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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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verlassen musste und dass er seit zwei Tagen einfach so durch die Gegend fährt. Zwei oder drei Stunden haben wir geredet … Über was kann ich Dir jetzt nicht im Einzelnen erzählen, da gibt es Dinge, die bleiben für immer unter uns, das verstehst Du, ’ne? Aber was er mir erzählte … Was diese alte Fotze mit ihm gemacht hat … Du weißt wahrscheinlich selbst, wie grausam die Weiber sein können: Die guten sind wunderbar, wie meine Mutter, die war eine Heilige, aber die anderen sind falscher als Männer es jemals sein könnten, selbst wir Homos. Und ich habe in meinem Leben genug Schwuchteln kennengelernt, die ihre Liebhaber betrogen haben, wo sie nur konnten. Das ist mir nie passiert:
    Denen habe ich was erzählt und sie mit einem Grinsen im Gesicht sitzen gelassen: Ende … Und dann treffe ich auf ein solches Prachtexemplar von Mann, der mit einer Hand eine Kuh umlegen könnte und völlig am Ende ist … Er hat sogar angefangen zu heulen und so …« Rito legt sich die Hand auf die Brust: »Damals habe ich einen solchen Frosch im Hals sitzen gehabt, dass ich nicht mehr konnte …« Bei der Erinnerung daran bricht ihm fast die Stimme. Für einen Moment redet keiner von beiden. Rito schluckt, räuspert sich …
    »Liebst Du ihn noch?«, fragt P, um das Schweigen zu brechen.
    »Das siehst Du doch … Obwohl ich dieses Miststück eines Tages mit dem Priesterlein im Bett überrascht habe. Poh, das ist eine fickrige Nutte, das kann ich Dir sagen. Und ich kann ihm das nicht verzeihen. Dann hat er ihn auch noch ins Haus geholt. Der andere pennt mit ihm, wann immer er Lust hat. Aber ich schwör’s Dir, ich habe ihn mehr geliebt als irgendjemanden sonst auf der Welt: mehr als meinen Vater. Das war ein Herumtreiber und Säufer. Aber ich habe ihn trotzdem geliebt. Aber Juan habe ich sogar noch mehr geliebt als meine Mutter. Wie gesagt, die war eine Heilige. Und mehr als meine Schwestern und als alle Typen zusammen, die mir in meinem ganzen Leben untergekommen sind. Und dabei hat er mich sogar einmal vor allen Leuten geschlagen. Hier fehlt mir heute noch der Zahn: Du glaubst gar nicht, was ich mit dem alles durchgemacht habe.«
    »Beethoven hat einmal so etwas angedeutet …«
    »Ach, der Beethoven … Der kennt doch bloß die halbe Wahrheit … Die Leute glauben, dass er das gemacht hat, weil ich auf der Theke tanzte … Soll ich Dir mal sagen, warum er es wirklich gemacht hat? Aber das darfst Du niemandem weitererzählen. Und auf keinen Fall dem Beethoven. Ich hatte es damals gerade mit einem andern auf dem Klo in der Genossenschaft gemacht … Ich verrate nicht, mit wem, ich bin da ganz Gentleman. Aber vergiss nie, dass es viel mehr Schwule gibt, als man denkt: hier und in Rom. Gerade diejenigen, die am meisten auf die Schwulen schimpfen, sind oft die allerschlimmsten. Mehr sage ich dazu nicht …
    Und Juan hat mich erwischt. Doof ist der ja auch nicht. Ich habe gesehen, wie er kurz nach uns aus der Toilettentür herausgekommen ist und direkt zur Theke kam … Ich bin hochgeklettert und tanzte wie eine verrückt gewordene Tunte … Na ja, dann hat er mich am Hosenbein geschnappt und sobald ich festen Boden unter den Füßen hatte, verpasste der mir ein Ding, dass ich fast tot umgefallen wäre. Zum Glück waren genug Leute im Lokal … Wenn die ihn nicht alle zusammen festgehalten hätten, ich glaube, der hätte Hackfleisch aus mir gemacht. Ich schwör’s Dir.« Pause.
    »Kein schlechter Auftritt … Und was hat er mit dem andern gemacht?«
    »Dem anderen hat er nur deshalb den Hals nicht umgedreht, weil er aus dem Dorf ist. Da gibt es untereinander einen komischen Ehrenkodex. Außerdem sind auch noch alle über ein paar Ecken miteinander verwandt … Aber weißt Du was? Ich kann ihn verstehen.
    Außerdem habe ich in dem Moment gewusst, dass er mich wirklich liebt. Versteh mich nicht falsch … Ich bin kein Masochist oder so: Wenn es darauf ankommt, kratze ich jedem die Augen aus und wenn es der Papst wäre, das kannst Du mir glauben. Einmal habe ich einem solchen Arschloch mit dem Stahlkamm das Gesicht zerkratzt … Aber in der Genossenschaft habe ich mich damals auch wie der letzte Stricher verhalten: Ich bin ja auch schon ein Leben lang einer, was soll man sich da groß was vormachen. Das hat ihm damals echt weh getan … Er nimmt mich mit in sein Dorf: Wir ziehen gleich zusammen, er macht die Fleischerei wieder auf und geht vor seiner Frau und vor allen seinen Freunden mit hoch erhobenem Haupt überall mit mir

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