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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Tür. Draußen zündete er sich eine Zigarette an.
    »Erinnern Sie sich, dass ich sagte, Diplomatie sei nicht meine Stärke …?«
    »Was?«
    »Noch fünf Minuten länger, und Sie wären handgreiflich geworden.«
    »Seien Sie nicht albern.« Shiobhan war jedoch die Röte ins Gesicht gestiegen. Sie blies die Backen auf und atmete laut hörbar aus.
    »Wie haben Sie das mit dem Beweismaterial gemeint?«, fragte Rebus.
    »Eine Website kann man reduzieren«, erklärte sie. »Und Abonnentenlisten können ›verloren gehen‹.«
    »Das heißt, je eher wir mit Brains sprechen, desto besser.«
     
    Eric Bain schaute sich das Live-8-Konzert auf dem Computer an – jedenfalls sah es für Rebus so aus, aber Bain korrigierte diesen Eindruck sofort.
    »Ich editiere es, um genau zu sein.«
    »Ein Download?«, vermutete Siobhan, aber Bain schüttelte den Kopf.
    »Hab’s erst auf DVD-ROM gebrannt; jetzt schmeiße ich alles raus, was ich nicht brauche.«
    »Bei mir würde das ziemlich lange dauern«, meinte Rebus.
    »Wenn man erst mal raushat, wie das mit den Tools funktioniert, ist es ein Kinderspiel.«
    »Ich glaube«, erläuterte Siobhan, »DI Rebus meint, er würde eine Menge von dem Zeug löschen.«
    Darüber musste Bain lächeln. Er war seit ihrer Ankunft nicht aufgestanden, hatte nicht einmal den Blick vom Bildschirm gewendet. Seine Freundin Molly hatte ihnen die Tür geöffnet und sie dann gefragt, ob sie einen Becher Tee wollten. Sie hielt sich jetzt in der Küche auf und wartete, dass das Wasser kochte, während Bain im Wohnzimmer weiterbosselte.
    Die beiden wohnten in einer Dachgeschosswohnung in einem umgebauten Lagerhaus unweit der Slateford Road. Im Werbeprospekt wahrscheinlich als »Penthousewohnung« bezeichnet. Durch die kleinen Fenster konnte man weit sehen, hauptsächlich auf Schornsteine und stillgelegte Fabriken. In der Ferne war gerade noch die Spitze des Corstorphine Hill zu erkennen. Das Zimmer wirkte ordentlicher, als Rebus erwartet hatte. Keine Kabelenden, Pappkartons, Lötkolben oder Spielkonsolen. Eigentlich gar nicht die typische Behausung eines bekennenden Computerfreaks.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Eric?«, fragte Rebus.
    »Paar Monate.«
    »Ihr beide hattet also beschlossen zusammenzuziehen?«
    »Ja, kann man so sagen. Ich bin in einer Minute hier fertig …«
    Rebus nickte, ging zum Sofa und machte es sich bequem. Sprühend vor Energie kam Molly mit dem Teetablett herein. Sie hatte Schlappen an, eine enge blaue Jeans, die ihr nur bis zu den Waden reichte, und ein rotes T-Shirt mit Che-Guevara-Konterfei drauf. Tolle Figur und lange blonde Haare – zwar gefärbt, aber trotzdem attraktiv. Rebus musste zugeben, dass er beeindruckt war. Er riskierte immer wieder einen Blick zu Siobhan, die Molly beobachtete wie ein Wissenschaftler eine Laborratte. Ganz eindeutig fand auch sie, dass Bain keine schlechte Wahl getroffen hatte.
    Und Molly hatte Bains ihren Stempel aufgedrückt: Der Junge war handzahm geworden. Wie ging noch mal die Zeile bei Elton John? You nearly had me roped and tied. . Genau genommen bei Bernie Taupin. Die Verwandlung vom ursprünglichen Brown Dirt Cowboy zu Regs Captain Fantastic.
    »Sieht klasse aus hier«, sagte Rebus zu Molly, als sie ihm einen Becher reichte. Zur Belohnung schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. »Wie war doch gleich Ihr Nachname …?«
    »Clark«, antwortete sie.
    »Genau wie Siobhan«, erklärte Rebus. Bestätigung suchend sah Molly Siobhan an.
    »Ich habe ein ›e‹ am Ende«, präzisierte Siobhan.
    »Ich nicht«, erwiderte Molly. Sie hatte sich auf dem Sofa neben Rebus niedergelassen, rutschte aber dauernd hin und her, als wäre sie nicht in der Lage, ruhig sitzen zu bleiben.
    »Ihr habt trotzdem noch eine Gemeinsamkeit«, fügte Rebus provozierend hinzu und erntete dafür einen bösen Blick von Siobhan. »Wie lange seid ihr zwei jetzt schon zusammen?«
    »Fünfzehn Wochen«, hauchte sie. »Kommt einem ziemlich kurz vor, nicht wahr? Aber manchmal weiß man es eben.«
    Rebus nickte zustimmend. »Ich sage immer, Siobhan sollte häuslich werden. Das kann für sie das große Los bedeuten, stimmt’s, Molly?«
    Molly schien nicht überzeugt, schaute Siobhan aber doch mit einer Art Sympathie an. »Das kann es wirklich«, betonte sie. Siobhan warf Rebus einen vernichtenden Blick zu und nahm ihren Teebecher entgegen.
    »Übrigens«, fuhr Rebus fort, »sah es noch vor einem Weilchen so aus, als würden Siobhan und Eric ein Paar.«
    »Reine Freundschaft«, sagte

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