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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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winzige Dörfer und kleine, über die Wiesen verstreute Häuschen … Und den Regenbogen sieht man fast jeden Tag und manchmal funkelt die Luft vom Regendampf, als hätte man sie mit einem Zauberstab berührt.« Geste von einem Zauberstab, der die Luft zum Glitzern bringt. »Eine Insel, nach der man sich immerzu sehnt, was weiß ich … wie nach einem Lieblingspullover oder einer glücklichen Kindheit.«
    Irgendetwas suggeriert T, dass sich ihre Nervosität langsam legt.
    »Klingt gut … Und was, bitte, sucht eine kleine, melancholische Keltin in einer Stadt voller Verrückter?«
    Sie dreht ihr Gesicht zu ihm, stützt dabei den Rücken und die Ellbogen an der Zinne ab. Für einige Sekunden schneidet sie keine Gesichter, sieht einfach nur aus wie jemand, der nachdenkt, mit einem unverfälschten, nachdenklichen Gesichtsausdruck. Und T sieht wieder das Gesicht, nach dem er auf der Suche ist.
    »Tja, was mache ich in dieser Stadt voller Verrückter. Hm, weiß auch nicht … Ich wollte das mal erlebt haben, es bot sich die Gelegenheit und hier bin ich. Wie Du weißt, sagen ja alle: Was man hier nicht zu Gesicht bekommt, sieht man auch sonst nirgends auf der Welt …« Vage Geste eines Marsmenschen, der seine Tentakel bewegt.
    »Ein Experiment …«
    Auch darüber denkt sie nach: »Mehr oder weniger …«
    Geste einer Chemikerin, die sich mit Reagenzgläsern abmüht. »Auch um noch ein bisschen Zeit für die wichtigen Entscheidungen zu haben.« Mit den Fingern setzt sie »wichtige Entscheidungen« in Gänsefüßchen. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich abwarte, was passiert …« Die Augenbrauen gehen blitzartig nach oben wie bei Groucho Marx. »Und Du? Was verschlägt Dich in diese Stadt voller Verrückter?«
    Auch T nimmt sich ein wenig Zeit für die Antwort:
    »Vielleicht müsste ich sagen, dass ich eine zweite Chance haben will. Wir sind hier doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, nicht wahr? Dafür ist es jedenfalls berühmt und so verkaufen sie sich schließlich überall.«
    »Ich würde mal sagen, das hängt sehr von der Art der Möglichkeiten ab, die Dich interessieren …«
    »Ach, eigentlich suche ich nichts Konkretes … weißt Du … die Hälfte meines Lebens habe ich jetzt hinter mir und aus etwas Distanz betrachtet würde ich sagen, dass mir der erste Teil nicht so besonders gut gefallen hat. Vermutlich leide ich an einer Variante der Midlife-Crisis; und da sicher an einer der komplizierteren …«
    »Oh je, dann ist die Krise mit achtzehn wohl nicht die einzige, was?« Verständiges Gesicht.
    »Krisen kommen in allen Varianten, je nach dem jeweiligen planning.«
    »Ich habe jedenfalls nicht vor, auch nur noch eine einzige durchzumachen. Ich hatte schon mit den Pickelchen mehr als genug zu tun.«
    »Du hattest mal Pickel?«
    »Ich sah aus wie ein Streuselkuchen: Ich hatte alle Pickel, die für mich bestimmt waren und auch noch all diejenigen, die gerechterweise meine Freundinnen hätten bekommen sollen. Gerade im Unterschied zu etwas anderem … wo es ruhig hätte so sein dürfen.
    Der Klassenkasper hat immer ›du Feldspat‹ zu mir gesagt. Mehr muss ich dazu vermutlich gar nicht sagen …«
    »Na, hoppla, dann hast Du Dich seither aber ganz schön verändert.«
    »Boah, und wie«, sie wackelt kokett mit dem Hintern. Einen Augenblick Pause.
    »Du, mich freut das übrigens sehr, dass Du Dir heute Zeit genommen hast«, sagt T. »Ich hoffe, ich habe Dich nicht allzu sehr genervt, als ich immer wieder angerufen habe. Du hast doch bestimmt gedacht, dass ich irgend so ein Spinner bin, nicht …?«
    »Ach was … Die Stadt ist nicht einfach für Leute, die neu ankommen und allein sind, schon gar nicht, wenn sie die Sprache nicht beherrschen.«
    »Ehrlich gesagt, sind die Stadt und die Sprache nicht der einzige Grund … weißt Du … ich fand Dich irgendwie auch sehr speziell. Nicht nur, weil Du so gut aussiehst, das meine ich gar nicht mal«, sie schmunzelt und runzelt die Stirn, wie um die Schmeicheleien abzuwehren, dann wackelt sie urplötzlich wieder kokett mit dem Hintern. »Ich meine etwas anderes … Du hast etwas und das kommt nur ganz selten zum Vorschein … immer dann, wenn Du ganz entspannt bist.«
    »Ich weiß ja nicht, ob ich das als Kompliment auffassen soll. Ehrlich gesagt, ist das für ein Kompliment schon ziemlich speziell.«
    »Ist auch kein Kompliment. Ich meine vielmehr, dass ich mir sicher war, dass wir Freunde sein könnten.«
    Sie lenkt ein wenig vom Thema ab: »Hier Freunde zu

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