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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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Ministranten ankamen, wurden wir zu unserer Überraschung nicht eingelassen. Wolfgang hatte mir so begeistert von früheren Ferien erzählt. Er hatte mit den Jungen immer in einem Seitentrakt gewohnt und den Park und die verschiedenen Sportanlagen nutzen dürfen. Sie hatten in der Kirche Jazzgottesdienste gefeiert und sich von der Klosterküche verwöhnen lassen.«
    »Steinsberg war doch ein Benediktiner-Internat?«
    »Bis vor drei Jahren. Dann stand der Orden vor der Entscheidung, entweder strenge behördliche Auflagen zur Renovierung umzusetzen oder die teilweise baufällige Immobilie zu verkaufen. Steinsberg hatte für die bayerischen Benediktiner nie die Bedeutung wie Ettal oder St. Ottilien gehabt, deshalb trennte der Orden sich von dem Kloster. Das hat dann wohl zu dem Missverständnis geführt.«
    »Zu welchem Missverständnis?«
    »Wolfgang hatte eine feste Abmachung mit den Benediktinern. Die Menzinger Ministranten durften immer in der ersten Ferienwoche kommen. Aber dann hat der neue Eigentümer kurzfristig die Nutzung geändert. Es gibt kein Internat mehr in Steinsberg.«
    »Sondern?«
    »Das Kloster betreut jetzt junge Mehrfach- und Intensivtäter.«
    »Dann ist es doch klar, warum man die Ministranten nicht mehr beherbergen konnte.«
    »Sicher. Aber ein Geheimorden wie die Sancta Militia Jesu lässt sich so oder so ungern in die Karten schauen.«
    »Ein Geheimorden? Das ist jetzt aber eher großes Kino?«
    »Von wegen. Haben Sie noch nie etwas vom Engelwerk , den Petrusbrüdern , den Dienern Jesu und Mariens oder den Legionären Christi gehört?«
    »Offen gestanden, nein. Aber ich bin auch nicht die Zielgruppe. Was ist denn das für ein Orden … Sancta Militia Jesu ?«
    Schwarz glaubte sich zu erinnern, dass Rainer Weber plötzlich etwas Gehetztes im Blick gehabt hatte. »Man weiß nur, dass das Mutterhaus in Kolumbien liegt, und der Orden unmittelbar Rom unterstellt ist. Sonst ist über die Militia nichts bekannt.«
    »Das ist doch nicht möglich mitten in Europa?«
    Weber hatte nicht geantwortet, nur mehrmals stumm und hilflos den Kopf geschüttelt.
     
    Es war merklich kälter geworden, und Schwarz stand auf, um das Fenster zu schließen. Er setzte sich wieder und versuchte, sich nicht nur sinngemäß, sondern wörtlich an Webers Antworten zu erinnern. Er hatte ihn gefragt, wie er denn darauf gekommen war, dass Pfarrer Heimerans Tod irgendetwas mit dem Kloster zu tun haben könnte.
    »Die Ministranten waren natürlich sehr enttäuscht, als wir vor verschlossenen Türen standen«, hatte Weber nach einigem Zögern gesagt. »Wolfgang hoffte, vielleicht doch noch etwas zu erreichen, und hat mit dem Prior und dem italienischen Erzabt der Militia gesprochen. Nach diesem Termin habe ich bei ihm eine seltsame Unruhe gespürt. Während der folgenden Tage ist er ein paar Mal um die Mauern von St. Joseph herumgeschlichen. Außerdem hat er sich diskret bei Dorfbewohnern und dem Pfarrer nach den neuen Besitzern erkundigt. Kurz vor Ende des Ministrantenlagers wurde er dann überraschend zu einem weiteren Gespräch ins Kloster gebeten. Davon ist er völlig verstört zurückgekehrt. Ich habe ihn bekniet, mir zu sagen, was passiert ist. Aber er wollte auf keinen Fall darüber sprechen – es wäre zu gefährlich, auch für mich.«
     
    Schwarz merkte, wie seine Lider schwer wurden und sein Kopf zur Seite fiel.
    Nein, er durfte nicht einschlafen!
    Er wollte morgen in aufrechter Haltung durch den Tag gehen. Was war denn so schwierig daran, sich jetzt aus dem Deckchair hochzustemmen und nach einem kurzen Abstecher zur Toilette sein Bett zu finden?
    »Hopp«, sagte Schwarz und dachte an eine Weisheit seiner Mutter: ›Schrei nicht eher hopp , als bis du über den Graben bist‹.
    Er schaffte es trotzdem und schlurfte zum Klo.
    Doch vor der Tür blieb er wie angewurzelt stehen.
    Täuschte er sich, oder sah sein Schreibtisch weniger chaotisch aus, als er ihn zurückgelassen hatte?
    Er täuschte sich nicht.
    Hatte jemand für ihn aufgeräumt? Eva vielleicht? Nein, wie hätte sie in seine Wohnung gelangen sollen? Außerdem war sie garantiert nicht in der Stimmung, ihm einen Gefallen zu tun.
    Schwarz kratzte sich am Kinn. Es gab keinen Zweifel: jemand hatte sich an seinen Unterlagen zu schaffen gemacht.
    ›Derselbe Täter, der ihn umgebracht hat, war auch in meiner Wohnung‹, hatte Weber gesagt.
    Ging auch dieser Einbruch auf das Konto des Täters? Und falls ja, was hatte er denn bei ihm gesucht? Notizen über seine

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