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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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blöder Witz.«
    Sie geht zurück ins Esszimmer, setzt sich an das altmodische Beistelltischchen, holt aus dem Täschchen ein Plastiktütchen mit Tabak hervor und einen Klumpen Haschisch, den sie sorgfältig zerbröselt. »Was macht ein Bulle hier den ganzen Tag so allein? Sich einen runterholen und die bescheuerten Zeitschriften lesen?«
    »Wieso bist Du eigentlich so davon überzeugt, dass ich für die Polizei arbeite?«
    »Ach, komm … Ich bin Kassandra, die Hellseherin.
    Wusstest Du das noch nicht? Niemand glaubt mir, aber ich kenne die Wahrheit.«
    »Okay, Kassandra: Warum fragst Du dann überhaupt …?«
    »Weil ich nicht alles weiß. Nur ein paar Dinge, die vor meinem geistigen Auge stehen. Warum liest Du so viele Zeitungen?« Ihre Stimme wechselt mit überraschender Leichtigkeit von impertinent zu zuckersüß.
    »Weiß nicht … Um zu sehen, wie gut es ohne mich in der Welt läuft.«
    »New York, September the 11th, isn’t it? Das interessiert Dich doch so …«
    »Steht das bereits vor Deinem geistigen Auge oder ist das eine unschuldige Vermutung?«
    »Was ist los? Kennst Du da jemanden?«
    »Wenn Du entschuldigst, unterbrechen wir kurz das Verhör, weil der Kaffee fertig ist. Trinkst Du ihn schwarz oder mit Milch …?«
    »Egal, ich mag keinen Kaffee. Willst Du mit mir vögeln?«
    P lässt sich nicht aus dem Konzept bringen.
    »Das wäre mir unter normalen Umständen ein großes Vergnügen, aber leider habe ich Kaffee auf dem Herd verschüttet …«
    »Ach … Hör doch mal auf, mit Deinen bescheuerten Witzen und hock Dich her … Hast Du Bier?«
    P legt beide Hände auf die Lehne des Stuhls, schaut Heidi in die Augen und grinst: »Hm, Bier habe ich noch genug, aber wovon ich nicht mehr so viel habe, ist Geduld.«
    »Okay, Okay, bleib cool: Ich kann auch eine wohlerzogene junge Dame spielen. Ich will noch einen Augenblick hier sein, okay?«
    P lacht kurz auf. Geht in die Küche, stellt den Herd aus und holt zwei Gläser und aus dem Kühlschrank zwei Büchsen Bier. Er kommt zurück an den Tisch und sagt dabei: »Das hat seinen Preis.«
    »Was?«
    »Jetzt wird das ganze Dorf denken, dass wir miteinander geschlafen haben …«
    »Bild Dir bloß nicht so viel ein … Ich kann vögeln mit wem ich will, wenn ich Lust dazu habe.«
    »Das bezweifle ich gar nicht, aber Du hast mich ausgesucht. Um mit mir zu vögeln oder weil alle denken sollen, dass wir miteinander vögeln, und das ist daran das Eigenartigste. Also wirst Du mir zahlen, worum ich Dich bitte … Kassandra …«
    »Hätte nicht gedacht, dass Du so tief fallen würdest … Ich dachte, Du wärest ein verfickter gentleman.«
    »Du hinkst ein bisschen hinterher, was das Verhalten von einem gentleman angeht. Vielleicht solltest Du mehr Zeitschriften lesen. Jedenfalls ist der Preis äußerst moderat. Ich bin schon zufrieden, wenn Du mir erklärst, warum Du willst, dass die Leute das denken? Das ist das wenigste, was ich verlangen kann, wenn Du willst, dass ich weiter mitspiele.«
    »Ich will, dass sie wissen, dass ich immer noch mit einem schönen Mann schlafen kann«, sie reicht P den Joint.
    »Das glaube ich Dir nicht«, er steckt sich den Joint in den Mundwinkel, zieht, kneift ein Lid zu, damit ihm der Rauch nicht im Auge beißt und öffnet dabei die zwei Büchsen Bier. »Du musst mir die Wahrheit sagen, sonst könnte es sein, dass ich mich derweil ins Pub verziehe und dort mein Bier trinke und Du hier ganz alleine hockst.«
    »Du bist ein echtes Arschloch!«, sagt die Heidi auf ihre besonders abschätzige Art und verzieht den Mund auf hässliche Weise, sie dreht den Kopf weg, um ihn nicht anzusehen.
    »Oh, entschuldigen Sie, gnädiges Fräulein Kassandra: Offensichtlich dürfen nur Sie herumspekulieren und über alle Welt Urteile fällen, was?«
    »Verpiss Dich doch, Du Arschficker! Was ist denn plötzlich mit Dir los? Kriegst Du keinen mehr hoch, oder was?« Sie ist abrupt vom Stuhl aufgestanden.
    »Dann steck mir doch Deine Zunge in die Möse und lass mich in Frieden!«
    »Du weißt ja wo die Tür ist. Ich lasse Dich gern in Frieden. Alles andere liegt nicht in Deiner Macht … meine Hübsche.«
    Sie hört gar nicht mehr zu, sondern spuckt, vermutlich auf Norwegisch, einen Fluch nach dem nächsten aus.
    Dann schnappt sie sich ihren Anorak und geht aus dem Raum. Man hört ihre Schritte in der Diele und wie sich die Tür öffnet, aber dann dauert es zu lange, bis sie sich wieder schließt. Und als sie endlich geschlossen ist, hört man wieder Schritte,

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