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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kollege.
    »Er wird es also schaffen?«, fragte sie.
    »Kommt auf den inneren Schaden an. Zwei Stunden, sagten Sie?«
    »Er hat mich vor zwei … fast drei Stunden angerufen.« Die beiden schauten sie an. »Ich habe die Nachricht erst abgehört, als … also Sekunden, bevor ich Sie angerufen habe.«
    »Wie besoffen war er, als er anrief?«
    »Seine Sprache war unartikuliert.«
    »Was Sie nicht sagen!« Colin wechselte einen Blick mit seinem Partner. »Wie kriegen wir ihn nach unten?«
    »Auf eine Tragbahre geschnallt.«
    »Im Treppenhaus gibt es ein paar enge Stellen.«
    »Was ist die Alternative?«
    »Ich rufe Verstärkung.« Colin stand auf.
    »Ich könnte ihn an den Füßen nehmen«, bot Siobhan an. »Diese Stellen sind weniger eng, als man glaubt, wenn man keine Bahre zu manövrieren hat.«
    »Da könnten Sie recht haben.« Wieder schauten die Sanitäter sich an. Siobhans Handy begann zu klingeln. Sie wollte es schon ausschalten, aber die Anruferkennung zeigte die Buchstaben JR. Sie trat hinaus in die Diele und nahm den Anruf an.
    »Sie werden es nicht für möglich halten«, platzte sie heraus, während Rebus ihr genau das Gleiche sagte.

27
    Er hatte sich für St. Leonard’s entschieden – schätzte, dass die Möglichkeit, entdeckt zu werden, dort eher gegen null tendierte. Von den Polizisten am Tresen hatte anscheinend keiner gewusst, dass er suspendiert war; sie hatten nicht einmal gefragt, wofür er einen Vernehmungsraum brauchte, und ihm bereitwillig einen Constable zur Seite gestellt, der bei der Protokollierung der Aussage, die er gleich vornehmen würde, als Zeuge fungieren sollte.
    Duncan Barclay und Debbie Glenister saßen nebeneinander, nippten an Cola-Dosen und taten sich an Schokolade aus dem Automaten gütlich. Rebus hatte eine neue Packung Kassetten aufgerissen und zwei in das Aufnahmegerät gesteckt. Barclay hatte gefragt, warum es zwei waren.
    »Eine für Sie und eine für uns«, hatte Rebus geantwortet.
    Die Befragung war zügig vonstattengegangen. Der Constable hatte die ganze Zeit ratlos dabeigesessen, weil Rebus es versäumt hatte, ihm irgendwelche Hintergrundinformationen zu geben. Danach hatte Rebus den Polizisten gefragt, ob er den Besuchern eine Rückfahrmöglichkeit organisieren könne.
    »Zurück nach Kelso?«, hatte er, nicht sehr begeistert, gefragt. Aber Debbie hatte Barclays Arm gedrückt und gesagt, man könne sie doch vielleicht auch irgendwo in der Princes Street absetzen. Barclay hatte gezögert, aber schließlich eingewilligt. Als sie Anstalten machten zu gehen, hatte Rebus ihm vierzig Pfund zugesteckt. »Die Kneipen sind hier mitunter ein bisschen teurer«, hatte er erklärt. »Und außerdem ist es kein Almosen, sondern ein Darlehen. Wenn Sie das nächste Mal in der Stadt sind, möchte ich Ihre schönste Obstschale bekommen.«
    Barclay hatte genickt und die Geldscheine genommen.
    »All diese Fragen, Inspector«, hatte er gesagt. »Haben die Ihnen überhaupt geholfen?«
    »Mehr als Sie vielleicht glauben, Mr. Barclay«, hatte Rebus geantwortet und dem jungen Mann die Hand geschüttelt, bevor er sich in eins der leeren Büros im oberen Stock verzog. Hier hatte er vor dem Umzug zum Gayfield Square seinen Platz gehabt. Acht Jahre gelöste und ad acta gelegte Verbrechen … Er war erstaunt, dass nichts davon übrig geblieben war. Hier gab es keine einzige sichtbare Spur von ihm oder all den komplizierten Fällen. Die Wände waren leer, die meisten Schreibtische unbenutzt, ja oft fehlten sogar Stühle. Vor St. Leonard’s hatte er im Revier an der Great London Road gearbeitet … und davor in der High Street. Seit dreißig Jahren war er nun Polizist und hatte geglaubt, eigentlich schon alles gesehen zu haben.
    Und dann das.
    An einer Wand hing eine große Weißwandtafel. Er wischte sie mit Papierhandtüchern aus der Herrentoilette sauber. Die Schrift ging schwer ab, was bedeutete, dass sie schon seit Wochen auf der Tafel stand – Hintergrundinformationen für Operation Sorbus. Polizeibeamte hatten ihren Hintern auf die Schreibtische geschwungen und mit Kaffeebechern in der Hand dagesessen, während ihr Chef sie über das aufklärte, was auf sie zukam.
    Und jetzt restlos entfernt war.
    Rebus suchte in den Schubladen der am nächsten stehenden Schreibtische, bis er einen Filzstift fand. Er begann, auf die Tafel zu schreiben, fing oben an und arbeitete sich nach unten weiter, mit Linien, die seitlich abzweigten. Manche Wörter unterstrich er doppelt, andere kreiste er ein; das eine

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