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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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hoch.
    Schwarz stemmte ratlos die Hände in die Hüften.
    »Jetzt darf die Altschwuchtel zu Fuß nach Hause gehen«, sagte ein Gaffer im Pyjama feixend zu seiner Frau. Doch Schwarz rannte bereits zu seinem Wagen. Er riss die Tür auf, zwängte sich hinters Steuer, drehte den Zündschlüssel herum, gab Gas und fuhr einfach quer auf den Bürgersteig.
    Im Rückspiegel konnte er beobachten, wie der Kran sich herabsenkte. Aber jetzt stand der Golf unerreichbar hinter einem korrekt geparkten Fahrzeug.
    Als Schwarz den Wagen verließ, bekam er Applaus von Gästen und Kellnern aus dem Sirs , nur der Mann im Pyjama rief wütend nach der Polizei. Der Fahrer des Abschleppwagens zeigte Schwarz den Mittelfinger und fuhr einfach drei Häuser weiter, wo der nächste Verkehrssünder parkte.
    Weber hatte inzwischen bezahlt und wollte gehen. Der Kellner mit der Bodybuilderfigur ließ es sich nicht nehmen, sich mit einem kräftigen Händedruck von Schwarz zu verabschieden. »Das war filmreif, dafür hätte ich dir auch noch ein Dunkles geholt.«
    »Beim nächsten Mal«, sagte Schwarz, obwohl er nicht vorhatte, sich als Altschwuchtel in der Szene zu etablieren.
     
    Sie fuhren am Sendlinger Tor vorbei Richtung Hauptbahnhof.
    »Das mit dem Geist des heiligen Franziskus interessiert mich«, nahm Schwarz das Gespräch mit dem Pastoralreferenten wieder auf. »Gibt es da eine Art Gegenbewegung in der katholischen Kirche?«
    Der Pastoralreferent lachte bitter. »Ich fürchte, die einzige Bewegung, die es bei uns zurzeit gibt, ist der Rückschritt. Aber für Wolfgang und mich war Franz von Assisi immer eine Leitfigur – und ein heimliches Symbol für unsere Liebe.«
    »Also eine Sache zwischen Ihnen beiden?«, sagte Schwarz lauernd.
    Weber reagierte nicht mehr. Er hatte sich die ganze Zeit beherrscht, jetzt schnürte ihm die Trauer über den Verlust seines Freundes offenbar die Kehle zu.
    Trotzdem konnte Schwarz ihm die Frage nach dem Bildchen des heiligen Franziskus, das Frau Sass unter den Habseligkeiten ihres Sohnes gefunden hatte, nicht ersparen. »Wussten Sie, dass Ihr Freund auch Matthias einen Franziskus geschenkt hat?«
    Weber schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Ich habe das Bildchen mit eigenen Augen gesehen.«
    Weber war verwirrt.
    »Vielleicht war Pfarrer Heimeran doch nicht so unerfahren, wie Sie dachten?«
    Schwarz hörte, wie Webers Atem schneller wurde. »Halten Sie an!«
    »Was?«
    »Dort vorne.«
    Irritiert lenkte Schwarz den Wagen in eine Parkbucht.
    Weber war außer sich. »Jetzt passen Sie mal auf, Herr Privatermittler. Es ist keine Schande, sich nicht in der Schwulenszene auszukennen …«
    »Da bin ich ja froh.«
    »… aber es ist abgeschmackt und bösartig, jedem Homosexuellen zu unterstellen, er würde sich an kleine Jungs ranmachen.«
    Schwarz wollte etwas einwenden, aber Weber ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Wolfgang war wie ein Vater für Matthias, er hat ihn gefördert und ihm durch alle Krisen geholfen. Aber das hat er nicht getan, weil er auf ihn scharf war, verdammt!«
    Schwarz blieb ganz ruhig. »Ich kann Frau Sass um das Bildchen bitten, wenn Sie mir nicht glauben. Auf der Rückseite steht eine Widmung: Erklär mir, Liebe. «
    Weber starrte ihn an. »Was? Bitte, sagen Sie, dass das nicht wahr ist.«
    Schwarz räusperte sich. »Doch.«
    »Ich werde wahnsinnig. Wissen Sie, wie lange wir das gesucht haben? Wir mussten doch befürchten, dass alles aufkommt. Das ganze Pfarrhaus haben wir auf den Kopf gestellt. – Matthias, ich fasse es nicht.«
    Schwarz versuchte zu begreifen. »Sie meinen, der Franziskus mit der Widmung war gar nicht …«
    »Er war für mich bestimmt. Nur für mich! Wir haben uns ständig Zitate aus Bachmann-Gedichten geschickt, per SMS, auf kleinen Zettelchen, per Mail. Immer nur ein paar Zeilen, das war unser geheimer Code. Das Gedicht kann ich auswendig, den Schluss auf jeden Fall: » Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann: sollt ich die kurze schauerliche Zeit/nur mit Gedanken Umgang haben und allein/nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun … «
    »Können Sie mir sagen, wann ungefähr Pfarrer Heimeran Ihnen dieses Bildchen gewidmet hat?«
    »Das war ganz am Anfang, vor drei Jahren.«
    Schwarz überlegte. »Und Matthias hat es gefunden. Dann war das vielleicht der Grund, weshalb er mit Pfarrer Heimeran gebrochen hat? Er könnte Sie beide auch beobachtet und weitere Hinweise gefunden haben, dass der Mann, den er so verehrt hat, auch seine irdischen

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