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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dürften … Einstweilen müssen wir davon ausgehen, dass dieser Ort für den Täter eine gewisse Bedeutung hat.« Sie wartete, bis Rebus genickt hatte. »In welchem Fall zu fragen ist, ob er auch für die Opfer eine Bedeutung gehabt haben könnte.«
    »In welcher Weise?«, wollte Rebus wissen und kniff die Augen zusammen.
    »Ländliche Gegend... tiefer Wald... aber unweit menschlicher Siedlungen. Haben die Opfer in einer solchen Umgebung gelebt?«
    Rebus schnaubte. »Kaum anzunehmen – Cyril Colliar war Rausschmeißer in Edinburgh, gerade frisch aus dem Knast entlassen. Den sehe ich nicht mit Rucksack und Müsliriegel.«
    »Aber Edward Isley ist die M6 rauf- und runtergefahren«, konterte Siobhan, »und das ist doch der Lake District, oder? Und Trevor Guest lebte eine Zeitlang in den Borders …«
    »… sowie in Newcastle und Edinburgh.« Rebus wandte sich der Psychologin zu. »Alle drei haben gesessen … das ist ihre Verbindung.«
    »Was nicht bedeutet, dass es nicht auch noch andere gibt«, warnte Siobhan.
    »Oder dass Sie nicht irregeführt wurden«, ergänzte Dr. Gilreagh mit einem freundlichen Lächeln.
    »Irregeführt?«, wiederholte Siobhan.
    »Entweder durch Muster, die gar nicht existieren, oder durch Muster, die der Mörder auffällig platziert.«
    »Um mit uns zu spielen?«, riet Siobhan.
    »Das ist eine Möglichkeit. Ich sehe einen unglaublichen Sinn für Verspieltheit …« Sie brach ab, runzelte die Stirn. »Sie müssen entschuldigen, falls das frivol klingt, aber es ist das einzige Wort, das mir einfällt. Das ist ein Mörder, der gesehen werden will, wie man an dem Arrangement erkennt, das er am Clootie Well hinterlassen hat. Aber kaum wird sein Werk entdeckt, zieht er sich zurück, vielleicht hinter eine Tarnwand.«
    Rebus beugte sich vor, die Ellbogen auf den Knien. »Wollen Sie damit sagen, alle drei Opfer waren eine Tarnung?«
    Sie reagierte mit einer leichten Bewegung ihrer Schultern, was er als Achselzucken deutete.
    »Eine Tarnung wofür?«, wollte er wissen.
    Sie wand sich erneut. Rebus warf Siobhan einen leicht genervten Blick zu.
    »Das Arrangement«, antwortete Gilreagh schließlich, »ist irgendwie falsch. Sehen Sie, ein Stück Stoff, das aus einer Jacke herausgeschnitten wurde … ein Sporthemd … eine Kordhose … nichts Einheitliches. Die Trophäen eines Serienmörders sind normalerweise einheitlicher – nur Hemden oder nur Stofffetzen. Diese Ansammlung ist beliebig und letztlich nicht ganz stimmig.«
    »Das ist alles sehr interessant, Dr. Gilreagh«, sagte Siobhan leise. »Aber bringt es uns wirklich weiter?«
    »Ich bin keine Kriminalistin«, betonte die Psychologin. »Um aber noch einmal auf das ländliche Motiv und das Arrangement zurückzukommen, die das Täuschungsmanöver eines klassischen Zauberers sein könnten … ich frage mich nach wie vor, warum die Wahl ausgerechnet auf diese Opfer fiel. Sehen Sie, manche Opfer wählen sich geradezu selbst aus, indem sie den grundlegenden Bedürfnissen des Mörders entsprechen. Manchmal braucht das nur eine einsame Frau in einer prekären Situation zu sein. Meistens spielen aber andere Überlegungen eine Rolle.« Sie konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf Siobhan. »In unserem Telefonat erwähnten Sie Anomalien, DS Clarke. Die könnten eigenständige Zeichen sein.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Die genaue Prüfung der Fallakten könnte mir aber zu einer fundierteren Aussage darüber verhelfen.« Jetzt wandte sie sich Rebus zu. »Ich nehme Ihnen Ihre Skepsis nicht übel, Inspector, aber auch wenn es für Sie so aussehen mag, ich bin nicht im Geringsten plemplem.«
    »Ich bin sicher, dass Sie das nicht sind, Dr. Gilreagh.«
    Wieder klatschte sie in die Hände und sprang diesmal auf, um anzudeuten, dass ihre Zeit um war.
    »Einstweilen«, sagte sie, »Ländlichkeit und Anomalien, Ländlichkeit und Anomalien.« Sie hob zwei Finger, um diese Punkte zu unterstreichen, dann fügte sie noch einen dritten hinzu. »Außerdem – vielleicht vor allem anderen – möchte ich, dass Sie Dinge sehen, die gar nicht wirklich da sind.«
     
    »Gibt es Ländlichkeit überhaupt als Begriff?«, fragte Rebus.
    Siobhan drehte den Zündschlüssel um. »Jetzt schon.«
    »Und Sie wollen ihr wirklich die Unterlagen geben?«
    »Einen Versuch ist es wert.«
    »Weil unsere Lage so hoffnungslos ist?«
    »Vielleicht haben Sie ja eine bessere Idee.« Darauf hatte er jedoch keine Antwort und kurbelte stattdessen das Fenster herunter, damit er rauchen

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