Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
hier verschwinden? Ein kleiner Nachtritt könnte uns guttun.«
Ob sie mich verstanden hat, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Doch als sie sieht, wie ich ihr Zaumzeug hole, wird sie unverkennbar munter.
Da ich keine Zeit mit Decke und Sattel vergeuden will, springe ich auf ihren bloßen Rücken und reite zum Reservat, wo Dace an dem Wäldchen mit den verkrümmten Wacholderbäumen auf mich wartet.
»Ich war mir nicht sicher, ob du es schaffen würdest.« Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich den Blick über sein dunkel glänzendes Haar schweifen lasse, über seinen Oberkörper und die perfekt sitzende Jeans. Ich zwinge mich dazu, wegzusehen und mich stattdessen gefälligst zu konzentrieren. Äußerlich mag er ja so stark und sexy wie immer wirken, doch ohne die Seele ist er einfach nicht mehr derselbe. »Wo ist Axel?« Ich blinzle in die Dunkelheit und suche nach einer Spur von ihm.
»Er versucht, wieder zurückzugelangen.« Dace reicht mir die Hand und hilft mir von Kachinas Rücken. Betroffen verzieht er die Miene, als sie auf einmal vor ihm zurückweicht, was sie noch nie getan hat. »Tiere wissen es«, sagt er mit trauriger Stimme und unergründlichen Augen.
»Sie wird sich schon daran gewöhnen. Ich rede mit ihr.«
Doch Dace hält mich auf. Er nimmt meine Hände von ihren Zügeln und verfolgt, wie sie ein paar Schritte davontrottet. »Lass sie ruhig ihren Instinkten folgen. Ich habe nicht vor, noch lange so zu bleiben. Bestimmt fängt sie sich, wenn ich erst wieder ganz der Alte bin.«
Schweigend stehe ich vor ihm, schlagartig schüchtern und unsicher. Doch es dauert nicht lange, da wird meine Schüchternheit von seiner puren, unwiderstehlichen Anziehungskraft überwältigt.
Ich flüstere seinen Namen und presse mich so fest an ihn, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüre. Ich muss an unseren Kuss in Palomas Arbeitszimmer denken und sehne mich nach einer Wiederholung. Sehne mich danach, wieder mit ihm zusammen zu sein. Doch fürs Erste begnüge ich mich mit seiner Nähe.
Dies ist nicht der echte Dace.
Er ist seelenlos.
Unvollständig.
Angetrieben von einem vorübergehenden Energieschub.
Wer weiß, wie lange er anhält?
Ich kann es mir nicht leisten, das aus den Augen zu verlieren.
Ganz egal, wie verführerisch er auch im Mondlicht aussehen mag, ich muss konzentriert bei der Sache bleiben.
Muss die wenige Zeit nutzen, die uns bleibt.
»Erzähl mir von Phyre«, fordere ich ihn auf, denn die Frage erscheint mir angebracht. Lita und Xotichl trauen ihr nicht. Ich traue ihr nicht. Und genau wie Kachina ihre Instinkte respektieren muss, muss ich auch meine respektieren. »Was habt ihr für eine Vergangenheit? Warum ist sie zurückgekehrt? Was will sie von dir?« Ich setze mich auf den Boden, da ich irgendeine Stütze brauche, wenn ich dieses Gespräch bis zum Ende durchstehen will.
Ich lehne mich an einen der verkrümmten Stämme, und Dace tut es mir nach. Er greift nach meiner Hand, umfasst sie einen Moment lang und gibt sie dann ebenso schnell wieder frei. Seine Berührung hinterlässt eine Spur von Hitze, die ich dem von Paloma verabreichten Energietrank zuschreibe. Was bedeutet, dass ich es merken müsste, wenn die Wirkung allmählich nachlässt.
»Unsere gemeinsame Geschichte ist, dass wir vor ein paar Jahren mal zusammen waren, aber nur ganz kurz.« Er atmet tief aus, als hätte ihn die Erklärung viel Kraft gekostet.
»Wie zusammen? Erklär zusammen ?« Die Worte kommen ein bisschen hektisch und nervös heraus. Sofort läuft mein Gesicht rot an, und mein Magen krampft sich zusammen. Doch trotz meiner Abscheu davor, wie eine eifersüchtige Freundin zu klingen, brauche ich Details – muss wissen, was ihn mit ihr verbunden hat.
Er reibt sich das Kinn. Kneift die Augen zu Schlitzen zusammen. »Du weißt schon, zusammen eben.« Sein Tonfall beweist das volle Ausmaß seines Unbehagens, was mich in meiner Entschlossenheit nur noch bestärkt.
»So zusammen, wie wir zusammen sind?«
»Nein.« Er sieht mich mit verkniffenem Mund und eisigem Blick an. »Ich meine, wir haben miteinander geschlafen, das schon, doch es war ganz und gar nicht wie bei uns. Bitte sag das nie, Daire. Denk es nicht einmal.«
»Dann erinnerst du dich also an uns?«, frage ich. Meine Worte klingen jämmerlich, bedürftig und klein.
Er lehnt den Kopf gegen den Baum und schließt die Augen. »Ich erinnere mich an alles zwischen uns.« Er seufzt. »Alles. Von dem Tag an, als ich dich zum ersten Mal an der
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