zeigen. Wenn du Angst hast und es lieber nicht tun möchtest, dann sag es mir, mein Kind, und ich werde mir etwas anderes ausdenken.«
    »Ich fürchte mich nicht, und ich bin bereit, alles zu wagen.«
    »Dann setz dich zu mir und lerne die Rolle gut, die du spielen mußt. Wir haben nicht viel Zeit. Und während wir unsere Pläne schmieden - könntest du mir etwas Brot und Käse bringen? Ich habe das Abendessen versäumt.«
    Prior Robert und Bruder Richard ritten in Rhisiarts Hof, den Amtmann zwischen sich, gefolgt von dessen beiden Knappen und Bruder Cadfael. Es war halb acht vorbei, die Abenddämmerung hatte begonnen. Selbstsicher saß Prior Robert im Sattel, als würde er das Gesetz verkörpern, als dessen Arm Griffith ap Rhys fungierte, und nicht Owain Gwynedd. Der Amtmann war ziemlich verärgert über diese unglückselige Begegnung, die ihm keine andere Möglichkeit gelassen hatte, als Roberts Wünsche zu erfüllen. Das walisische Gesetz war verletzt worden, man hatte ihn darüber informiert. Es war seine Pflicht, den Fall zu untersuchen - obwohl er es angesichts der Umstände vorgezogen hätte, die Benediktinerdelegation nach Shrewsbury zurückzuschicken, mit dem guten Rat, sich dort selber um ihren Kram zu kümmern, statt einen vielbeschäftigten Mann zu belästigen, der wichtigere Dinge zu erledigen hatte. Unglücklicherweise hatte Cadwallons Leibeigener, der langbeinige Bursche, den Bruder John zu Fall gebracht hatte, eine wortreiche Aussage gemacht, um die Anklage zu untermauern. Sonst wäre es einfacher gewesen, die Sache zu ignorieren.
    Am Hoftor stand kein Wachtposten, und das war seltsam. Als sie weiterritten, sahen sie einige Leute aufgeregt umherlaufen, als wäre irgend etwas Unerwartetes geschehen. Wirre, widersprüchliche Befehle wurden von mehreren Autoritäten gleichzeitig erteilt. Kein Reitknecht eilte herbei, um die Pferde der Besucher zu übernehmen. Prior Robert war ungehalten. Griffith ap Rhys sah sich interessiert um. Endlich nahm man Notiz von ihnen, eine hübsche junge Person in einem grünen Kleid lief ihnen entgegen, mit hochgerafften Röcken und zerzaustem hellbraunen Haar.
    »Oh, meine Herren, ihr müßt unsere Nachlässigkeit entschuldigen. Der Pförtner wurde abberufen, und die Reitknechte sind auf der Jagd... Aber es beschämt mich, daß unsere Schwierigkeiten einen Schatten auf unsere Gastfreundschaft werfen. Meine Herrin ruht und darf nicht gestört werden, doch ich stehe euch zu Diensten. Würdet ihr bitte absteigen? Soll ich ein Nachtquartier vorbereiten lassen?«
    »Wir wollen nicht bleiben«, antwortete Griffith ap Rhys und musterte das hübsche Mädchen wohlgefällig. »Wir sind nur gekommen, um euch die Verantwortung für einen gewissen jungen Missetäter abzunehmen, der

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