Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
fühlen, spuckt sie vielleicht was aus.«
» Glauben Sie, dass er Kontakt zu seiner alten Freundin und zu seinem alten Kumpel aufgenommen, sich aber bei seiner Mutter nicht gemeldet hat?«
» Ich glaube, dass er sich bei seiner Mutter nicht gemeldet hat. Ich glaube nicht, dass sie mir irgendwas verschwiegen hat. Und ich glaube auch nicht, dass er sich bei seinem alten Kumpel Joe gemeldet hat, denn der Typ war viel zu aufgeregt, um uns zu belügen. Vielleicht hat sich Lino ja tatsächlich all die Jahre bedeckt gehalten, aber wahrscheinlich ist er beinahe täglich an der Bodega vorbeigekommen und hat deshalb diese Frau– seine damalige Freundin– beinahe jeden Tag gesehen.«
Sie dachte an Roarke und seine verlorene Jenny.
» Er hätte eine wahnsinnige Willenskraft gebraucht, um nicht den Kontakt zu irgendjemandem zu suchen, mit dem er früher derart dicke gewesen ist.«
Peabody nickte zustimmend. » Warum hätte er schließlich überhaupt wieder nach Hause kommen sollen, wenn er keinen Kontakt mehr zu den alten Freunden hätte haben wollen?«
» Genau. Und wenn man wieder Kontakt zu jemandem von früher aufnehmen will, dann ja wohl zu jemandem, in dessen Nähe man sich wohlfühlt, jemandem, dem man vertraut. Sicher, seine Mutter liebt ihn, doch sein Lebenswandel hat ihr nicht gefallen, sie hat versucht, ihn wieder in die Spur zu kriegen– und vor allem hat sie sich selbst ein neues Leben aufgebaut. Mit einem neuen Ehemann und einem neuen Sohn. Wie hätte er also plötzlich bei ihr auf der Matte stehen und ihr erzählen können, dass er in der Verkleidung eines Priesters wieder heimgekommen ist?«
Eve sah sich nach einem freien Parkplatz um. » Wenn der Kerl Kontakt zu jemandem von früher aufgenommen hat«, erklärte sie, quetschte ihr Gefährt in eine winzige Lücke am Straßenrand und schaltete den Motor aus, » dann hat er diesem Menschen vielleicht auch weit genug vertraut, um ihn in seine Geheimnisse einzuweihen.«
Bereits aus einiger Entfernung verriet das regelmäßige Läuten der Türglocke, dass die Bodega gut zu laufen schien. Einer der frühmorgendlichen Kunden war Marc Tuluz aus dem Jugendzentrum, der ihr mit einem großen Becher dampfenden Kaffees in einer Hand entgegenkam.
» Mr Tuluz«, grüßte Eve.
» Oh. Lieutenant…«
Sie sah ihm deutlich an, dass ihm ihr Name abermals entfallen war. » Dallas.«
» Richtig. Ohne meinen morgendlichen Muntermacher kommt mein Hirn ganz einfach nicht in Schwung«, erklärte er und hielt den Becher hoch. » Ohne meinen Jumbobecher sucre negro bin ich nur ein halber Mensch. Sind Sie nochmal wegen Miguel gekommen?«, fragte er und brach verlegen ab. » Ich weiß einfach nicht, wie ich ihn anders nennen soll. Haben Sie schon irgendwelche Neuigkeiten?«
» Vielleicht kriegen wir heute noch etwas raus. Dann kommen Sie also täglich hierher in die Bar?«
» Manchmal sogar zweimal. Wahrscheinlich hat dieses Zeug bereits all meine Arterien verätzt, aber he.« Er prostete ihr mit dem Becher zu. » Wer will schon ewig leben?«
» Haben Sie Flores manchmal hier getroffen?«
» Sicher, ab und zu sind wir uns hier über den Weg gelaufen. Oder wenn wir beide im Zentrum waren und einer von uns Entzugserscheinungen bekam, ist er schnell rübergelaufen und hat Nachschub für uns geholt. Auch die Burritos sind echt gut. Die mit Abstand besten, die man hier im Viertel kriegen kann. Mindestens einmal in der Woche, wenn wir mittags eine Besprechung im Zentrum hatten, hat einer von uns welche geholt. Ich kann einfach immer noch nicht glauben… können Sie mir Neuigkeiten berichten, Lieutenant? Irgendetwas, was ich Magda weitergeben kann? Ihr geht diese Geschichte nämlich furchtbar nah.«
» Wir gehen allen Spuren nach.«
» Tja. Nun. Dann lasse ich Sie wohl am besten weitermachen und gucke, dass ich selbst endlich ins Zentrum komme«, meinte er und wandte sich zum Gehen.
» Er war also fast täglich hier«, sagte Eve zu Peabody. » Dann war die Versuchung, Penny zu erzählen, wer er wirklich ist, doch sicher irgendwann zu groß, um ihr jahrelang zu widerstehen.«
Unter neuerlichem Glockenläuten trat sie durch die Tür. Es duftete verführerisch in dem einladenden, bunten Raum, und nicht nur an der Frühstücks- und der Kaffeetheke, sondern auch an den Regalen, wo die Leute ihre Einkäufe in rote Körbe luden, herrschte Hochbetrieb.
Zwei Frauen bedienten an der Frühstücksbar, von denen eine Penny war. Sie hatte riesengroße– sicher silikongefüllte– Brüste,
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