Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
einen klapperdürren Körper, der vom übertriebenen Drogenkonsum sprach, und rabenschwarzes Haar mit magentaroten Strähnen, das zum Schutz der huevos, torrijas und frittatas unter einem Netz verborgen war. Ihr in einem harten Rot geschminkter Mund formte einen gelangweilten, schmalen Strich, während sie ihren Löffel in diverse Schalen tauchte, Maisfladen belud und die fertigen Gerichte unfreundlich über den Tresen schob.
Eve reihte sich in die lange Schlange ein. In den paar Minuten, die es dauern würde, bis sie an der Reihe wäre, sähe sie sich Penny einfach noch etwas genauer an. Goldene Reifen, die so groß waren, dass man ohne Mühe ein Burrito hätte damit beringen können, baumelten an ihren Ohren, unzählige Kettchen klimperten an ihrem Arm, und die Halbmonde der Nägel waren schwarz und der Rest im selben dunklen Rot wie ihre Lippen angemalt.
An ihrem Unterarm prangte die Tätowierung der Soldados mit dem X für Mord.
» Los, geben Sie Ihre Bestellung auf«, sagte Eve zu Peabody.
» Es gibt doch noch einen Gott.« Als sie an die Reihe kam, bestellte sie sich einen Burrito mit Hackfleisch- und Ei-Ersatz und einen Milchkaffee.
» Na, Penny, wie geht’s?«, fragte Eve, während die andere Frau mit Peabodys Bestellungen beschäftigt war.
Penny hob den Kopf, erblickte Eve und verzog den dunklen Mund. » Habe ich mir doch gedacht, dass es hier nach Bullen stinkt. Aber ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
» Kein Problem. Dann nehmen wir Sie eben einfach mit, vielleicht fällt Ihnen ja auf dem Revier was ein.«
Penny stieß ein verächtliches Schnauben aus. » Ich brauche nirgendwo mit Ihnen hinzugehen. Schließlich ham Sie weder einen Haftbefehl noch sonst was in der Hand.«
» Wissen Sie, Sie sehen verdächtig wie die Frau aus, die gestern Abend ein paar Blocks von hier entfernt einen harmlosen Passanten überfallen hat. Detective, lassen Sie Ms Soto auf die Wache bringen, damit ich eine Gegenüberstellung veranlassen kann.«
» Das ist ja wohl totaler Schwachsinn.«
» Während Sie die Bullen riechen, rieche ich mehrere Stunden Haft und jede Menge Papierkram, ehe ich Sie wieder gehen lassen kann. Vielleicht rufen Sie also besser einen Anwalt an.«
» Ich brauche keinen verdammten Anwalt. Warum belästigen Sie mich? Schließlich mache ich nur meinen Job.«
» Ich auch. Also, wollen Sie hier oder auf der Wache mit uns reden?«, fragte Eve.
» Scheiße.« Wütend stieß Penny sich vom Tresen ab, schnauzte: » Hinter dem Haus« und stapfte los.
Eve bedeutete Peabody, vorne herum zu gehen, und folgte Penny durch das enge Hinterzimmer, bis sie auf der Straße standen.
» Weisen Sie sich erst mal aus«, herrschte Penny sie dort ungehalten an.
Eve zückte ihre Dienstmarke. » Sie haben schon häufiger Probleme mit der Polizei gehabt.«
» Ich habe einen anständigen Job. Meine Miete ist bezahlt. Also lecken Sie mich am Arsch.«
» Ich glaube eher, Sie sind am Arsch. Miguel Flores«, meinte Eve.
Penny zuckte mit einer spitzen Schulter und schob herausfordernd eine ihrer knochigen Hüften vor. » Der tote Priester. Den haben wir alle hier gekannt. Was woll’n Sie also von mir? Ich war schon seit Jahren in keiner Kirche mehr. Weil das alles der totale Blödsinn ist. Das habe ich schon rausgefunden, als ich noch ein kleines Mädchen war.«
» Sie haben ihn gekannt.«
Durch das Glitzern ihrer Augen wurde ihr spöttisches Grinsen noch betont. » Wie gesagt, wir alle haben ihn gekannt. Wir alle kennen all die Padres hier. Sie laufen schließlich ständig überall herum.«
Eve bedachte Peabody mit einem kurzen Blick, als die um die Ecke des Gebäudes bog. » Sie haben ihn gekannt«, wiederholte sie.
» Hören Sie vielleicht schlecht? Das habe ich doch eben schon gesagt.«
» Lino Martinez.«
Etwas blitzte in Pennys Augen auf, bevor sie betont gelangweilt auf einen Fleck ein Stückchen oberhalb von Eves rechter Schulter sah. » Ich kenne niemanden, der so heißt.«
» Also bitte, eine derart dumme Lüge wollen Sie mir doch wohl nicht ernsthaft auftischen. Denn das sagt mir nur, dass ich Ihnen nichts, was Sie erzählen, glauben kann. Lino Martinez«, sagte sie noch einmal, packte Pennys Unterarm und stellte fest: » Sie sollten dieses Tattoo lieber verdecken, wenn niemand etwas von Ihren alten Beziehungen wissen soll.«
» Ich habe Lino zum letzten Mal gesehen, als ich sechzehn war. Damals ist er einfach abgehauen. Sie können alle fragen, die dabei waren, das wird Ihnen jeder bestätigen.
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