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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hier geht mich was an.Wer mich kennt, weiß das. Jetzt verschwindet in eure Rattenlöcher, und dann reden wir nicht mehr drüber.«
    »Denkt wohl, er ist hier der Allergrößte«, spottete einer von der Bande.
    »In meinem Universum gibt es nur einen ›Allergrößten‹, mein Sohn, und der ist da oben.« Tench gestikulierte himmelwärts.
    »Träum weiter, Prediger«, sagte der Anführer. Aber er machte trotzdem kehrt und trollte sich, gefolgt von seinen Mannen.
    Tench löste seine Hände und entspannte die Schultern. »Hätte übel ausgehen können«, sagte er.
    »Hätte können«, pflichtete Siobhan ihm bei. Sie stellte sich vor, und er nickte.
    »Dachte ich’s doch gestern schon – das Mädchen sieht aus wie eine Polizistin.«
    »Sie scheinen ja regelmäßig Ihre Runden zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu drehen«, bemerkte sie.
    Er zog ein Gesicht, als wollte er seine Rolle herunterspielen. »Hier ist es abends meistens ruhig. Sie haben für Ihren Besuch wohl eine schlechte Woche erwischt.« Seine Ohren nahmen eine einzelne, sich nähernde Polizeisirene wahr. »Ihre Idee, die Kavallerie zu rufen?«, fragte Tench, während er sie zu der Zeltstadt zurückbrachte.
     
    Das Auto – die Leihgabe von St Leonard’s – war mit den Buchstaben NYT besprüht worden.
    »Das ist wirklich kein Scherz mehr«, sagte Siobhan mit zusammengebissenen Zähnen zu sich selbst. Sie fragte Tench, ob er ihr Namen nennen könne.
    »Keine Namen«, erklärte er.
    »Aber Sie wissen, wer die sind.«
    »Was ändert das?«
    Sie wandte sich stattdessen den Uniformierten von Craigmillar zu und gab ihnen ihre Beschreibung von Statur, Kleidung und Augenfarbe des Anführers. Sie schüttelten langsam die Köpfe.
    »Im Lager ist nichts passiert«, meinte einer von ihnen. »Das ist alles, was zählt.« Sein Ton machte die Musik – sie war diejenige, die sie hergerufen hatte, und es gab nichts zu tun oder zu sehen für sie. Ein paar Beschimpfungen und (angebliche) Schläge. Keiner der Sicherheitsbeamten meldete eine Verletzung. Sie sahen aufgeregt aus, Waffenbrüder. Keine echte Bedrohung der Zeltstadt und kein Schaden zu verzeichnen – außer Siobhans Auto.
    Mit anderen Worten: ein fruchtloses Unterfangen.
    Tench ging zwischen den Zelten umher, stellte sich immer wieder vor und schüttelte Hände, strich über Kinderköpfe und ließ sich dankend einen Becher Kräutertee reichen. Bobby Greig hielt sich seine zerschrammten Fingerknöchel; allerdings war er, wie einer seiner Teamkollegen berichtete, nur mit einer Giebelwand in Berührung gekommen.
    »Bringt ein bisschen Leben in die Bude, was?«, sagte er zu Siobhan.
    Sie antwortete nicht. Ging zu dem Festzelt, wo jemand ihr eine Tasse Kamillentee eingoss. Mit dem heißen Tee wieder draußen, fiel ihr auf, dass jemand mit einem tragbaren Kassettenrecorder sich zu Tench gesellt hatte. Sie erkannte die Journalistin, war mal mit Rebus befreundet gewesen … Mairie Henderson hieß sie. Siobhan machte ein paar Schritte in ihre Richtung und hörte, wie Tench über sein Viertel sprach.
    »Der G8-Gipfel ist ja schön und gut, aber die Exekutive sollte sich auch zu Hause mal genauer umsehen. Den Kindern und Jugendlichen hier ist jede Zukunft verbaut. Investitionen, Infrastruktur, Industrie – was wir hier brauchen, ist die Wiederherstellung einer zerstörten Gemeinschaft. Die Verwahrlosung hat bereits Einzug gehalten, aber Verwahrlosung ist umkehrbar. Eine Finanzspritze, und diese Kinder haben etwas, worauf sie stolz sein können, was sie beschäftigt und produktiv macht. Wie es in dem Slogan so schön heißt, ist es wunderbar, global zu denken … aber wir sollten nicht vergessen, lokal zu handeln. Vielen Dank.«
    Und schon mischte er sich wieder unter die Leute, schüttelte hier eine Hand, strich dort einem Kind über den Kopf. Die Reporterin entdeckte Siobhan und kam herbeigeeilt, den Kassettenrecorder vor sich her tragend.
    »Möchten Sie als Polizistin etwas dazu sagen, DS Clarke?«
    »Nein.«
    »Ich höre, Sie waren jetzt zwei Abende hintereinander hier … Was zieht Sie so an?«
    »Ich bin nicht in der Stimmung dazu, Mairie.« Siobhan machte eine Pause. »Werden Sie wirklich einen Artikel über das hier schreiben?«
    »Die Welt blickt auf uns.« Sie schaltete das Aufnahmegerät ab. »Sagen Sie John, ich hoffe, dass er das Paket bekommen hat.«
    »Welches Paket?«
    »Das Zeug über Pennen Industries und Ben Webster. Ich weiß immer noch nicht genau, was er glaubt, damit anfangen zu

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