Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
meinst du damit, wenn du sagst, noch nicht ?«
»Ich weiß, dass er in der Mittelwelt ist. In einer anderen Dimension als dieser. Ich weiß nur nicht, wo. Aber er lebt. Ich weiß hundertprozentig, dass er lebt.«
Erleichtert lässt sie die Schultern sinken, und ich weiß, was sie denkt: Wo Leben ist, ist auch Hoffnung. An denselben Gedanken klammere ich mich auch.
»Aber ich muss dazusagen, dass er keine Seele mehr hat.« Ich reibe die Lippen aneinander, da es mir so unangenehm ist, dass ausgerechnet ich ihr das sagen muss. Trotzdem hat sie ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. »Ich muss ihn schnell finden«, sage ich und wende mich den anderen zu, Leftfoot, Cree, Paloma und Chay, auf deren Gesichtern sich angesichts meiner Worte ebensolche Bestürzung abzeichnet. »Und wenn ich das geschafft habe, muss ich seine Seele finden.«
»Er stirbt, wenn du ihn nicht bald findest!«, schreit Chepi. »Schau doch, wie es Paloma ergangen ist, als sie ihre Seele verloren hatte! Was stehst du noch hier herum? Warum gehst du nicht los und suchst ihn?«
»Er stirbt nicht«, erwidere ich, wobei mir bewusst ist, dass es sich dabei um ein Versprechen handelt, das man einer zutiefst besorgten Mutter niemals machen sollte. Das empfindliche Gleichgewicht zwischen Leben und Tod steht immer auf der Kippe. Trotzdem ist es ein Versprechen, das ich uns beiden mache. »Es ist ganz anders als damals bei Paloma. Soweit ich gesehen habe, ist er schwer verletzt, was bedeutet, dass er natürlich körperlich geschwächt ist. Doch die Zwillinge sind verbunden, und solange Cade lebt, lebt auch Dace. Solange Cade atmet, atmet Dace, ganz egal, wie schwer es ihm auch fällt.« Ich halte inne, damit sie meine Worte aufnehmen und begreifen kann. Bis sie für sie genug Substanz gewinnen, dass sie sich an ihnen festhalten kann. »Aber das heißt auch, und das müsst ihr jetzt alle hören …« Ich sehe jeden von ihnen gezielt an, bevor ich fortfahre. »Die Anweisung, Cade Richter zu töten, ist bis auf Weiteres außer Kraft gesetzt. Niemand unternimmt etwas gegen ihn, bis ich das alles geklärt habe.« Mein Tonfall verrät die Last dieser entsetzlichen Wahrheit. »Obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich das einmal sagen würde, müssen wir alles tun, um Cade am Leben zu erhalten. In Schach und unter Kontrolle, aber am Leben. Sowie Dace in Sicherheit ist, und erst dann, werde ich Cade ausschalten, das garantiere ich. Aber nicht vorher.«
Ein leises Pfeifen entfährt Chays Lippen, während Leftfoot noch eine Frage hat. »Irgendeine Idee, wo du suchen willst?«
»Kojote hat ihn tief in der Mittelwelt abgelegt – irgendwo, wo es dunkel, öde und bedrohlich ist und nicht das Risiko besteht, dass ihn irgendjemand findet. Jedenfalls niemand außer mir.«
»Und mir!«, wirft Xotichl ein. Und um nicht außen vor zu bleiben, hängt sich Lita auch noch an.
Ich wende mich meinen Freundinnen zu, versuche zu sagen: Danke, aber nein danke. Sie daran zu erinnern, dass es nicht ihre Schlacht ist, die gewonnen werden muss. Doch in Wirklichkeit ist es die Schlacht aller. Für jeden hier steht etwas auf dem Spiel. Ich mag die einzige Suchende sein, ich mag die Einzige mit den erforderlichen Fähigkeiten sein, um die Sache zu Ende zu bringen, doch das heißt nicht, dass ich nicht ab und zu ein bisschen Hilfe annehmen darf.
»Ihr könnt damit anfangen, dass ihr heute Abend mit mir im Rabbit Hole abhängt«, schlage ich ihnen vor. Als ich Chepis missbilligenden Blick auffange, fahre ich rasch fort: »Dort gibt es einen Zugang, der zu einer wesentlich tieferen Dimension der Mittelwelt führt, und ich brauche Deckung, damit ich dorthin gelange. Aber zuerst muss ich nach Hause gehen, ein paar Vorbereitungen treffen und mir einen Plan ausdenken. Schließlich kann man ja kein Ziel treffen, das man gar nicht sieht, oder?« Ich fange an zu grinsen, bis ich merke, dass ich gerade Axel zitiert habe, und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
Vierzehn
Xotichl
I ch ramme das Knie gegen die Tür von Litas Auto und überlege, wie ich meine Frage an sie am besten formuliere. Schließlich entscheide ich mich für den direkten Weg. »Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber …« Weiter komme ich nicht, da Lita mir ins Wort fällt.
»Unwahrscheinlich, komplett unwahrscheinlich. Nach allem, was ich erlebt habe, wurde verrückt gerade völlig neu definiert. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser ganze Wahnsinn direkt vor meinen Augen abläuft. Wenn ich nur an
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