Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
ein.
»Kriege ich jetzt meine Nachhilfe?«, fragte Rebus und blies über seinen Kaffee. Er hatte Filterkaffee genommen, denn davon gab es eine ganze Kanne zum Preis von einer der teureren Möglichkeiten, wie er kritisch bemerkte. Siobhan schaufelte mit einem Finger Schlagsahne von ihrer heißen Schokolade.
»Können Sie den Bildschirm gut sehen?«, fragte sie. Rebus nickte. »Dann schauen Sie sich das hier an.« Innerhalb von Sekunden war sie online und tippte Namen in die Suchmaschine:
Edward Isley.
Trevor Guest.
Cyril Colliar.
»Jede Menge Treffer«, kommentierte sie, während sie eine Seite abwärtsscrollte. »Aber nur einer mit allen dreien.« Ihr Cursor ging zurück zum ersten Eintrag. Sie berührte zweimal die Folientastatur und wartete.
»Das hätten wir natürlich nachgeprüft«, sagte sie.
»Na klar.«
»Also … manche von uns hätten es getan. Aber zuerst hätten wir Isleys Namen gebraucht.« Sie blickte Rebus direkt in die Augen. »Cafferty hat uns einen ganzen Tag Schinderei erspart.«
»Deshalb werde ich aber nicht gleich seinem Fanklub beitreten.«
Die Startseite einer Website hatte sich aufgebaut. Siobhan studierte sie. Rebus rückte etwas näher, um besser sehen zu können. Der Name der Website lautete anscheinend Sexbestien-im-Visier. Sie enthielt ein Dutzend grobkörnige Kopfund Schulterbilder von Männern und rechts daneben jeweils ein Stück Text.
»Hören Sie sich das an«, sagte Siobhan und fuhr mit dem Finger unter den Zeilen entlang. »Als Eltern eines Vergewaltigungsopfers finden wir, dass wir das Recht haben zu wissen, wo ihr Angreifer sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis aufhält. Zweck dieser Homepage ist es, Familien und Freunden – und den Opfern selbst – zu ermöglichen, genaue Entlassungstermine und dazu Fotos und Beschreibungen ins Netz zu stellen, um die Gesellschaft besser auf die Anwesenheit der Sexbestien mitten unter uns vorzubereiten …« Ihre Stimme erstarb, und ihre Lippen bewegten sich tonlos, während sie leise den Rest las. Es gab Links zu einer Fotogalerie mit dem Titel Sexbestie in Sicht, einem schwarzen Brett, einem Forum sowie einer Online-Petition. Siobhan bewegte den Cursor auf Edward Isleys Foto zu und berührte die Tastatur. Daraufhin öffnete sich eine Seite mit detaillierten Informationen über Isleys voraussichtlichen Entlassungstermin, seinen Spitznamen – »Schneller Eddie« – und Gegenden, die er höchstwahrscheinlich aufsuchen würde.
»Hier steht ›voraussichtlicher Entlassungstermin‹«, bemerkte Siobhan.
Rebus nickte. »Und nichts Aktuelleres mehr … keine Anzeichen dafür, dass sie wussten, wo er gearbeitet hat.«
»Allerdings steht da, dass er eine Ausbildung als Automechaniker hatte … und Carlisle wird auch erwähnt. Beitrag von …« Siobhan suchte nach den entsprechenden Angaben. »Hier steht bloß ›Betroffen‹.«
Als Nächstes versuchte sie es mit Trevor Guest.
»Der gleiche Aufbau«, bemerkte Rebus.
»Und anonym verfasst.«
Sie kehrte zur Startseite zurück und klickte Cyril Colliar an. »Genau das Foto ist auch in unseren Akten«, sagte sie.
»Es ist aus der Presse«, erklärte Rebus, während er zusah, wie noch mehr Fotos von Colliar auftauchten. Siobhan fluchte leise. »Was gibt’s?«
»Hören Sie sich das mal an: Dieses Tier hat unserer geliebten Tochter die Hölle auf Erden bereitet und unser aller Leben zerstört. Nun soll er bald entlassen werden, obwohl er keine Reue gezeigt, ja trotz aller Indizien nicht einmal seine Schuld zugegeben hat.Wir waren so schockiert darüber, dass er bald wieder unter uns sein wird, dass wir etwas tun mussten, und daraus ist diese Website entstanden. Wir möchten euch allen für eure Unterstützung danken. Wir glauben, dass dies wahrscheinlich die erste derartige Website in Großbritannien ist, wenngleich es so etwas Ähnliches anderswo schon gibt, und bei den ersten Schritten haben uns vor allem unsere Freunde in den USA sehr geholfen.«
»Vicky Jensens Eltern haben das alles initiiert?«, fragte Rebus.
»Sieht so aus.«
»Wieso wissen wir das nicht?«
Darauf konzentriert, die Seite zu Ende zu lesen, zuckte Siobhan nur mit den Schultern.
»Er pickt sie sich heraus«, fuhr Rebus fort. »Das tut er doch, oder?«
»Er oder sie«, berichtigte Siobhan ihn.
»Wir müssen also rauskriegen, wer diese Seite besucht hat.«
»Eric Bain aus Fettes könnte uns da helfen.«
Rebus warf ihr einen Blick zu. »Sie meinen Brains? Spricht der noch mit Ihnen?«
»Ich habe
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